Der Animationsfilm "The Boss Baby" lief an, während ich eine (kinofreie) Woche in London verbrachte. Ich wollte den Film schon länger sehen, angesichts der immer wieder neu hinzukommenden Filme jeden Donnerstag schaffte ich es jedoch erst jetzt, gut zwei Monate nach dem deutschen Kinostart, mir das neue Werk der "Shrek"-Produzenten ansehen. Und naja, ich habe anscheinend nicht viel verpasst, denn obwohl ich ganz nett unterhalten worden bin, hat mich die Animationskomödie nicht vom Hocker gehauen...
THE BOSS BABY
Als die Eltern des siebenjährigen Timothy eines Tages mit einem Baby in der Tür stehen, welches fortan sein jüngerer Bruder sein soll, bricht für den Jungen eine Welt zusammen: Mutter und Vater haben keine Zeit mehr für den Erstgeborenen, die Nächte werden durch das ewige Geplärre kürzer und das Baby scheint alles in Besitz zu nehmen. Als Timothy eines Abends aufdeckt, dass dieses jedoch in Wahrheit ein Erwachsener in Kinderform ist, beginnt ein Kampf zwischen den beiden. Während Tim seine Familie zurückgewinnen will, ist dem "Boss Baby" daran gelegen, sein Geheimnis zu hüten... hat er bei der Familie doch einen wichtigen Auftrag durchzuziehen.
Die Grundidee als solche ist ja schon ziemlich originell und macht tatsächlich Lust auf mehr. Und ja, die Macher feuern während der folgenden 83 Minuten dann auch aus allen Rohren und lassen so manch spaßige Idee folgen, von der man sagen kann, dass man sie so im Kino eben doch auch noch nicht gesehen hat... dementsprechend besitzt "The Boss Baby" sicherlich seine Existenzberechtigung und das noch vor so manch anderem Film des Animationsgenres.
Leider haben die Macher dann aber doch etwas zu sehr in ihre eigene Qualität vertraut und einen Großteil der gelungenen Gags bereits im Trailer verbraten, sodass diese im letztendlichen Film nicht mehr wirklich zünden möchten. Den Rest, den man dann so zu sehen bekommt, ist dann zwar ganz nett und hält auch für die Erwachsenen einige spaßige Anspielungen auf Kino-Klassiker wie "Jäger des verlorenen Schatzes" bereits, generell ist der Mehrwert hier dann aber leider kein großer mehr. Die Geschichte wird, je weiter sie voranschreitet, immer konventioneller und kommt schließlich während eines überladenen und hektischen Showdowns zu dem vorhersehbaren, zuckersüßen Ende, von welchem ich stets hoffte, man möge es vielleicht noch umkreisen. Aber nein, trotz der originellen Grundidee ist das natürlich immer noch ein Familienfilm und deswegen gehört solch eine moralische Wende und auch ein wenig Kitsch eben dazu.
Auch das rasante Tempo verzeichnet, wohin sich der Animationsfilm entwickelt hat, wenn er nun nicht gerade von Disney oder Pixar kommt: In ein extrem schnelles, kaum Pausen zulassendes Dauerfeuer, welches immer wieder einen interessanten, visuellen Gag ausgräbt, dem es aber auch gelingt, das Publikum trotz der kurzen Laufzeit recht früh taub zu schießen. An und für sich sind beinahe alle Szenen lustig, aneinandergereiht ist es dann aber doch zu viel. Auch der Bösewicht gehört erneut in die Schublade der grotesken, herumhampelnden Dauerblödmänner, wie sie auch die "Ich - Einfach unverbesserlich"-Reihe gerne hervorbringt und die ich mittlerweile einfach nicht mehr sehen kann und will.
Dementsprechend ist an "The Boss Baby" letzten Endes weniger neu, als es zu Beginn noch den Anschein macht, denn außerhalb der netten Rahmenhandlung ist das doch irgendwie alles schon mal dagewesen. Selbst die Animationen sind hier nur noch state of the art und können keinesfalls mit der meisterhaften Technik der Pixarwerke mithalten, weswegen das Vergnügen auch optisch nur ein sporadisches ist. Schade eigentlich, ich habe deutlich mehr erwartet.
Fazit: Die Grundidee ist super und auch die Einzelszenen sorgen für einige clevere Lacher. Angesichts des enormen Dauerfeuer-Tempos und der wechselnden Qualität der Gags ist aber nur ein halbgares Animationsvergnügen drin.
Note: 4+
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