Es war einer der größten Film-Hypes der letzten Jahre. Als 2015 die Verfilmung des höchst umstrittenen Erotik-Romans "Fifty Shades of Grey" in die Kinos kam, waren besonders Frauen auf aller Welt verzückt von der anzüglichen Romanze, während Kritiker dem Werk wenig abgewinnen konnten. Der Erfolg war riesig und die Fortsetzung lief dann auch pünktlich zwei Jahre später an... am Valentinstag 2017. Diesmal war der Hype tatsächlich nicht ganz so riesig, vielleicht weil mit dem Erstling damals tatsächlich nicht jeder einverstanden war. Ist das womöglich ein Zeichen dafür, dass "Gefährliche Liebe" noch schwächer geworden ist als das bereits sehr mittelmäßige Original? Oder nimmt die Reihe plötzlich doch an Fahrt auf, was man ihr zu diesem Zeitpunkt kaum zutrauen würde?
FIFTY SHADES OF GREY - GEFÄHRLICHE LIEBE
Anastasia Steele (Dakota Johnson) hatte ihrem ehemaligen Lover Christian Grey (Jamie Dornan) eigentlich den Laufpass gegeben... dennoch entschließt sie sich, dem Mann noch einmal eine Chance geben, mit der Voraussetzung, dass sie in der Beziehung diesmal einige Worte mitzureden hat. Dies scheint vorerst ziemlich gut zu laufen und beide ergänzen sich sowohl in Sachen Ehrlichkeit als auch in Sachen Sex. Als Anastasia jedoch in einen Konflikt mit ihrem Vorgesetzten Jack Hyde (Eric Johnson) gerät und Christian weitere Geheimnisse verstecken muss, beginnt die Beziehung erneut zu kriseln...
"Fifty Shades of Grey" überzeugte 2015 keinesfalls durch eine ausgefeilte Handlung, denn dafür waren die Charaktere viel zu flach und ungriffig und die Geschichte an sich blieb auf ähnlichem Soap-Niveau hängen. Dennoch lieferte der Film dann doch eine Bildgewalt, die man einem solchen Werk kaum zugetraut hätte und entwickelte so zumindest teilweise einen kleinen Sog... keinen, der dem Hype in irgendeiner Form gerecht werden würde, man muss aber auch sagen, dass es immerhin kein schlechter, sondern nur ein höchst mittelmäßiger Film war.
Auch das Sequel reiht sich in diese Qualität ein, mit kleineren und größeren Schlenkern nach unten, die "Gefährliche Liebe" deutlich schwächer als das Original scheinen lassen, aber eben auch nicht ganz so furchtbar mies wie es von vielen Ecken herschallt. Im Grunde bekommen alle Fans des ersten Teils hier genau das, was sie erwarten, demnach hat das Studio hier auch den richtigen Riecher bewiesen. Das Zielpublikum wird zufrieden gestellt, demnach stimmen auch die Zahlen noch einigermaßen, alles ist gut. Oder?
Naja, nicht ganz, denn filmisch ist auch dieser zweite Teil noch immer ziemlich bescheiden, diesmal fehlt ihm sogar stückweise die beeindruckende Bildsprache, verbunden mit einem starken Soundtrack: James Foley, der diesmal auf dem Regiestuhl Platz nahm, traut sich nicht annähernd so mutige Kameraauschnitte zu, was die im Zentrum stehenden Sexszenen zwar erneut schlüpfrig, aber nicht annähernd so erotisch macht. Streckenweise wirkt es glatt so, als hätte Foley einfach nur die Kamera draufgehalten, er findet keinen echten Zugang zu dem Stoff und bleibt den Zuschauern somit zumindest einiges schuldig.
Daneben stehen die Schwächen, die auch bereits das Original innehatte: Blasse Figuren in ebenso blassen Konflikten, die kaum über Telenovela-Elemente herauskommen und sich im Grunde immer nur im Kreis drehen, bis man eigentlich gar keine Lust mehr hat, dem ständigen Wechselspielchen zu folgen. Flache Charaktere, die sich im Grunde immer nur dasselbe zu sagen haben und dabei auch mal gerne Entscheidungen treffen, die sich dem Zuschauer nicht wirklich erschließen. Zwar wirkt Anastasia diesmal deutlich griffiger und nahbarer, ich konnte zumindest in Ansätzen nachvollziehen, was sie an Christian findet (was im Original ja nicht einmal annähernd der Fall war), dass sie sich nach einer recht verheerenden Trennung dann aber nur zehn Minuten nach der Filmeröffnung dem schmachtenden Schönling erneut an den Hals wirft, ließ mich nur noch verwirrt mit dem Kopf schütteln: Hier hat man es sich storytechnisch wirklich sehr einfach gemacht.
Der Rest ist dann eben eine ebenso kitschige wie mal schlüpfrige und mal (für dieses Genre) überraschend prüde Veranstaltung. Wenn Grey aussagt, er würde es Anastasia diesmal "richtig hart besorgen" und anschließend kurz auf dem heimischen Billardtisch den Verkehr mit ihr ausübt, wird die Sadomaso-Thematik hier doch ziemlich verharmlost. Für das Massenpublikum müssen dabei eben noch immer Abstriche gemacht werden, weswegen die ganze Aufregung auch beim zweiten Teil kaum den Aufwand wert ist. Das hat man kommen sehen und so wird sich das ganze wohl auch nächstes Jahr, wenn uns der dritte Film erwartet, weitergehen. Die Massen werden trotzdem ins Kino rennen... das kann einem gefallen, muss es aber sicherlich auch nicht.
Fazit: Wer den ersten Teil mochte, wird auch mit der Fortsetzung gut bedient sein. Wer bislang jedoch nichts mit den flachen Charakteren, der zähen Handlung und den mal schlüpfrigen, dann aber wieder überraschend prüden Erotik-Szenen anfangen konnte, wird hier sicherlich auch nicht bekehrt.
Note: 4+
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