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Allied - Vertraute Fremde

Der neue Film mit Brad Pitt bekommt tatsächlich mehr Aufmerksamkeit, als man ihm zuvor zugetraut hätte. Natürlich zieht Pitt an den Kassen noch immer gut, doch da gibt es eben noch einen anderen faktor zu "Allied", welcher dem Film hervorragend in die Karten spielt: Pitts Trennung von seiner Traumfrau Angelina Jolie. Die Klatschpresse war sich lange Zeit nicht zu schade, herauszuposaunen, dass Pitt während dem Dreh des Kriegsdramas doch eine Affäre mit seiner Kollegin Marion Cotillard begonnen hat, was der erste Stein für das Scheitern des Hollywood-Traumpaares war. Ob dem so war, das kann auch der Film nicht beantworten. Dass die Zuschauer gerade deswegen aber hineinreinnen werden, das ist ziemlich sicher...

ALLIED


1942: Der britische Spion Max Vatan (Brad Pitt) kommt nach Frankreich. Dort soll er gemeinsam mit der ihm zugeteilten Partnerin Marianne Beausejour (Marion Cotillard) ein Ehepaar mimen, welches sich durch Frankreich stiehlt, um schließlich in Kontakt mit einigen hohen Tieren aus Hitlers Kompanie zu kommen, natürlich mit dem Ziel, diese dann auszuschalten. Aus der gespielten Beziehung wird jedoch tatsächliche Liebe und Max und Marianne beginnen eine Beziehung, die sogar in einer Heirat mündet. Als Max eines Tages erfährt, dass seine Frau jedoch eine deutsche Spionin sein soll, die ihm die ganze Zeit nur etwas vorgespielt hat, weiß er nicht mehr, wem er überhaupt noch vertrauen soll...

Ja, die Klatschpresse wird diesem Film zum Ruhm verhelfen, dabei sollte man das neue Werk von "Forrest Gump"-Regisseur Robert Zemeckis eigentlich fernab von all diesem Trubel rund um Trennungen, Sorgerechtsstreitereien und Lügenpresse genießen. Genießen ist dabei aber auch irgendwie das falsche Wort, denn wirklich gelungen ist das Liebesdrama vor dem Hintergrund eines großen Krieges nicht wirklich. Mit klaren Anleihen an großen Vorbildern wie "Casablanca" zieht "Allied" hier von Anfang an klar den Kürzeren und das hat verschiedene Gründe. 
Zum einen braucht die Geschichte enorm lange, um wirklich in Schwung zu kommen und wenn sich das zweistündige Werk dann irgendwann doch in ein recht passendes Tempo einfindet, ist schon beinahe die Hälfte rum und viel passiert ist während der ersten, sehr zähen Stunde nicht wirklich. Der großartige August Diehl sorgt in seinen wenigen Szenen, in welchen er seine geniale Rolle aus "Inglourious Basterds" quasi wieder aufleben lässt, für starke Spannung, der Rest jedoch ist eine zahnlose Liebesgeschichte, die zeitlos und dramatisch wirken soll, der es aber leider an Dringlichkeit und einem passenden Spannungsbogen fehlt. 
Der Film kommt nicht wirklich voran, die in den Trailern groß präsentierte Verräter-Geschichte startet erst in der zweiten Hälfte, zuvor sollen uns die beiden Hauptfiguren und ihre Gefühle zueinander nähergebracht werden. Obwohl sich Marion Cotillard und Brad Pitt redlich mühen (beide waren schon mal besser, aber spielen gut), fehlt das gewisse Feuer, welches man in einer solchen Lovestory sehen möchte. Es wirkt alles ein wenig fahrig, gestellt und unecht und eben so, als wolle man den großen Vorbildern einer anderen Zeit nacheifern. Dass dieses Rennen aber praktisch nur zu verlieren ist, das hätte man Zemeckis auch zuvor sagen können. Das Drehbuch ist keine Katastrohe, verpasst es aber mehrfach, auf den Punkt zu kommen, streckt seine dünne Geschichte an allen Ecken und Enden und kann durch geringe Dramatik nicht verhehlen, dass es dem Film schlichtweg an Substanz mangelt. 
In der zweiten Hälfte wird es sichtlich spannender, da die Romanze zuvor aber nicht wirklich funktionierte, hier nun aber genau darauf aufgebaut werden soll, fühlt sich auch diese irgendwie nicht richtig an. Zemeckis erschafft wunderschöne Bilder einer anderen Zeit, mit prächtiger Ausstattung, einer lebendigen Kamera und einem schönen Soundtrack, dennoch kann er nicht wirklich gefühlvoll werden, da der letzte Schliff, der Funke einfach fehlt. Es klingt hart, aber trotz der hochdramatischen Grundidee ist "Allied" eine weitestgehend seelenlose Angelegenheit, die sicherlich spannende und emotionale Momente bietet, daneben aber auch sehr viel an unpassendem Leerlauf.
Fazit: Zähe Liebesgeschichte, die fahrig und ungenau wirkt. Die Romanze entwickelt kein echtes Feuer, was die Dramatik auch später erstickt. Optisch und schaupielerisch stark ist "Allied" somit leider doch ein mittelmäßiges Ding, welches mehr sein will, als es eigentlich ist.

Note: 4+




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