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Alien - Die Wiedergeburt

Für mich gehört es mittlerweile zur zwingenden Gewohnheit, mir eine ganze Filmreihe noch einmal anzuschauen, bevor ein neuer Teil des Franchises in die Kinos kommt, schließlich will ich alle wichtigen Informationen noch einmal frisch parat haben und Vergleiche ziehen können. Das kann dann aber auch mal in mühselige Arbeit ausarten, wenn die Reihe eben nicht gänzlich gelungen ist... und Arbeit sollte es wohl eben nicht sein, sollen Filme doch unterhalten, packen und erfreuen. Das vierte "Alien"-Kapitel erfreute mich jedoch zu keinem Zeitpunkt und präsentiert uns den klaren Abstieg dieser einstmals so guten Horror-Reihe.

ALIEN - DIE WIEDERGEBURT


Zweihundert Jahre nach Ellen Ripleys (Sigourney Weaver) Tod ist es Wissenschaftlern gelungen, ihren Körpern anhand gefundener DNS zu klonen und sie neu zum Leben zu erwecken. Dabei soll sie auf einem Raumschiff als Wirt fungieren, um ein Alien zum Leben zu erwecken. Die Wissenschaftler, angeführt von dem skrupellosen Doktor Jonathan Gediman (Brad Dourif) beschaffen sich nach dem Gelingen des Experiments weitere Wirte, um noch mehr Außerirdische zu züchten. Dies geht jedoch gewaltig nach hinten los, als die ausgewachsenen Monster aus ihren Käfigen entkommen und eine Jagd auf die Crew starten, zu der nun auch eine hinzugestoßene Gruppe aus Söldnern gehört...

Dass "Alien 4" zumindest nicht gut werden würde, stand bereits nach den ersten Minuten des Filmes außer Zweifel. Nun war auch bereits der dritte Film alles andere als das Gelbe vom Ei, was sich die Macher nun hier jedoch aus den Fingern saugten, um rasch noch einen vierten Ableger hinterherzuschicken, das ist schon mehr als lächerlich. Die Autoren müssen Logik und Stringenz mehrfach mit Füßen treten, um Ellen Ripley erneut als Hauptfigur aufzustellen und wie dies geschieht, das ist ziemlich dämlich. Generell zeichnet sich die komplette Geschichte durch eine enorme Stumpfsinnigkeit aus, sodass man diese schnell ad acta legt und nur noch hofft, dass nach einigen netten, aber ungenutzten Ansätzen zumindest die Alien-Hatz überzeugen mag. 
Nachdem die Monster nach gut einer halben Stunde also ausbrechen und die menschliche Crew gewohnt gefräßig aufs Korn nehmen, muss man jedoch auch diese Erwartungen begraben, denn nach einem dummen, immerhin aber irgendwie sympathischen Einstieg wird es noch um einige Ecken schlechter. Der neue Regisseur des Franchises, Jean-Pierre Jeunet, findet keinerlei Zugang und schafft es nicht, durch seine blasse Inszenierung irgendeine Art der Spannung zu erzeugen. Er kopiert besonders beim wegweisenden Original. wo er nur kann und misst sich dabei mit einem Film, den er niemals toppen kann. "Alien 4" steht dabei klar im Schatten all seiner Vorgänger, sogar in dem des sehr mittelmäßigen dritten Teils, und steckt auch als alleinstehender Film schnell einiges an Prügel ein. 
Das liegt zum einen an dem katastrophalen Drehbuch aus der Feder des späteren "Avengers"-Regisseurs Joss Whedon, der Charaktere und eine kohärente Sinnigkeit der Story mehrfach mit Füßen tritt, aber auch daran, dass den Machern wenig Neues eingefallen ist. Der Ansatz, die Aliens nun zu klonen, wurde in den Vorgängern zwar mehrfach angesprochen und wird nun erstmals wirklich ausgeführt, letzten Endes gleitet es aber eben doch wieder nur in die altbekannte Hetzjagd durch finstere Gänge ab, wo die blassen, größtenteils unsympathischen Charaktere einer nach dem anderen dahingerafft werden. Dies geschieht diesmal noch eine ganze Ecke blutiger als zuvor, was jedoch augenscheinlich nur der Fall ist, da man darüber hinaus wenig zu bieten hat. Die Macher treiben den Ekel-Horror über zerplatzte Köpfe, Unmengen ekligen Schleimes und abgetrennte Körperteile bis zum Äußersten, die miesen Spezialeffekte sorgen aber dafür, dass es nicht schockt, sondern gerade angesichts der schwachen Geschichte eher belustigt. Ob dies so angedacht war, lässt sich angesichts des trockenen Humors innerhalb des Filmes, schwer sagen. Dennoch ist es so oder so eine ziemliche Beleidigung für die vorherigen Filme, die sich noch ernst nahmen und dabei auch mehr als einmal gruselten. 
Noch schlimmer wurde jedoch mit der Figur der Ellen Ripley verfahren, die hier vollständig verraten wird und als Anker der Geschichte nicht mehr funktioniert. Was ihr hier an schwachsinnigen Wendungen auferlegt wird, kann nur als schlechter Scherz gemeint sein. Da kann auch Sigourney Weaver wenig retten, aber immerhin bieten sie und die neu hinzugestoßene Winona Ryder noch einiges an Präsenz, während der Rest der prominenten Besetzung (unter anderem Ron Perlman und "Der Herr der Ringe"-Bösewicht Brad Dourif) nicht mehr als Kanonenfutter darstellen und auch so spielen.
Fazit: Mit "Alien 4" sinkt der Stern der ganzen Reihe und trägt die Reihe zu Grabe. Eine schwachsinnige Geschichte, verbunden mit miesen Effekten, überzogenem Gore-Horror und etlichen, unfreiwillig komischen Szenen, die schlecht inszeniert sind. Hoffen wir, dass Ridley Scott nun, zwanzig Jahre nach diesem filmischen Unglück, neue, bessere Ansätze zeigt. Viel schlechter kann es aber eigentlich ohnehin nicht werden.

Note: 5+




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