Bei manchen Filmen ist es irgendwie ein Unfall, dass man sie sich ansieht. Man hat es niemals vorgehabt, sich im Grunde sogar vorgenommen, sie zu ignorieren, aber dann sitzt man schließlich doch im Kinosaal. So verhielt es sich bei mir mit der Komödie "Mädelstrip", die letzte Woche bei uns in den Kinos anlief. Die Trailer schreckten mich bereits ab und brachten mich nicht einmal zum Schmunzeln und ich hätte mir den Film wohl niemals in den Lichtspielhäusern angesehen, hätte nicht eine Freundin mehrfach von dem Werk geschwärmt (sie hatte ihn schon in einer Community Preview sehen dürfen). Also nahm ich doch im Kinosessel Platz und sah mir Goldie Hawns ersten Kinofilm seit fünfzehn Jahren auf der großen Leinwand an...
MÄDELSTRIP
Emily (Amy Schumer) wurde gerade von ihrem Freund Michael (Randall Park) verlassen und steht nun alleine da. Der gemeinsame Urlaub ist bereits gebucht und Emily möchte diesen nicht verfallen lassen. Schließlich beschließt sie, ihre Mutter Linda (Goldie Hawn) mit nach Ecuador zu nehmen, da sich diese doch schon länger nur noch in ihrer Wohnung einschließt und ihr Leben an sich vorbei ziehen lässt. Doch Emilys Plan auf einige weitreichende Änderungen geht nach hinten los, werden die beiden Frauen doch schon am ersten Tag entführt und finden sich in der Hölle Kolumbiens wieder...
Wer sich ein Ticket für "Mädelstrip" zieht, der weiß im Grunde ja schon ganz genau, was einen dabei erwartet. Dementsprechend nahm ich mit recht niedrigen Erwartungen im Saal Platz und zu Beginn wurden diese auch ziemlich genau erfüllt. Die erste Hälfte der Komödie ist, um es noch freundlich auszudrücken, ausgesprochen lau und erfüllt dabei klar die Bedingungen einer modernen, amerikanischen Comedy-Parade.
Da wird in sehr hohem Tempo unglaublich viel gequatscht, die meisten Gags kennt man indes schon aus dem Trailer und Szenen, die ohnehin schon nicht sonderlich witzig sind, werden minutenlang in die Länge gezogen, bis man noch nicht einmal darüber schmunzeln mag. So ist die unvermeidliche Trennung von Emily und Michael gleich zu Beginn allein deswegen schon nicht mehr witzig, da man sich hier lange auf einer Idee ausruht, die schon beim ersten Versuch nicht zünden wollte. In ebenso vorhersehbaren wie altbekannten Bahnen laufen dann auch die nächsten Stationen des Films ab, bis es schließlich, nach gut einer halben Stunde, zu der im Zentrum stehenden Entführung kommt und sich die Situation um Mutter und Tochter auf brutale Weise zuspitzt.
Langsam nimmt "Mädelstrip" ab diesem Zeitpunkt dann auch an Tempo auf und bringt uns zumindest eine Handvoll Szenen, die man als gelungen abhaken kann und wo auch mal der ein oder andere lautere Lacher und etliche Schmunzler drin sind. Das ist dann schon mehr als man nach den miesen Trailern erwarten konnte und somit dank des netten Slapsticks und einigen feinen Ideen und Subplots als Pluspunkt zu verstehen.
Die gelungenen Gags gehen dabei aber weniger auf das Konto von Amy Schumer und Goldie Hawn. Während Schumer schon bald nur noch nervt und Hawn sicherlich nicht mehr so glänzend aufgelegt ist wie noch vor zwanzig Jahren, wissen nämlich die skurillen Nebenfiguren weitaus mehr zu gefallen und sorgen in den Nebenhandlungssträngen für flachen, aber ebenso treffsicheren Witz. Besonders die Ferienwache sorgt dabei für einige geniale Szenen und Joan Cusack als stumme und mordsgefährliche Ex-Special-Ops-Agentin vereint dabei einige der witzigsten Szenen alleine auf sich.
Dann gibt es noch einige recht flotte Actionszenen oben drauf und fertig ist eine ebenso dumpfe wie überraschend charmante Komödie, die sehr schnell wieder vergessen ist. Natürlich macht dies die ausgesprochen miese erste Hälfte nicht wett, immerhin langweilt man sich aber auch nicht großartig und schwimmt somit solide auf einer Welle der US-Comedys a la "Baywatch" mit, die noch immer irgendwie funktionieren können... auch wenn man nicht genau weiß, woran dies nun wieder liegt.
Fazit: In der zweiten Hälfte nimmt die zuvor ebenso witzlose wie flache Handlung ein wenig an Fahrt auf und sorgt besonders dank der schillernden Nebenfiguren für manch einen Lacher. Amy Schumer und Goldie Hawn können indes in den schwach gezeichneten Hauptrollen wenig Charme ausstrahlen.
Note: 4+
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