Direkt zum Hauptbereich

Underworld: Evolution

Eigentlich habe ich mich, obwohl mir der erste Teil nicht wirklich gut gefiel, auf die Fortsetzung von "Underworld" gefreut. Das Potenzial der Geschichte, welches mit dem ersten Teil noch nicht ausgenutzt wurde, war immerhin groß genug und hätte mit den Fortsetzungen weiter angegangen werden können. Leider scheint Regisseur Len Wiseman, der auf den Regiestuhl zurückkehrte, dieses weiterhin nicht zu sehen und fügt zu den bereits begangenen Fehlern weitere, eklatante hinzu...

UNDERWORLD: EVOLUTION


Nachdem sie Vampir-Oberhaupt Victor (Bill Nighy) für ihren Verrat hat büßen lassen, muss Selene (Kate Beckinsale) gemeinsam mit dem Hybriden Michael (Scott Speedman) fliehen. Sie werden von dem neu erweckten Marcus (Tony Curran) verfolgt, welcher sich mit seinem Bruder William verbünden möchte, um eine neue Rasse zu erschaffen... wobei ihm Selene natürlich im Weg steht. Während des ständigen Kampfes gegen den uralten Vampir versucht diese, die letzten Geheimnisse des komplexen Verrats zu knacken und stößt dabei auf immer neue Hindernisse.

Es gehört sicherlich schon ein gewisses Talent hinzu, eine an sich wirklich gute Geschichte mit viel Potenzial nun auch im zweiten Teil so liegen zu lassen, dass auch das geringste Interesse erlischt. Im direkten Vorgänger gab es immerhin noch einige sehr vielversprechende Ansätze, die schlichtweg von der tosenden Action hinweggefegt wurden. Im zweiten Anlauf wird dieser Ansatz weiterverfolgt, was im Grunde heißt: Die Grundgeschichte wäre noch gut, wenn man sie denn verfolgen würde. Das Minimum an Handlung wird von der beinahe pausenlosen Dauerfeuer-Action aber so plattgemacht, dass es sich gar nicht mehr lohnt, die Story zu verfolgen. 
Es läuft eben immer wieder bloß auf ein weiteres Gefecht hinaus, in welchem sich Selene mal Marcus, mal einem Werwolf, mal einer ganzen Lykaner-Horde und dann auch irgendwann nochmal Marcus stellen muss. Da die an sich schicken Actionszenen immer nach dem gleichen Muster ablaufen (Selene lässt die Schusswaffen sprechen und ballert alles zu Klump) lässt die Langeweile angesichts dieses mauen Ablaufs nicht lange auf sich warten. Obendrauf gibt es dann noch einige erschreckend schlechte, visuelle Effekte und natürlich, wie es sich für eine Fortsetzung gehört, einen ganzen Batzen mehr Brutalität, es muss mehr Blut fließen und es sterben natürlich mehr Protagonisten. Im Grunde lässt Regisseur Wiseman hier alles abnippeln, was nicht bei drei auf den Bäumen ist: Da diese Figuren jedoch niemals in irgendeiner Form gut charakterisiert wurden und der Zuschauer aufgrund der Masse an Todesszenen eh bald abgehärtet ist, ist man hierbei emotional aber eh schon mal ausgeschlossen. 
Neben der banalen und schon bald eintönigen Daueraction will "Underworld 2" aber auch noch so etwas wie eine Geschichte erzählen. Die Chance, das Potenzial des Vorgängers nun endgültig zu nutzen, wird aber zu keinem Zeitpunkt wahrgenommen. Anstattdessen strickt man eine vorhersehbare und enorm langweilige Alibi-Story zusammen, in welcher Selene sich ständig auf der Flucht befindet, in welcher sie keine interessanten Charaktere mehr trifft (der Großteil hat eh keine lange Lebensdauer mehr zu verzeichnen) und in welcher ab und zu kleinere Rückblenden eingestreut werden, um so manches Geheimnis des Vorgängers aufzuklären. Angesichts einer Story, die noch mehr als zuvor nur noch auf Action aufbaut, hätte man sich diese Erklärungen aber auch glatt sparen können, denn innerhalb des ansonsten sehr lauten Films und der schrecklich schwülstigen Dialoge wirken solcherlei Erklärbär-Szenen sehr fehl am Platz. 
Neben den Zuschauern, die sich diesen uneinheitlichen Brei geben müssen, sind die Schauspieler die größten Leidtragenden. Kate Beckinsale war ja noch nie eine Vorzeige-Schauspielerin, doch hier bleibt selbst sie weit unter ihrem Können, während Derek Jacobi ein paar Sätzchen trällern darf. Er darf froh sein, keinen größeren Part erhalten zu haben, denn der ansonsten sehr gern gesehene Schauspieler braucht sich mit solch einem banalen Filmchen seine Vita nicht zu beschmutzen. Bleiben wie gehabt einige nette Ansätze und mancherlei optisches Gimmick, welches gefällt. Weiterhin sollte man nun hoffen, dass die Reihe nun endlich mit dem dritten Teil zu ihrem Potenzial findet... drei weitere Teile eines solchen Trash-Mistes will ich mir nämlich eigentlich ungern noch antun müssen.

Note: 5+





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se