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Mad Max

Eine der Filmreihen, auf die ich bislang noch keinen Blick geworfen hatte, war "Mad Max". Ich war ein wenig angefeuert von dem gigantischen Erfolg, den "Fury Road" 2015 an den Kinokassen feierte und die Trailer machten einen solch genialen Eindruck, dass ich mir vornahm, dem Franchise bald eine Chance zu geben. Seit Weihnachten steht die Box mit allen vier Filmen nun in meinem Regal, erst jetzt bin ich aber dazu gekommen, hineinzuschauen. Den Start der Reihe bildete dabei ein enorm billig produziertes Action-Vehikel, welches heute einiges an Glanz verloren hat.

MAD MAX


In einer nicht näher beschriebenen Zukunft arbeitet Max Rockatansky (Mel Gibson) als Polizist und hat dabei mit seinem Partner Jim Goose (Steve Bisley) eine ganze Menge zu tun. Brutale Motorrad-Gangs beherrschen die Straßen, sorgen für Angst und Schrecken unter den Menschen, töten, vergewaltigen und rauben. Max versucht, diesen Verbrechern Einhalt zu gebieten, kann gegen den Anführer der Bande, dem "Toecutter" (Hugh Keays-Byrne) jedoch wenig ausrichten. Als sich die Verbrecher plötzlich auf sein privates Umfeld konzentrieren, beschließt Max jedoch, seinen Feinden endlich entgegenzutreten...

George Miller produzierte "Mad Max" Ende der Siebziger mit einem Minimal-Budget... sogar eigene Besitztümer musste er aufbringen, da die Produktion kein Geld mehr besaß. Da dürfte den Studios mehr als einmal der Angstschweiß im Gesicht gestanden haben, wie uns die Filmhistorie zeigte, hat sich das Wagnis aber gelohnt, denn die Reihe gehört bis heute zu den Klassikern des Action-Genres. Ob das auf jeden Film des Franchises zutrifft, darüber darf natürlich wie immer munter diskutiert werden, denn gerade der erste Film (der bis 2015 sogar noch auf dem Index stand, nun jedoch ungekürzt ab sechzehn Jahren freigegeben ist) unterhält nicht durchgehend. 
Das Minimal-Budget sieht man dem Werk immer wieder an, auch wenn man zugeben muss, dass die Actionszenen für einen Film aus dem Jahr 1979 tatsächlich sehr gut aussehen. Da gibt es halsbrecherische Stunts, gewagte Verfolgungsjagden und jede Menge zerstörter Karren... "Fast & Furious" lässt dabei herzlich grüßen. Trotzdem sieht das gerade in Sachen Schnitt heute ein wenig billig aus, streckenweise wirken ganze Szenen so vermurkst, dass sich ein unfreiwilliges Lachen über die Lippen spielt. 
Das könnte dann aber auch an der Handlung an sich liegen, die im Kern und an sich spannend ist, der es aber über weite Strecken an Dringlichkeit und Tiefe fehlt. Die Antagonisten werden im Grunde einzig und allein durch ihre Taten auf den Straßen definiert. Dass diese sicherlich schrecklich und brutal sind, steht außer Frage, darüber hinaus entwickeln die Bösewichte aber keine echte Bedrohung, wirken durch ihr ständiges Gegacker und Geschreie sogar eher stumpf, weswegen der Zuschauer nie wirklich Angst vor ihnen hat. Dass der Held sie irgendwann zur Strecke bringen wird, steht außer Frage und wirklich fürchten tun wir uns um ihn auch nie. Das mag daran liegen, dass Mel Gibson die Hauptrolle spielt, dem ja im Grunde kaum jemand etwas anhaben kann, oder dass auch die anderen Charaktere vollkommen unterentwickelt bleiben. Zwar überlebt auch auf der Helden-Seite nicht jede Figur mehr den Abspann, trotzdem bleibt der Zuschauer emotional auf Abstand. Die Geschichte ist ebenso konventionell wie bis in die kleinsten Ecken vorhersehbar, im Grunde kann man den Film bereits nach wenigen Minuten bis zum Abspann durchrechnen und wird dabei wohl mit beinahe jeder Szene Recht behalten. 
Zudem nimmt die Geschichte auch erst recht spät an Fahrt auf und schleicht sich während der ersten Hälfte durch einige sauber inszenierte, aber auch recht lapidare Einzelheiten, die unausgegoren und halbherzig wirken. Miller versucht, die einzelnen Figuren vorzustellen, erreicht durch deren Klischees heute aber nicht mehr als ein kleines Achselzucken. Dem gegenüber stehen dann die starken Actionszenen, welche die mittelmäßige, nur teilweise spannende Geschichte, ausgleichen können. Großartige Unterhaltung ist das, trotz einiger auch dramatisch treffsicherer Szenen, nicht, aber als gerade noch solider Kick-Off einer großen Filmreihe geht "Mad Max" dann doch in Ordnung. Ich hoffe nur, dass die Fortsetzungen mit etwas mehr Cleverness und Wendigkeit aufwarten können.
Fazit: Die Actionszenen sind gerade für das kleine Budget sehr ansehlich, auf Story-Ebene kocht "Mad Max" aber auf Sparflamme, verlässt sich auf Konventionalles. Das unterhält, ist dabei aber auch nur sehr selten packend.

Note: 3-




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