Direkt zum Hauptbereich

Pirates of the Caribbean: Salazars Rache

Wenn die eigene Lieblingsfilmreihe nach einer sechsjährigen Pause endlich fortgesetzt wird, ist das immer etwas Besonderes, auch wenn man ahnt, dass ein neuer Teil niemals an die glorreichen ersten drei Filme herankommen wird, die bis heute meine absoluten Favoriten im Bereich Kino sind. Nun war auch der vierte Film der verflixt erfolgreichen, von Kritikern aber eher abgestraften "Pirates"-Reihe noch grandiose Unterhaltung, aber doch ein kleiner Rückgang... wohingegen der nun erschienene fünfte Teil aber die Erwartungen nach oben stieg. Denn für diesen wurden nicht nur fast alle der bekannten Figuren endlich wieder zusammengetrommelt, sondern auch ein neues Regie-Duo verpflichtet. Bringt uns "Salazars Rache" also auch bereits zum fünften Mal ein perfektes Karibik-Abenteuer?

PIRATES OF THE CARIBBEAN: SALAZARS RACHE


Der junge Henry (Brenton Thwaites) ist schon seit langer Zeit auf der Suche nach dem berühmten Captain Jack Sparrow (Johnny Depp). Er benötigt seine Hilfe, um mit ihm den Dreizack des Poseidon zu finden, der Henrys Vater William Turner (Orlando Bloom) von dem bösen Fluch der Flying Dutchman befreien könnte. Sparrow willigt ein, da auch er das legendäre Artefakt gut gebrauchen kann, dürfte es ihm doch den grausamen Geisterpiraten Captain Salazar (Javier Bardem) vom Halse halten, der Sparrow an den Kragen will und deswegen Barbossa (Geoffrey Rush) als Geisel nimmt, damit dieser ihn zu seinem Feind führt. Auch die Astronomin Carina Smyth (Kaya Scodelario) macht sich aus eigenen Interessen auf die Suche nach dem Dreizack, was die unterschiedlichen Parteien schließlich zusammen und auf eine große Reise voller Gefahren führt...

Für mich war (kaum einer dürfte sich wundern) der fünfte "Pirates"-Film von Anfang an der Streifen, auf den ich mich dieses Jahr im Kino am meisten gefreut habe und konnte es somit kaum erwarten, endlich wieder auf einer neuen Reise meiner liebsten Piraten anzuheuern. Und ich bekam genau das, was ich wollte, wenn auch etwas anders als erwartet. Die erste Hälfte des neuen Streifens, "Salazars Rache" ist großes, rasantes Abenteuerkino, dem es aber an Stringenz fehlt. 
Dank zwei absolut grandios-komischer Actionszenen, die den Geist des Originals atmen und herausragend choreographiert sind, fühlte ich mich sehr gut unterhalten, letzten Endes wirkt der Film in seiner ersten Stunde aber ungewohnt gehetzt, was auch an der diesmal überraschend kurzen Laufzeit von nur 129 Minuten liegen dürfte. Ohne Atempausen und mit mehreren Action-Set-Pieces direkt hintereinander rast "Salazars Rache" nur so dahin und schafft es dabei zu selten, all die Figuren wirklich vernünftig auf den Nenner zu bringen. Die Folge ist, dass gerade Henry Turner als neue Figur ziemlich farblos bleibt, während Kaya Scodelario als Carina immerhin in Ordnung geht. 
Gönnt man sich schließlich, nach manch zu raschen Entscheidungen, auch mal eine Atempause, segelt das Franchise aber endlich wieder in die richtige Richtung und legt atmosphärisch einige Gänge zu. Die krachende Action fehlt dabei weiterhin nicht und es werden uns exzellente, fantastische Szenen, grandiose Effekte und einige wahre Magiemomente geboten... dennoch schlägt hier zwischendurch auch mal eine ruhigere Tiefe ein, die dem Film vorher merklich fehlte. Wo zuvor weitestgehend auf Bombast und viel Humor gelegt wurde, bekommt die Geschichte (die dieses Mal etwas geradliniger erzählt wird, was an "Fremde Gezeiten" erinnert) etwas mehr Unterholz und wird mit einigen sehr hübschen Wendungen ausgestattet. 
Nicht jede davon hat mir persönlich gefallen, manch eine große Enthüllung wirkte gar etwas aufgesetzt, so wie auch der Witz nicht immer funktioniert, dagegen stehen dann aber wieder jede Menge Momente, in denen der Film sowohl auf dramatischer als auch auf humoristischer Ebene ganz genau ins Herz bzw. ins Zwerchfell trifft. Und während des Showdowns bietet sich dabei gleich eine ganze Palette der Gefühle... so emotional, mitreißend und herzzerreißend schön war das Franchise seit dem Schlussakt von "Am Ende der Welt" nicht mehr und wirkt mit seinen letzten Szenen mutig, einfallsreich und schlichtweg richtig, richtig rund... auch wenn eine starke Szene nach dem Abspann schon hindeutet, wohin es bei einem möglichen sechsten Teil gehen könnte. 
Schauspielerisch bekommen die Fans ebenfalls genau das, was sie von einem "Pirates"-Film erwarten: Johnny Depp wirkte in manchen Momenten fast ein wenig zu albern, fing sich aber im Verlauf des Films und liefert mit seiner liebevollen, schrulligen und verpeilten Art wieder jede Menge Gags, auch wenn Jack Sparrow hier insgesamt doch etwas braver und nicht ganz so intrigant anmutet. Neben einem erneut richtig starken Geoffrey Rush, der augenscheinlich noch immer richtig viel Spaß an der Rolle des Captain Barbossa hat, sticht auch Javier Bardem als neuer Bösewicht heraus: Er verleiht Captain Salazar genau die richtige Finesse und Boshaftigkeit, die dieser Geister-Tyrann haben muss. 
Und dann sind da natürlich auch noch einige alte Bekannte und neben einem Wiedersehen mit Kevin R. McNally als Joshamee Gibbs (der diesmal merklich weniger zu tun hat) und Stephen Graham als Scrum (lustig und sympathisch wie zuvor) freuten sich die Fans natürlich besonders auf die Rückkehr zweier Helden der allerersten Stunde. Die Rollen von Orlando Bloom und Keira Knightley fallen dabei erwartungsgemäß sehr klein aus, sind jedoch auf emotionaler Ebene sehr passend und haben mich, als großen Fan der Reihe, tatsächlich zu Freudentränen gerührt. 
Fazit: Nach einem sehr unterhaltsamen und spaßigen Beginn, der jedoch durchaus etwas gehetzt wirkte, nimmt "Salazars Rache" zum Glück noch pünktlich genug Fahrt auf und unterhält mit dem gewohnt starken Mix aus herrlichem Witz, großen Gefühlen und viel Abenteuer. "Pirates"-Fans fahren also auch mit dem neuen Film mehr als gut.

Note: 2






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid