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Alien: Covenant

Nach fünf Jahren liefert Ridley Scott, Regisseur des Original-"Alien"-Filmes, endlich die Fortsetzung zu seinem zwiespältif aufgenommenen "Prometheus" ab. Damals wurde bemängelt, dass man sich doch etwas zu sehr auf die bekannten Muster der klassischen Sci-Fi-Schocker stützte und dies mit ziemlich viel religiösem Pathos bestrichen. Das schmeckte nicht jedem, erstaunlich war es dennoch, dass sich Scott für das nun endlich erschienene Sequel tatsächlich wieder auf einen Horrorfilm der alten Schule verlässt: Eine neue Crwe, fiese Monster, ein einsamer Planet und eine Menge Blut...

ALIEN: COVENANT


Im Jahr 2107 befindet sich das Raumschiff "Covenant" auf Kolonialisierungsmission, mit dem Ziel, den fernen Planeten Origae-6 zu erreichen. Mit Hilfe der an Bord befindlichen zweitausend Kolonisten soll dort dann eine neue menschliche Welt errichtet werden. Auf dem Weg fängt das Raumschiff jedoch einen Funkspruch ab und beschließt, die Quelle aufzusuchen... womöglich befindet sich der perfekte Planet ja bereits in ihrer Nähe? Dies stellt sich jedoch als Fehler heraus und die Crew wird auf dem unbekannten Planeten schon bald von grauenvollen, blutrünstigen Monstern gejagt.

Das klingt nun eigentlich im Grunde, als hätte man die Geschichte aus dem Original-"Alien"-Film genommen und sie in die heutige Zeit gesteckt. Und naja, sieht man die ganze Sache mal streng, dann ist Scotts "Covenant", der sich als Fortsetzung von "Prometheus" versteht, leider auch gar nichts anderes. Neue Ideen muss man hier tatsächlich mit der Lupe suchen, unter der Hand wird hier einfach nur genau das gleiche abgespult, was wir bereits aus den vorherigen Filmen kennen und kein Stück mehr. Wo "Prometheus" immerhin noch einige neue Ansätze austestete, wenn auch nicht jeder davon funktionierte, so verlässt man sich hier tatsächlich so dreist auf Altbekanntes, dass man sich schon fragen muss, wieso Scott solch ein einfallsloses Drehbuch, welches einzig und allein wie eine billige, schamlose Kopie wirkt, durchgewunken hat. 
Anscheinend hat er die Kritik an "Prometheus" aber auch einfach falsch verstanden und fegt daher die aufgeworfenen Fragen des Filmes ziemlich wirsch unter den Tisch, lässt sie nur in Ansätzen wieder aufleben, um sich anschließend bloß noch der schnörkellosen, ziemlich banalen Monster-Action zu widmen. Hier zitiert er freilich einige der klassischen Szenen der Reihe, die hier aber auch nur noch aufgewärmt wirken und dementsprechend den echten Schrecken vermissen lassen, uns lässt darüber hinaus tumben Klischees den Vortritt. Natürlich verhält sich die gesamte Crew dann über weite Strecken erschreckend dämlich, lässt sämtliche Sicherheitsvorkehrungen und auch den gesunden Menschenverstand liegen, um im Nachhinein möglichst schnell dezimiert zu werden. Das ist dann ebenso vorhersehbar wie langweilig und hält tatsächlich keinerlei gute Idee mehr bereit. Dass einem die Figuren dabei furchtbar egal sind, weil sich das Drehbuch um Dinge wie Charakterzeichnung einen ziemlichen Dreck schert, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Geschmückt mit einem schwachen Finale, welches kaum Spannung entstehen lässt, hätten wir es somit mit einer ziemlichen Gurke zu tun... gäbe es nicht zwischendurch immer wieder eine Handvoll Szenen, die tatsächlich Freude machen. 
Diese gehören zu größten Teilen dem grandiosen Michael Fassbender, der auch wieder beweist, dass er einer der talentiertsten Schauspieler ist, die wir derzeit so haben. Er beherrscht die Momente, in denen auf "Prometheus" angespielt wird, so gut, dass man manch ein Drehbuch-Loch oder einige blasse Wendungen gerne verzeiht und gerade die ruhigen Momente, wenn sich Android Walter mit seiner eigenen Existenz und seinem Bewusstsein auseinandersetzt, wissen dabei deutlich mehr zu gefallen als die anspruchslose Dezimierung einer Crew durch erneute bissige Monster. Hier blitzt immer wieder einiges an Potenzial durch, welches "Covenant" sonst nicht einlösen mag und zeigt, dass es tatsächlich mindestens ein solider Film hätte werden können. 
Ebenfalls zu gefallen wissen die Optik, die mit dem besten CGI und einer netten Kameraarbeit ausgestattet ist, was man von Mr. Scott und dem hohen Budget aber auch erwarten darf, sowie einige Einzelszenen. So ist der erste Ausbruch der Seuche, der die immerhin sehr flotte Handlung in Gang bringt, tatsächlich recht intensiv und macht Lust auf mehr... leider flacht die Geschichte dann aber immer mehr ab und kommt schließlich zu einem offenen Ende, welches ein wenig Angst macht. Denn hier kündigt sich eine weitere Fortsetzung an, als Zuschauer ist man aber nicht wirklich sicher, ob es das noch braucht. Denn dieses Werk ist zwar über weite Strecken recht unterhaltsam, dabei aber auch so banal, dass es den Titel "Alien" kaum verdient... den hat sich dieses Jahr tatsächlich der weitaus spannendere und schockierendere "Life" verdient: Der bessere "Alien"-Vertreter, obwohl es nicht mal ein Film der "Alien"-Reihe ist.
Fazit: Einfallslose und banale Wiederauferstehung einer einstmals starken Reihe. Es fehlt komplett an neuen Ideen und auch an einer sinnigen Handlung, die sich mit "Prometheus" verknüpft. Immerhin helfen Michael Fassbender und die starke Optik über die miese Geschichte hinweg.

Note: 4+








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