1979 revolutionierte Ridley Scott das Horror-Genre. Mit "Alien" entstand ein Klassiker, der in wenigen Tagen bereits sein fünftes, offizielles Sequel bekommt (wenn man "Prometheus" aus der Reihe ausschließt)... und das Original hat bis heute kaum etwas von seiner Faszination verloren. 2003 brachte der "Gladiator"-Regisseur, der nun auch den neuen "Alien"-Film "Covenant" inszenierte, den Klassiker in einem neuen Director's Cut wieder in die Kinos, ausgestattet mit neuen, nie zuvor gesehenen Szenen und einigen stilistischen Abänderungen. Diese Fassung habe ich nun, zur Vorbereitung auf den neuen Film der Reihe, erneut gesehen...
ALIEN
Eine siebenköpfige Besatzung, darunter Captain Arthur Dallas (Tom Skerritt) und der dritte Offizier Ellen Louise Ripley (Sigourney Weaver) befinden sich auf dem Raumschiff Nostradamus auf dem Rückweg zur Erde. Noch weit von der Heimat entfernt wird die Crew jedoch aus dem Hyperschlaf geweckt, um einem unbekannten Signal nachzugehen, welches von einem in der Nähe befindlichen Planeten abgesendet wurde. Die siebenköpfige Truppe sieht nach und macht dabei die Bekanntschaft mit einem außerirdischen Wirtswesen, welches sich Zugang zur Nostradamus verschafft, wo es schließlich Jagd auf die Crew macht...
"Alien" war, auch wenn der Film aus heutiger Sicht sicherlich einiges an Staub angesetzt hat, im Jahr 1979 Hollywood in vielerlei Hinsicht voraus. Zum einen besitzt das Werk die erste wirkliche weibliche Heldin der Filmgeschichte: Sigourney Weaver gelang als toughe Weltraumoffizierin in jungen Jahren der Durchbruch und zudem ebenete sie gleich den Weg für eine ganze Reihe an starken Frauenfiguren in den verschiedensten Genres. Während die Männer an Bord dem Alien langsam, aber sicher in die Fänge geraten, kämpft Ellen Ripley bis zum Ende und sichert sich so einen Platz unter den erinnerungswürdigsten Filmhelden aller Zeiten.
Dabei hat Weaver bis zum hochspannenden Finale eigentlich nicht mehr zu tun als der Rest der Darsteller, alle bekommen ihre Zeit und bleiben dabei einigermaßen gleichwertig. Ridley Scott nimmt sich Zeit, die Figuren einzuführen, mehr Zeit, als man einem solchen Werk wohl zu heutiger Zeit gönnen würde und auch wenn ihre Konflikte und ihre Charakteristika nur angerissen werden, werden diese sogleich zu sehr menschlichen Akteuren gemacht, die nicht als bloßes Alienfutter angesehen werden, sondern einiges an Tiefe besitzen. Dies gelingt Scott in wenigen, dafür aber prägnanten Szenen, sodass wir in der zweiten Hälfte, wenn das titelgebende Monster wirklich beginnt zu wüten, mit jedem Einzelnen von ihnen mitfiebern.
Dabei führt Scott uns mehr als einmal an der Nase herum, lässt durch die starke Atmosphäre zittern und nicht immer ist vorherzusehen, welche der Figuren denn als nächstes auf der Abschussliste steht. Durch sehr ruhige Szenarien, in denen Scott einzig und allein das Raumschiff, seine schmutzigen Gänge, Winkel und Ecken abfilmt, entsteht eine Atmosphäre, die sich nicht durch simple Schockeffekte steigern muss, sondern durch Ausstattung und Musik lebt... und durch das, was man eben nicht sieht. Das Alien selbst ist stets nur sehr kurz zu sehen, in Winkeln zu erahnen oder schemenhaft in der Finsternis zu erkennen, auch die raschen Todesszenen werden schnell geschnitten. Vieles bleibt der Fantasie des Zuschauers überlassen, was hervorragend funktioniert.
Natürlich ist aber aus heutiger Sicht nicht mehr alles überzeugend an "Alien". Die Effekte sind, gerade im überarbeiteten Director's Cut, auch heute noch größtenteils ansehlich, zwischendurch offenbart der Film dann aber doch einige spürbare Längen. Was durch die viele Ruhe der Atmosphäre sehr zuträglich ist entwickelt durch die heutigen Sehgewohnheiten dann aber irgendwann doch eine etwas zähe Langsamkeit. Für eine solch simple Geschichte dauert "Alien" mit 116 Minuten dann doch ein wenig zu lang und wird nicht jeder seiner Wendungen wirklich gerecht, sondern konzentriert sich eher auf sein Hauptspektakel: Den Kampf gegen das gefräßige Monster an Bord des Schiffes. Das ist sehr spannend und auch heute noch erstaunlich gruselig, in Sachen Tiefe erreicht es aber noch keinen Kultstatus und bleibt eher durch atmosphärische Einzelszenen denn als ganzes Werk in Erinnerung. Ganz besonders schön ist jedoch die Verpflichtung manch eines heute sehr bekannten Stars: Neben Veronica Cartwright und Tom Skerritt sind nämlich auch der jüngst verstorbene John Hurt (dem die wohl kultigste Szene des ganzen Filmes gehört) sowie "Der Herr der Ringe"-Star Ian Holm mit an Bord.
Fazit: Auch heute noch weiß "Alien" trotz mittlerweile ungewohnter Langsamkeit und einigen Längen zu fesseln und zu gruseln. Mit einigen hervorragenden Tricks erschrecken wir uns noch immer vor dem grausigen Monster, welches Filmgeschichte schrieb.
Note: 2-
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