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Selma

Es ist schon erstaunlich, dass es bislang keinen Film gab, in welchem Martin Luther King die Hauptfigur war. Der Mann, der sich dem Rassismus in Amerika annahm und im Kampf gegen diesen große Erfolge feierte, wurde erst Ende 2014 die Ehre zuteil. "Selma" nimmt sich dabei jedoch nur einen Zeitraum von wenigen Monaten zur Brust und bringt nicht Luthers ganzes Leben auf mehreren Stationen auf Film. Dass die Handlung dabei immer wieder ausgebremst wird und auch in Sachen Dramatik mehr drin gewesen wäre, lässt sich dennoch nicht verleugnen...

SELMA


Das Jahr 1964: Martin Luther King (David Oyelowo) reist nach Selma in Alabama. Dort möchte er die dortige, zu fünfzig Prozent aus Afroamerikanern bestehende Bevölkerung um sich scharen, um gemeinsam mit ihnen gegen die schwere, rassistische Gewalt, welcher sie ausgesetzt sind, vorzugehen. Präsident Johnson (Tom Wilkinson) möchte davon wenig wissen und wehrt sich gegen ein Gesetz, welches es den Menschen ohne Achtung auf die Hautfarbe erlaubt, zu wählen und die Diskriminierung einzudämmen. Um Gehör zu finden, demonstriert Luther gewaltlos mit seinen Anhängern. Dabei schwappt ihnen jedoch viel Gegenwehr entgegen...

Definitiv ist die Geschichte rund um Luther Kings Taten in Selma eine Geschichte, die es dringend verdient, auf Film gebannt zu werden, alleine schon aus dem Grund, damit wir die damaligen Geschehnisse, die auch heute noch einen unangenehmen, aktuellen Bezug haben, nicht vergessen, damit wir über sie nachdenken können und uns nicht aus der Verantwortung ziehen, wenn es um das Thema Diskriminierung geht. 
An dieser Stelle hat Regisseurin Ava DuVernay sicherlich alles richtig gemacht, denn sie schafft es, das wichtige Thema ansprechend auf Film zu bannen, man kann etwas daraus lernen und wird emotional auch mehr als einmal in den Film hineingezogen, sodass man sich auch später noch seine Gedanken über die schrecklichen Zustände der Rassentrennung in der Mitte der 60er Jahren macht. Auch mit der Besetzung von Daviy Oyelowo in der Hauptrolle ist DuVernay ein großer Coup gelungen, denn dieser besitzt genügend Ausstrahlung und Präsenz, um gerade in den wuchtigen Reden, welche King vor seinen Zuhörern hält, durchgehend zu glänzen. Neben ihm haben versierte Talente wie Tom Wilkinson, Tim Roth und Giovanni Ribisi deutlich weniger zu tun, da ihre Rollen doch sichtlich eingeschränkt werden und aus manch einer Antagonisten-Rolle mehr hätte gemacht werden können. 
Auch in manch anderem Aspekt wird eine Menge Potenzial liegen gelassen, auch wenn man hier dann auf hohem Niveau jammern muss. Dass die Thematik verstanden und dementsprechend kräftig umgesetzt wurde, lässt sich natürlich nicht verleugnen und dass man die Aufgabe, einen Film abzuliefern, der uns an die Vergangenheit erinnert und dementsprechend wichtig ist, ebenfalls erfüllt hat, liegt auf der Hand, somit ist "Selma" sicherlich alles andere als ein schlechter oder auch nur ein durchschnittlicher Film. Man hätte nur eben weitaus mehr daraus machen können. Gerade die gewichtigen Szenen, in welchen den Afroamerikanern mit enormer, physischer und psychischer Gewalt entgegengekommen wird, werden hier doch arg abgeschwächt, durch Zeitlupen und "epische" Momentaufnahmen entsteht zwar ein Gefühl des Großen, der letzte Funke kann aber nicht überspringen. Ein Gefühl, wie sich die Opfer dieser grauenvollen Taten gefühlt haben müssen, stellt sich nicht ein, dafür sind die doch etwas zu unkreativen Bilder zu glatt, in Sachen Kameraarbeit filmt man das Geschehen eher einfach ab. 
Auch manch ein Subplot geht ein wenig unter, so wird die etwas komplizierte Ehe zwischen Martin Luther und Coretta Scott King, gespielt von Carmen Ejogo, zwar mehrfach thematisiert, wirklich weit hinter den Vorhang wird aber nicht geblickt. Es ist zwar löblich, dass man ihre Beziehung auch ein wenig kritisch sieht und sich Zeit nimmt, auch unschönere Momente der beiden einzufangen, dennoch bleibt dabei einiges an der Oberfläche. Wenn sich "Selma" dann seinem Ende neigt, hat man das Gefühl, einiges mitgenommen, viel gelernt zu haben und auch emotional berührt worden zu sein, das Gefühl eines recht einfachen Biopics, welches einzelne Stationen abhakt, ohne weiter nachzuforschen, stellt sich aber ebenfalls ein.
Fazit: Intensiv gespielt und mit gewichtigem Thema, welches allein "Selma" schon zu einem Must-See macht. In Sachen Dramatik wäre aber mehr drin gewesen, denn die Handlung bleibt oftmals oberflächlich, was im Kontrast zu der kräftigen Inszenierung steht.

Note: 3




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