Seit dem Ende der grandiosen "Harry Potter"-Filmreihe versucht sich die damalige, weibliche Hauptdarstellerin ebenso wie der Rest der mit dem Franchise aufgewachsenen Schauspieler vom Image ihrer bekanntesten Rolle zu lösen. Und sicherlich ist ihr dies gelungen, denn mit facettenreichen Auftritten in den unterschiedlichsten Genres, zuletzt in der Neuverfilmung von Disneys Märchen "Die Schöne und das Biest", zeigt Watson, dass sie auch außerhalb der großen Reihe in Hollywood bestehen kann. Auch in düsteren Werken war sie nun schon einige Male zu sehen, unter anderem in dem Thriller "Regression" aus dem Jahr 2015...
REGRESSION
1990 im US-Bundesstaat Minnesota: Detective Bruce Kenner (Ethan Hawke) ermittelt in einem schwierigen Fall. Die siebzehnjährige Angela Gray (Emma Watson) sagt aus, dass ihr Vater John (David Dencik) sie mehrfach sexuell missbraucht habe. Als Bruce John festnagelt und über seine Aussagen weitere Spuren nachverfolgen kann, die sogar in den Kreis der Polizei führen, steckt er bereits tief in einem finsteren Stück der amerikanischen Geschichte. Schon bald vermutet Kenner, dass er einem satanistischen Kult nachjagt, dem Angela möglicherweise zum Opfer gefallen ist...
Die Geschichte soll auf einer wahren Begebenheit beruhen und auch wenn der Film immer wieder kleine, falsche Spuren legt, dürfte daran kaum ein Zweifel bestehen. Das Werk bleibt realistisch und trotz manch einer überzogen wirkenden Wendung durchaus nachvollziehbar. Leider lotet Regisseur Alejandro Amenabar das Potenzial des Stoffes kaum aus und verfilmt sein selbst geschriebenes Drehbuch relativ streng nach Lehrbuch. Das ist dann alles ab und zu ganz spannend, kommt aber nicht über den Standard eines Kriminalfalles aus, den man in so manch durchschnittlicher Crime-Serie im Abendprogramm sehen kann: Unterhaltsam, aber sicherlich auch nicht mehr. Auf Basis eines Kinofilmes ist dies dann natürlich noch weniger wert, denn viel Aufregendes kommt während dieser hundert Minuten nicht herum.
Amenabar findet auf inszenatorischer Basis keinen richtigen Zugang zu dem Stoff und ist obendrein auch nicht mutig genug, diese an sich recht gewagte und sicherlich nicht einfache Geschichte mit genügend Feinheiten auszustatten. Man macht es sich hier dauerhaft viel zu einfach, verstrickt sich in einigen Längen und widmet sich auch den Figuren nicht ausreichend, sodass diese recht fahrig und uninteressant bleiben. Dies gilt besonders für die Hauptfigur des Bruce Kenner, von dem wir zwar wissen, dass er ein anständiger Cop ist, der alles tut, um die Wahrheit ans Licht zu bringen, ansonsten aber nur sehr wenig erfahren. Über solcherlei Klischee-Informationen bleibt Kenner ein zwar sympathischer, aber auch sehr austauschbarer Charakter, der die Zuschauer schon bald langweilen dürfte.
Einzig Ethan Hawkes gewohnt gute Performance dürfte darüber hinwegtäuschen, was im Übrigen auch für David Thewlis gilt, den man ebenso wie Emma Watson bereits aus der "Harry Potter"-Reihe kennt: Dort spielte er Remus Lupin, Mitglied des Phönixordens. Thewlis ist auch hier wieder über jeden Zweifel erhaben, leider ist dem Skript aber auch zu seiner Figur wenig Aussagekräftiges eingefallen, sodass uns auch er merkwürdig fernbleibt. Und dann ist da natürlich auch noch Emma Watson, die doch weniger zu tun hat als man nach den Trailern vermuten durfte. Watson spielt solide, kann sich gegen ihre weitaus erfahreneren Kollegen aber nicht behaupten und agiert dabei nicht durchgehend glaubwürdig. Gerade das siebzehnjährige Missbrauchsopfer nimmt man ihr nicht ab, da fehlt es ihr noch deutlich an emotionaler Tiefe.
Über die soliden, aber ebenfalls keines aufsehenerregenden Darstellerleistungen hinweg bietet uns der Film dann auch sonst nicht viel mehr. Es wird versucht, durch manch ein aufgebauschtes Horror-Szenario etwas atmosphärische Grundstimmung zu erzeugen, da hier jedoch auch mehr als einmal übertrieben wird und gerade Kenners Alpträume wie aus einem B-Movie entsprungen scheinen, geht auch dieser Versuch nach hinten los. Am besten ist "Regression" immer dann, wenn man sich den Ermittlungsarbeiten Kenners und der Polizei widmet, leider bleibt es aber auch hier bei altbekannten Ansätzen, die wir so oder auch besser schon in anderen Filmen und Serien gesehen haben... beispielsweise in "Dexter" oder auf filmischer Basis in den Meisterwerken "Sieben" und "Zodiac" von David Fincher.
Fazit: Das Potenzial des Stoffes wird für einen standardisierten 08/15-Thriller ausgegeben, dem es an Tempo und Mut fehlt. Der Film plätschert ohne wirkliche Aufregung vor sich hin und hat dabei, trotz des gewichtigen Themas, rein gar nichts Neues zu erzählen.
Note: 4
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