Videospielverfilmungen haben bislang keinen guten Stand in Hollywood. "Warcraft" war im Sommer diesen Jahres qualitativ ein klarer Schritt in die richtige Richtung, dennoch floppte das Werk an den Kinokassen. Bei "Assassins Creed" sah dies jedoch von Anfang an anders aus, denn die beliebte Spielereihe liefert nicht nur schier endloses Potenzial für neue Geschichten, die auch gut auf die Leinwand gebannt werden können, sondern auch einige absolute Topstars in den Hauptrollen, die allein durch ihren Namen die Kassen klingeln lassen können. Ob wir hier nun also endlich die wirkliche Wendung im Bereich der Videospielverfilmungen vor uns haben, möchte ich in meiner Kritik klären...
ASSASSIN'S CREED
Der wegen Mordes zum Tode verurteilte Callum Lynch (Michael Fassbender) wird am Tag seiner Hinrichtung von der Wissenschaftlerin Dr. Sophia Rikkin (Marion Cotillard) aus den Staaten heraus- und in einen geheimen Gebäudekomplex gebracht. Dort wird Lynch in das Gerät "Animus" gezwungen, welches es ihm erlaubt, die Erlebnisse eines seiner Vorfahren während der spanischen Revolution nachzuerleben. Lynch sträubt sich erst, bietet dann aber dennoch seine helfende Hand an, denn Sophia und ihr Vater Alan Rikkin (Jeremy Irons) suchen mit Hilfe der ausgegrabenen Erinnerungen nach etwas bestimmtem, nach einem Artefakt, welches seit Jahrhunderten verborgen ist...
So ganz aufgegangen ist die Rechnung von UbiSoft und 20th Century Fox wohl nicht. Man merkt an allen Ecken und Enden, dass "Assassins Creed" in der Filmversion als neues Franchise ausgelegt war, aber dies wird wohl für alle, denen das Werk gefallen wird, ein Wunschtraum bleiben, denn der Film ging an den amerikanischen Kassen bereits relativ spektakulär baden und auch hierzulande wird das Werk von Regisseur Justin Kurzel bei der gigantischen Konkurrenz von "Vaiana" und "Rogue One" wohl nur schwer über eine größere Randnotiz herauskommen.
Das geschieht dem Film aber leider auch zurecht, denn es ist eine wahre Enttäuschung geworden, was man aus der Spielereihe nun gemacht hat. Als recht großer Fan der ersten Ableger, der jedoch nach "Black Flags" ausgestiegen ist, bei welchem klar wurde, dass sich die Reihe langsam totläuft, habe ich mich auf den Film gefreut und mich auch von den größtenteils sehr verhaltenen Kritiken nicht abschrecken lassen, leider behielten sie aber Recht. Kurzels Werk ist uneinheitlich, zäh und schlichtweg seelenlos, was man ihm an allen Ecken und Enden anmerkt. Für Fans der Reihe gibt es zwar etliche Anspielungen und auch die Actionszenen haben tatsächlich den Drive der Vorlage eingefangen, dennoch bleibt es insgesamt bei einem sehr schwachen Film.
Die Idee, eine neue Geschichte zu erfinden und sich nicht auf die bereits etablierten Figuren zu stützen, war an sich keine schlechte, dennoch fehlt es dem Werk an Tiefe und emotionaler Bedeutung. Die ganze Geschichte ist ziemlicher Murks. Was man den Spielen, die auch ihre Handlungsschwächen hatten, noch nachsehen kann, da sie immerhin erinnerungswürdige Figuren und einen kohärenten Spannungsbogen erschaffen konnten, ist der Filmversion nun ein gigantischer Klotz am Bein. Im Grunde kommt die ganze Story über weite Strecken gar nicht voran, ergötzt sich in kleineren Spurensuchen innerhalb der durch den Animus hervorgerufenen Erinnerungen, um schließlich zu einem minimalen Showdown zu kommen, der enttäuschend und vorhersehbar ist und welcher schließlich viel zu flott in den Abspann überzieht. Dazwischen haben wir wirklich nicht viel gesehen: Über die Charaktere erfährt man im Grunde fast gar nichts und was wir über sie lernen, hat weder Hand oder Fuß noch ist es irgendwie sinnig. Es werden etliche Fragen und Mysterien offengelassen, die wohl in den geplanten Fortsetzungen beantwortet werden sollten, so haben wir hier nun aber nur ein halbes Werk, welches nie wirklich auf den Punkt kommt und den Rest mit schwurbeligen Andeutungen füllt.
Da bleiben eben auch die grandiosen Schauspieler, die man sich für diese Videospiel-Verfilmung einkaufen konnte, auf der Strecke. Michael Fassbender zieht sich mit seinem nuancierten Spiel noch gut aus der Affäre, doch für Marion Cotillard und Brendan Gleeson bleibt eben im Grunde nichts mehr zu tun. Selbiges gilt für Jeremy Irons, der als undurchsichtiger Bösewicht doch nur grimmig gucken darf und ansonsten verschenkt wird. Klar, für Fans der Spiele gibt es einige nette Dinge zu entdecken und auch visuell ist "Assassins Creed" durchaus gelungen, der Rest ist dann aber doch eher öde und bedeutungslos.
Fazit: Zähe Adaption der beliebten Videospiel-Reihe, deren neue Geschichte leider nur verschwurbeltes Storytelling bietet, in welchem eine kaum vom Fleck kommende Story mit netten Actionszenen übertüncht werden soll. Dies klappt natürlich keinesfalls.
Note: 4
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