Jeder möchte mit Woody Allen drehen und das kann man ihnen nicht verübeln. Allen sorgt seit Jahren beinahe pflichtschuldig für neue Werke, erschuf etliche Klassiker und selbst in seinen schwächeren Filmen kann er hervorragend mit Schauspielern umgeben. Dementsprechend sind seine Filme auch stets mit einem illustren Ensemble aus großen Namen in großen und kleinen Rollen ausgestattet, die er munter aufeinander loslässt. Das ist ihm auch 2016 mit seiner kleinen Komödie "Cafe Society" wieder gelungen, die manch bekannte Gesichter zum ersten Mal in ihrer Laufbahn gemeinsam vor die Kamera stellt...
CAFE SOCIETY
Der junge Bobby Dorfman (Jesse Eisenberg) kommt in den 1930er Jahren nach Hollywood, um dort für seinen Onkel Phil Stern (Steve Carell), dem eine einflussreiche Casting-Agentur gehört, zu arbeiten. Nach den ersten Wochen findet sich Bobby in Hollywood zurecht und entwickelt Gefühle für Phils Sekretärin Veronica (Kristen Stewart), die ihn in der Stadt herumführt. Diese ist allerdings vergeben, was Bobby einen kleinen Rückschlag versetzt. Während er über Phil einige Berühmtheiten kennenlernt und neue Freundschaften schließt, versucht er Veronica zu bekehren... die nun, da sie auch für ihn etwas empfindet, zwischen den Fronten steht.
Seit Woody Allen tatsächlich im zuverlässigen Jahresrythmus einen neuen Film in die Kinos bringt, hat auch die Qualität nachgelassen. Sie sind immer noch gut, keine Frage, der kleine Event-Charakter seiner Werke jedoch ist nicht mehr spürbar und generell scheint es sogar so, als hätte dieser Altmeister nichts großartig Neues mehr zu erzählen. Dies merkt man auch in seinem neuesten Werk: "Cafe Society" kam 2016 in die Kinos und ist quasi darauf prädestiniert, keine neuen Ideen zu liefern. Stattdessen schwelgt Allen in den alten Zeiten, den Zeiten der großen Hollywood-Stars, Glanz und Glamour, der ebenso oberflächlich wie vergänglich ist, Zeiten von schicken Anzügen, von charmanten Männern, schönen Frauen und, wie könnte es auch anders sein, der Liebe. Allen inszeniert diese Zeit gewohnt charmant und erschafft ein ebenso stimmiges wie atmosphärisches Bild einer Epoche, die Schönheit ausstrahlte, in ihren inneren Kreisen aber genau diese Attribute nur ganz selten beinhaltete. Auch auf diese Aspekte wirft Allen dann mal konkretere Blicke: Da gibt es unerwiderte Liebe, Trennungsschmerz, schwierige Entscheidungen, gar Mord und organisiertes Verbrechen.
Das macht tatsächlich Spaß, denn ist ebenso rund wie stilsicher, Allen führt sein illustres Ensemble gewohnt fantastisch, die Dialoge strotzen nur so vor Cleverness und Witz... und dennoch möchte es nicht restlos begeistern. Allen hat uns rein gar nichts Neues zu erzählen und obwohl er selbst kleinere Szenen mit solch einem wunderbaren Detailreichrum anreichert, Herz und Humor hinzugibt, fehlt das gewisse Etwas. Dies könnte diesmal an der Geschichte an sich liegen, die im Kern doch äußerst banal anmutet. Es geht im Grunde um eine Dreiecksgeschichte, die für so in der Filmgeschichte schon etliche Male gesehen haben, was im Grunde nichts Schlechtes sein muss, da solcherlei Erzählmuster irgendwie zeitlos sind, hier jedoch eher allein dastehen. "Cafe Society" entwickelt sich sehr vorhersehbar und schlägt im Grunde keinerlei überraschende Wendung ein, dümpelt nach dem starken Beginn gar so sehr in altbekannten Mustern, das kleinere Längen auftreten können.
Auch der Versuch, die charmant erzählte, aber eben doch sehr geradlinige Liebesgeschichte aufzupeppen, indem man sie mit einem Subplot rund um Bobbys Bruder Ben versorgt, der im organisierten Verbrechen New Yorks für manch ein Problem sorgt, funktioniert nicht restlos. Diese Geschichte läuft eher nebenher und gibt dem Film keinen echten Mehrwert, bringt gerade der klaren Hauptfigur Bobbys keine entscheidenden Seiten und lässt diesen Plot etwas willkürlich wirken. Das ist schade und gerade ein grandioser Autor wie Allen macht es sich hier über weite Strecken wirklich ein wenig zu einfach und driftet mit manch einem Charakter etwas zu sehr ins Klischee ab... teilweise sind sogar ganze Szenen so klassisch, dass man sie entweder als eine wunderbare Hommage verstehen kann oder als das etwas ambitionslose Nachahmen größerer Vorbilder. Beides hat etwas für sich, beides stellt aber auch nicht ganz zufrieden.
Anlasten kann man aber immerhin den Schauspielern nichts, denn Jesse Eisenberg spielt die auf ihn perfekt zugeschnittene Rolle gewohnt souverän, Steve Carell entgeht der Gefahr, seinen Onkel Phil in eine Karikatur abgleiten zu lassen, überraschend gut und Kristen Stewart ist ohnehin immer bezaubernd. Hier sogar noch einmal besonders, denn Allen gibt dem jungen "Twilight"-Star so viele wunderbare Szenen, dass man kaum die Augen von ihr lassen kann, wobei sie sogar die hier mit wesentlich weniger Leinwandzeit beschmückte Blake Lively locker überstrahlt.
Fazit: Allens neuestes Werk ist gewohnt charmant, stilsicher, humorvoll und wunderbar gespielt. Die Geschichte, obwohl erheiternd, verläuft jedoch in arg vorhersehbaren Ideen und lässt vermuten, dass Allen hier tatsächlich keine neuen Ideen parat hatte.
Note: 3
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