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The Zero Theorem

Terry Gilliam gilt, trotz seiner vergleichsweise kurzen Biografie, als einer der wichtigsten Filmemacher unserer Zeit, der so manches Kultwerk erschaffen hat. Ich jedoch möchte seiner Spur ungern folgen. Die bisherigen Werke, die ich von ihm gesehen habe, sprechen mich einfach in keinster Form an: "Das Kabinett des Doktor Parnassus" beispielsweise empfand ich als eben so banal wie stumpfsinnig, dem Klassiker "12 Monkeys" gab ich eine Chance, hielt jedoch nicht bis zum Ende durch... eventuell werde ich es jedoch irgendwann noch einmal versuchen, diese Geschichte wirklich zu schauen. Vielleicht aber auch nicht so bald, denn "The Zero Theorem", eines der neuesten Werke Gilliams, raubte mir bereits wieder einiges an Enthusiasmus.

THE ZERO THEOREM


In einer dystopischen Zukunft verbringt der exzentrische Qohen Leth (Christoph Waltz) jede freie Minute zuhause, alleine und eingeschlossen, wartend auf einen speziellen Anruf, der seinem Leben einen Sinn geben soll. Arbeiten tut er für eine IT-Firma, dort knackt er mit Hilfe seiner Fähigkeiten als Computergenie Identitäten und Codes. Qohen selbst fühlt sich in dem Job und unter den Menschen nicht wohl und möchte das Management um eine Versetzung bitten... er will anschließend seine Arbeit zuhause verrichten, um seinen Anruf nicht zu verpassen. Schließlich läuft ihm auf einer Party jedoch die junge Bainsley (Melanie Thierry) über den Weg und alles ändert sich.

Nein, auch dieses Mal hat es Terry Gilliam nicht geschafft, mich für seine skurillen Welten zu beweisen. Sicherlich hat er durch seine sehr eigensinnige, an neuartigen Ideen nicht gerade arme Version des Filmemachens einen großen Fankreis gewonnen, ähnlich wie Quentin Tarantino oder Tim Burton, mit dem Unterschied, dass Gilliams Werke wirklich nicht für jedermann etwas sind. Dieses Problem hatte ich auch mit "The Zero Theorem", da ich der Version des Regisseurs innerhalb dieser an sich doch eher flach inszenierten Zukunft nicht folgen wollte oder konnte... oder einfach beides.
 Die Geschichte hat auf dem Papier einen gewissen Reiz, leider verhaspelt Gilliam sich in all seinen Plots und wird so skurill und wirr, dass von Spannung keine Rede mehr sein kann. Im Zentrum dieser Handlung steht Qoren Leth und auch über diesen erfahren wir herzlich wenig... oder auch sehr viel, dies kann man sehen wie man will. Letztendlich wird Leth aber nie wirklich lebendig, seine Taten sind zu selten nachvollziehbar, ich wurde mit der Figur nicht wirklich warm. Das kann natürlich auch an der Leistung eines hier kaum wiederzuerkennenden Christoph Waltz liegen, der solide, aber ansonsten unter seinen Möglichkeiten spielt. Das einzig wirklich Bemerkenswerte an Waltz' Darstellung dürfte sein, dass er hier diesmal keinen Bösewicht spielt, was ja mittlerweile auch zu einer absoluten Seltenheit zählen dürfte, Tarantinos grandiosen "Django Unchained" aus dem Jahr 2013 mal ausgenommen. 
Doch auch abseits des nur schwer nahbaren Hauptcharakters konnte mich der Film niemals anpacken. Er wirkt storytechnisch unausgereift, dreht sich im Kreis und hat mich in seiner wirren Geschichte niemals packen können. Es werden viele Fässer aufgemacht, einige werden auch behandelt, innerhalb dieser doch recht seltsamen Zukunftsversion ist das aber doch alles eher Schein als Sein. Am Ende haben wir ebenso viele Fragen wie die Hauptfigur, die wichtigste Frage dürfte jedoch sein, ob einen das alles wirklich interessieren muss. Gilliam hat wieder einmal eine Menge vor, er schafft es jedoch nicht, seinen Zuschauern all sein Wissen, all seine Intentionen greifbar zu machen... streckenweise darf man sogar daran zweifeln, ob er selbst den klaren Überblick über sein Projekt hatte, denn einen klaren Sinn konnte ich kaum entdecken. Stanley Kubrick kann man beispielsweise nicht vorwerfen, dass er selbst in seinen ebenfalls sehr schweren, für mich zu hohen Werken kein Ziel gehabt hat. "The Zero Theorem" jedoch wirkt tatsächlich ebenso ziellos und verwirrt wie seine Hauptfigur, er verstrickt sich über überzogene Nebenfiguren, über kalte Emotionen und über eine sehr schwach aufgebaute Geschichte. 
Ganz nett sind dabei einzig und allein die Bilder, die Terry Gilliam zu Beginn von der dystopischen Zukunft zeigt: Eine Welt, die den Menschen darin nicht in Ruhe lässt, in welcher sich die Privatsphäre verabschiedet hat, der Mensch nur ein einzelner, unwichtiger Punkt in einem Arbeitskreis ist. Er muss funktionieren oder er ist wertlos. Das hat tatsächlich eine Wahrheit, die man auch mit unserer heutigen Gesellschaft vergleichen kann... neu ist diese Idee aber auch nicht und haut heutzutage auch nicht mehr vom Hocker.
Fazit: Wirre Zukunftsdystopie mit einem unterforderten Christoph Waltz. Terry Gilliams Version hat mich schnell verlassen, es mangelt nicht an neuen Ideen, dafür aber an Spannung und dem Interesse, den Zuschauer in diese Welt zu ziehen, denn dieser bleibt innerhalb dieses Wirrsals eher alleine.

Note: 5-




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