Nach dem überraschenden Erfolg des Horrorschockers "Alien" floppten etliche Nachahmungstäter in den nächsten Jahren an den Kinokassen, was auch eine von den Produzenten erwünschte Fortsetzung irgendwann schwierig machte: Man befürchtete, diese würden ebenfalls finanziell Schiffbruch erleiden, da das Publikum der Thematik überdrüssig erschien. Nach einigen Verstrickungen ging der Film unter der Regie des großen James Cameron schließlich doch in Produktion, brachte Sigourney Weaver zurück, feierte große Erfolge an den Kassen... und gilt auch qualitativ bis heute als eine der besten Fortsetzungen der gesamten Filmgeschichte.
ALIENS
Siebenundfünfzig Jahre flog Ellen Ripley (Sigourney Weaver) in ihrer Hyperschlafkapsel durchs All, bevor sie zufällig gefunden und gerettet werden konnte. Die Eingliederung auf der Erde fällt ihr nicht leicht, sogar die Geldgeber der ehemaligen Forschungsreise, die in einen Kampf auf Leben und Tod abdriftete, wollen ihr nun an den Kragen. Als Ripley erfährt, dass auf dem Planeten, auf welchem das Alien Jahre zuvor strandete, nun Forscher leben, entschließt sie sich, gemeinsam mit dem Militär nach dem Rechten zu sehen. Keine Minute zu spät: Die Aliens haben die Menschen dort schließlich doch angegriffen und nehmen die Station als ihr neues Nest wahr...
Während "Alien" Ende der Siebziger noch mit einem sehr kleinen Budget produziert wurde (was man dem Film gerade heute ja auch deutlich ansieht), stand für das Sequel mehr Geld zur Verfügung, welches James Cameron (der sich zuvor bereits durch seinen "Terminator" einen Namen gemacht hatte) dann auch gerne verpulvert. Die Spezialeffekte sind für einen beinahe dreißigjährigen Film absolut großartig und erschaffen auch heute noch grandiose Bilder, was beweist, dass Cameron in technischer Hinsicht auch damals bereits ein Vorreiter war. Ähnliches bewies er später sicherlich auch mit seinen Meisterwerken "Terminator 2", "Titanic" und natürlich auch "Avatar".
Die Sets sind größer und beeindruckender, die Schlachten gegen die fiesen Aliens, die diesmal gleich in ganzen Scharen anrücken, sind noch spektakulärer ausgefallen. Und auch wenn Cameron von der Wucht des Vorgängers weiß, in welchem die Angst und der Schrecken eben daher rührte, dass man das Monster nur selten und schemenhaft zu Gesicht bekam, tut es der Spannung keinen Abbruch, dass diese nun deutlich aktiver reagieren. Natürlich kostet es ein paar Horrorpunkte, dass nun Dutzende der gefräßigen Monster umherlaufen und auch deutlich häufiger auf die Jagd gehen, dies kompensiert Cameron aber durch sein ausgezeichnetes Spannungsverhältnis.
Nach einem sehr interessanten Einstieg, welcher die Charaktere auf ihren Punkt bringt und noch dazu einige überraschend tiefgründige Elemente auspackt, um seine Figuren zu zeichnen, geht es schließlich schon recht bald rund auf dem Heimatplaneten der Aliens. Der Mittelteil zieht sich zwar ein wenig, wenn die vielen Figuren hier etwas zu lang durch dunkle Gänge kriechen und schleichen, ohne dass dabei auf Sroryebene großartig viel geschehen würde, sobald Cameron das Gaspedal jedoch gefunden hat, nimmt er es nicht mehr runter. Dies geschieht ungefähr zur Halbzeit dieses in der Extended Version zweieinhalb Stunden langen Monsterfilmes, was für den Zuschauer über eine Stunde Nägelkauen und Mitschwitzen bereithält. Cameron hat immer neue Ideen, seine anfangs noch etwas blassen, später aber umso sympathischeren Figuren das Leben schwer zu machen, er bringt das Adrenalin immer wieder auf Hochtouren und nutzt dafür ebenso die altbekannten Horror-Klischees als auch manch einen neuen Einfall. Wer genau hier sein Leben wann lassen muss, das ist nie ganz klar und sorgt für einige faustdicke Überraschungen, wobei sich auch die Interaktionen der Charaktere untereinander sehr interessant gestalten. Ob es nun eine gute Idee war, auch noch ein Kind in die Hauptbesetzung zu bringen, muss jeder für sich selbst entscheiden, denn der Spannung selbst ist das kleine Mädchen hier nicht wirklich zuträglich... stören tut es aber auch nicht, sondern sorgt für einen recht rührenden Subplot.
Und bei diesem wären wir schließlich auch bei Sigourney Weaver angelangt, die die Rolle ihres Lebens hier wieder aufgreift. Und dies gleich so gut, dass die Academy Weaver glatt mit einer Oscar-Nominierung belohnte. Das ist vielleicht ein wenig zu hoch gegriffen, ehrt aber immerhin den Durchbruch Ridley Scotts, Frauenfiguren als Heldinnen zu besetzen, dem auch Cameron hier durchaus folgt. Denn während die Männer rund um Bill Paxton, Paul Reiser und Co. mit der Alien-Übermacht rasch überfordert sind, sind es Sigourney Weaver und die an Michelle Rodriguez erinnernde Jenette Goldstein, die hier ebenso tough wie kraftvoll agieren. Nach einem grandiosen Finale, welches das Herz gleich mehrfach höher und schneller schlagen lässt, geht "Aliens" schließlich rasch in seinen Abspann über und lässt uns endlich durchatmen... nach über zweieinhalb Stunden, die so spannend und hervorragend inszeniert waren, dass man nur applaudieren kann, denn seinen klassischen Vorgänger hängt dieser Film klar ab.
Fazit: "Aliens" ist ein hervorragender Horror-Thriller. Hochspannend, mit sympathischen und gut skizzierten Figuren ausgestattet, visuell beeindruckend und fantastisch inszeniert. Trotz einiger Längen im Mittelteil ist dieser Film seinem Vorgänger also deutlich überlegen!
Note: 2+
Kommentare
Kommentar veröffentlichen