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Der große Gatsby

Remakes und Neuinterpretationen bekannter Geschichten stehen in Hollywood schon seit langer Zeit an der Tagesordnung. Bei manchen von ihnen lohnt es sich sicherlich, wenn man diese Storys an neue Sehgewohnheiten anknüpft und manchmal auch noch neue Seiten entdecken kann, während andere bloß an neues Herausschlagen von Geld dank einer bekannten Marke erinnern. Die Erwartungen an eine neue Verfilmung des großen Gatsby waren jedoch hoch, sahen die ersten Bilder 2013 doch fantastisch aus. So recht zu begeistern wusste der Film dann jedoch nicht...

DER GROSSE GATSBY


Im Jahr 1922 kommt Nick Carraway (Tobey Maguire) nach New York, auf der Suche nach einem neuen Leben und dem amerikanischen Traum. Dort trifft er seine Cousine Daisy Buchanan (Carey Mulligan) und ihren Ehemann Tom (Joel Edgerton) wieder, mit denen er viel Zeit verbringt. Schließlich landet er als geladener Gast auf der Party des reichen Jay Gatsby (Leonardo DiCaprio), der durch eine Erbe an viel Geld kam, nun ein gigantisches Schloss direkt neben Nicks Wohnung besitzt und beinahe täglich riesige, turbulente Partys schmeißt. Nick fühlt sich von der extravaganten und geheimnisvollen Persönlichkeit angezogen, freundet sich mit Gatsby an... und weiß noch nicht, dass er sich inmitten eines Plans befindet, den sein neuer Freund schon lange verfolgt.

Baz Luhrmanns Version der Geschichte ist die mittlerweile vierte Verfilmung des bekannten Stoffes und den ersten Trailern nach zu urteilen schien dieser in den Händen des "Australia"-Regisseurs in guten Händen zu liegen. Und tatsächlich, Luhrmann traut sich einige Neuheiten zu, geht auch mal unkonventionelle Wege und schafft es insbesondere, einige erinnerungswürdige Bilder und Momente zu kreieren. Hat man sich nach der ersten halben Stunde dann auch an die skurille, aber auch ziemlich sogkräftige Mischung aus knalligen Farben, Zeitlupen und aktuellen Pop-Songs in alter Kulisse gewöhnt (was erst nicht zusammenpassen möchte, später aber erstaunlich gut funktioniert), dann ist man irgendwie auch drin im Film, was weniger an der Geschichte selbst als an den Bilderwelten liegt, die Luhrmann hier erschafft.
Das er dies tun würde, war aber ohnehin klar: Seine Filmografie bewegte sich bereits zuvor in solch stilistischen Klopfern und "Der große Gatsby" steht alledem in nichts nach. Jedes Bild wirkt wie ein kleines Kunstwerk, jedes Musikstück ist perfekt gewählt. Das ist herausragend inszeniert, auf Dauer aber tatsächlich auch ziemlich kühl berechnend. Es sieht zu perfekt aus, etwas zu glatt und die stets perfekt herausgeputzten Darsteller wirken innerhalb der goldenen, bunten Kulisse auch etwas gezähmt. Wenn die Kameras in den teils arg digital und künstlich wirkenden Bildern immer wieder gewagte Fahrten unternimmt, über Seen und durch Städte und Partys rast, dann ist das schon ziemlich hip, nutzt sich aber auf Dauer auch ziemlich ab.
Dies gilt auch für die Hauptfigur des großen Gatsby an sich. Leonardo DiCaprios Performance ist dabei erwartungsgemäß grandios, allerdings bringt die Figur an sich auch einige künstlerische Fragezeichen mit sich. So wird um seinen Charakter während der ersten halben Stunde ein geradezu kitschiges Rätselraten gemacht... er ist im Schatten zu sehen, hält sich zurück, agiert aus dem Halbdunkel. Sobald man diesen Mann und vor allem seine Pläne und Gefühle kennenlernt, muss man feststellen, dass er eigentlich gar nicht so groß ist. Das Drehbuch bringt zwar seine Ambitionen und Ziele auf den Punkt, trägt ihn aber nicht auf den Status eines großen Helden, was der anfänglichen Pompösität um seine Person krass entgegensteht. Da wirkt die Zeichnung des von Tobey "Spider-Man" Maguire solide gespielten Carraway doch etwas deutlicher und angenehmer, während weitere Figuren ebenfalls überzeugend von großen Namen wie Carey Mulligan, Joel Edgerton oder "Terminator"-Star Jason Clarke gespielt werden.
Die im Zentrum stehende Liebesgeschichte weiß dann, wenn der Film in Sachen Bilder- und Ausstattungswut ein wenig zur Ruhe kommt, zu überzeugen, bringt einige überraschende Wendungen mit sich und sorgt schließlich auch für einiges an Dramatik. So richtig satt fühlt man sich am Ende aber doch nicht und muss sich fragen, warum Luhrmann um manch eine seiner Plots ein solch großes Tohuwabohu veranstaltete... ist de Geschichte letztendlich doch weitaus kleiner und persönlicher, als die Bilder es vermitteln würden. Das ist ein cleverer und unkonventioneller Schachzug, sorgt aber auch für eine gewisse Uneinheitlichkeit, mal sogar für emotionalen Abstand, was der Geschichte an sich nicht immer zuträglich ist und auch für die ein oder andere vermeidbare Länge sorgt.
Fazit: In aufwendigen Bildern komponiertes Drama, welches mit tollen Schauspielern bestückt ist. Die Geschichte kann ihre Dramatik aufgrund teils überzogener, pompöser Inszenierung und einigen Längen aber nicht immer passend entfalten.

Note: 3







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