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Sully

Nach "American Sniper" macht Regisseur Clint Eastwood mit einem weiteren, realen Helden weiter, diesmal jedoch mit einem gänzlich anderen. Ich habe den Kriegs-Thriller mit Bradley Cooper bislang nicht gesehen und kann mir deswegen nicht erlauben zu sagen, wie genau diese Figur dargestellt wird, aber es ist wohl absolut auszuschließen, dass dieser Captain Sullenberger ganz anderer Natur ist. Einer, der kein Held sein will, sondern einer werden muss und dies in wenigen Minuten. Und wie Eastwood genau diesen Kampf auf die Leinwand bringt, das ist schon großes Kino...

SULLY


Am 15. Januar 2009 muss der erfahrene, langjährige Pilot Chesley Sullenberger (Tom Hanks) nach einem beidseitigen Triebwerksausfall in Sekundenschnelle Entscheidungen treffen, letzten Endes steuert er die Maschine in den Hudson River zu einer Notwasserung, alle Menschen an Bord überleben das Unglück. Bei der nachfolgenden Untersuchung steht der mittlerweile als Held verehrte "Sully" aber wesentlich schlechter da, denn der Ausschuss zweifelt daran, dass dieser die richtigen Entscheidungen getroffen hat. Eventuell hat er sogar das Leben von 155 Menschen sinnlos in Gefahr gebracht...

Die Geschichte ist altbekannt und vor gut acht Jahren war es das "Wunder vom Hudson", welches tagelang nicht mehr aus den Medien wegzudenken war. Und die Geschichte ist tatsächlich irgendwie ein Wunder, weswegen es nicht erstaunt, dass sich ein versierter Regisseur wie Clint Eastwood der Story angenommen hat... auch wenn es streng gesehen mit "Flight" schon einen recht ähnlichen Vertreter dieser Gattung gibt und man natürlich clever vorgehen muss, um eine solche Geschichte, deren Ausgang eben bekannt ist, noch mit Spannung zu füllen. 
Doch Eastwood gelingt dieses Kunststück bravourös mit einigen Tricks und Kniffen: So zeigt er den spektakulären Flugzeugabsturz erst später über den Film verteilt, als treffsichere Flashbacks und muss sein Action-Pulver so nicht gleich zu Beginn vollständig verschießen. Zwar hat der Film es nicht nötig, seine ohnehin interessante und durchgehend flotte Handlung immer wieder mit Nervenkitzel aufzurütteln, dennoch tut genau dies "Sully" gut, da man sich an den optisch hervorragend inszenierten Szenen des Absturzes doch immer wieder erfreuen kann, denn diese sind (obwohl der Ausgang eben bekannt ist) wenn Eastwood so atemlos spannend und emotional inszeniert, dass die wirklich die wahren Highlights sind. Ein wenig hat er sich in genau diese Szenerie dann aber doch etwas zu sehr verliebt, denn wenn er bereits gesehene Szenen im Finale minutenlang erneut zeigt (auch wenn es handlungstechnisch Sinn ergibt, da die einzelnen Abläufe noch einmal aufgearbeitet werden), dann muss man ihm zumindest vorwerfen, dass er es dabei ein kleines wenig übertreibt. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau wenn man bedenkt, wie grandios diese Szene bis ins kleinste Detail inszeniert worden ist. 
Auch darüber hinaus überzeugt "Sully" mit einer Geschichte, die sich sehr ernst nimmt, dabei aber nie versucht, den Zuschauer zu blenden. Die Titelfigur will kein Held sein, ist aber dennoch einer und genau dies macht ihn so menschlich und für den Zuschauer so sympathisch, sodass man von Beginn an mit ihm mitfiebert. Die Szenen, in welchen Eastwood den Charakter und auch die Selbstzweifel seiner Hauptfigur offenlegt, sind stark, ohne dabei zu sehr aufs Gas zu drücken und auch für leisen Humor wird immer wieder gesorgt. 
Tom Hanks legt dabei eine vergleichweise leise, aber absolut bravouröse Vorstellung aufs Parkett, er verschwindet immer wieder hinter seiner Figur, nuanciert und treffsicher beherrscht er jegliche Szene. Neben ihm glänzt auch Aaron Eckhart als sympathischer Sidekick, der Hanks immer den Rücken deckt. Für die Damen der Runde bleibt da weniger Zeit: Laura Linney muss als besorgte Ehefrau im Grunde den ganzen Film am Telefon verbringen und "Breaking Bad"-Star Anna Gunn hat leider auch kaum etwas zu tun. Ein kleiner, aber doch recht eklatanter Kritikpunkt muss jedoch noch im Bezug auf den Schluss genannt werden, denn für einen Film, der sich so passend auf das große Finale hinarbeitet und dieses dann auch genüsslich zelebriert, endet "Sully" viel zu abrupt. Die Schlacht ist geschlagen und sofort läuft der Abspann, dies hätte man sicherlich besser lösen können.
Fazit: Ein neues Meisterwerk aus dem Hause Eastwood ist "Sully" nicht geworden, aber dennoch ein starkes Drama mit einer grandios inszenierten Actionszene und interessanten Charakteren. Definitiv sehenswert!

Note: 2-




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