Dass Netflix mit ihren originalen Serien Erfolg hat, ist längst bekannt. Starke Shows wie "House of Cards" und "Orange is the new Black" sorgen auch noch nach vier bzw. fünf Staffeln für hohe Zahlen, klingelnde Kassen und den Zuspruch der grimmigen Kritiker. Auf filmischer Basis hat Netflix die Fahne bislang aber noch nicht sonderlich hochgehalten... bis plötzlich "War Machine" um die Ecke kam. Der von dem gigantischen Streaming-Dienst produzierte und auch dort veröffentlichte Kriegs-Thriller nach einer wahren Begebenheit beherrschte die Medien und zeigte, wozu die Macher in der Lage sind. Leider ist dabei aber tatsächlich kein wirklich guter Film herausgekommen...
WAR MACHINE
General Glen McMahon (Brad Pitt) ist in Afghanistan stationiert, wo das US-Militär Jahre nach den schrecklichen Anschlägen vom Elften September weiterhin versucht, die Lage des Landes zu kontrollieren und gegen Al-Qaida in den Kampf zu ziehen. Der Kampf gegen den Terror steckt jedoch in einer Sackgasse und McMahon und seine Truppen müssen sich vielmehr mit aufständischen Einwohnern auseinandersetzen, welche die Amerikaner nicht in ihrer Heimat wissen wollen. McMahon steht schon bald scharf in der Kritik und muss sich mit einer Kriegspolitik auseinandersetzen, die in seinen Augen in krassem Gegensatz zu dem steht, was er versucht, in Afghanistan zu erreichen...
Über "War Machine" wurde tatsächlich so einiges geschrieben. Vielleicht weil noch kein filmisches Projekt (Serien ausgenommen) bei Netflix wirklich so groß war und mit so vielen Stars in großen und kleinen Rollen aufwarten konnte. Ich habe diese Presse allerdings kaum verfolgt und mich letztendlich ziemlich unvoreingenommen auf den Film eingelassen, wobei ich meine Erwartungen vorher auf ein solides Maß hinunterschraubte. Und das ist auch gut so, hätte ich dies nämlich nicht getan, hätte mich "War Machine" womöglich glatt noch mehr enttäuscht als er es nun schon getan hat... ein guter Film ist er nämlich leider nicht geworden.
Das liegt an mehreren Dingen und nicht zuletzt auch an Brad Pitt. Der schmeißt sich hier, da der Film vollkommen auf seinen Superstar zugeschnitten ist, natürlich ordentlich rein und hatte offensichtlich auch jede Menge Spaß. Eine beeindruckende Performance ist es irgendwie auch, leider wirkt Pitt selten wirklich glaubwürdig, überzieht in vielen Momenten maßlos gerade in Sachen Mimik und kann seinem realen Vorbild somit nie eine richtige Seele einhauchen. Die bereits im Trailer beworbenen Auftritte von Tilda Swinton und "Collide"-Star Ben Kingsley fallen enttäuschend klein aus, während andere große Namen wie der aus "Spider-Man 3" bekannte Topher Grace, Will Poulter und Scoot McNairy bekommen da schon ein wenig mehr Zeit, leider können sie aber auch nie ganz aus den Klischeegrenzen ausbrechen, die das enorm schwache Drehbuch uns hier liefert.
Man könnte indes bemängeln, dass sich zu viele Figuren die Zeit teilen, denn nachdem man die Hauptfigur kennengelernt hat, er sich aber über weite Strecken einfach nicht weiterentwickelt, wird eben auch die zweite Garde hinzugezogen... von denen die meisten dann aber ebenfalls keinen bleibenden Eindruck hinterlassen können, da das Skript uns diese Menschen kaum nahebringen kann. Die Geschichte dreht sich schließlich schon früh im Kreis und sorgt besonders im Mittelteil, aber auch schon zuvor für einige Längen und ein sehr flaches Tempo.
Durch einen ironischen Off-Kommentar eines Reporters, der hier ebenfalls im Mittelpunkt steht (und auf dessen Artikeln der Film auch in Wirklichkeit basiert), soll hier eine gewisse Lockerheit, gar eine Satire suggeriert werden... da man sich mit dem Thema anscheinend aber nie richtig abgefunden hat und kaum fähig ist, eine sinnige und zusammenhängende, fortlaufende Geschichte daraus zu entwickeln, fällt auch der Humor hier allenfalls flach aus. Zusammen mit der doch deutlich drögen Inszenierung von Regisseur David Michod, der niemals packende oder spannende Bilder für seine Geschichte findet, entwickelt sich daraus ein allenfalls dröger Film, der zu wenige gute Momente hat. Dass es diese gibt, ist streckenweise und besonders während der ersten, weitaus gelungeren Hälfte nicht von der Hand zu weisen. Letzten Endes lässt man hier dennoch zu viel Potenzial liegen und der Hype rund um den Film stellt sich als ungerechtfertigt heraus.
Fazit: Dröge Realsatire, der den Krieg in Afghanistan behandelt, dazu aber erstaunlich wenig Neues zu sagen hat. Brad Pitt overactet wie verrückt und hinterlässt dennoch keinen echten Eindruck, während sich das schwache Skript schon früh nur noch im Kreis dreht.
Note: 4
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