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Whiskey Tango Foxtrot

Journalisten haben einen gefährlichen Job, den wohl nur die wenigsten auf der Welt wirklich als solchen wahrnehmen. Doch wenn es hart auf hart kommt, müssen diese Männer und Frauen in die gefährlichsten Krisengebiete reisen, um der Welt Informationen zu bieten... und dass sie dabei nicht nur über Leichen gehen können, sondern auch ihr eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, haben uns die Film- und Weltgeschichte bereits mehrfach präsentiert. "Whiskey Tango Foxtrot" erzählt in dieser Hinsicht also nichts Neues, dies aber immerhin als ansprechenden Genre-Mix, basierend auf einer wahren Begebenheit.

WHISKEY TANGO FOXTROT


Die Reporterin Kim Baker (Tina Fey) fliegt 2003 nach Afghanistan, um dort für den Sender, in welchem sie angestellt ist, direkt von der Krise zu berichten... während im Irak der wahre Krieg tobt. Auf dem Abstellgleis angekommen versucht Kim sich in Afghanistan einzuleben und sich mit der Kultur anzufreunden. Dabei macht sie nicht nur die Bekanntschaft mit einer Konkurrenz-Journalistin namens Tanya Vanderpoel (Margot Robbie), sondern auch mit dem groben Fotografen Iain MacKelpie (Martin Freeman) und gerät in Konflikt mit ihrem Sender, ihrem daheimgebliebenen Ehemann und der Kriegssituation an sich...

"Whiskey Tango Foxtrot" stellt sich als zweischneidiges Schwert heraus, was man angesichts der Tatsachen-Vorlage (der Film beruht auf den niedergeschriebenen Erlebnissen der Reporterin Baker) aber auch eigentlich hätte kommen sehen müssen. Ebenso wie der Roman stützt sich das Werk nämlich eher auf Anekdoten als auf eine durchgehende Handlung, was mal mehr, mal weniger gut funktioniert. Generell fehlt es dem Film natürlich an einem klaren Ziel und auch an einem roten Faden, an dem wir uns entlanghangeln können... im Grunde gerät Kim "nur" nach und nach in eine neue Situation, mit der sie sich arrangieren muss, ohne dass sie dabei konkret auf etwas Spezielles zulaufen würde. 
Das hat in Einzelszenen durchaus Charme, auch wenn die Verbindung von Komödie und ernstem Kriegsdrama hier nur selten funktioniert, und hat auch einige wirklich nette Ideen zu bieten. Trotzdem langweilt man sich schon recht bald, da all das Gezeigte nie so wirklich Gewicht hat, es vergleichsweise um recht wenig geht, wobei das zwanghaft auf Spannung getrimmte Finale dann auch ziemlich willkürlich und unpassend angeklatscht wirkt. Während seiner hundertzehn Minuten macht "Whiskey Tango Foxtrot" dann auch mehrere Plot-Fässer auf, von denen er dann nur noch die wenigsten achtsam verfolgen kann... so fällt besonders die an sich interessante Handlung über die von "Suicide Squad"-Star Margot Robbie solide gespielte Reporterin eines anderen Senders, die somit für Kim eine Art Konkurrenz bietet, ziemlich mager aus und wird viel zu spärlich verfolgt. 
Der Rest wird dann irgendwie zusammen in eine Tonne gepresst und wirkt ebenso gehetzt wie überfüllt, was daran liegt, dass sich keiner der Plots so richtig nach vorne spielen mag. Als anekdotischer Tatsachen-Roman funktioniert dies noch ganz gut, als Film, der all diese Handlungen einzig und allein durch eine doch recht neutrale Person verbindet, ist das aber eine ganz andere Sache. So richtig schlau bin ich aus Kim Baker zudem auch nicht geworden, habe nie so ganz herausgefunden, was sie wirklich antreibt. Der Film schafft es nicht, herauszukristallisieren, wer diese Person in ihrem Inneren wirklich ist, sodass ich ihr irgendwann kaum mehr folgen wollte, da sie mich zu wenig interessierte. 
Trotz einer soliden Leistung von Tina Fey in der Hauptrolle besitzt Baker zu wenig Strahlkraft, es fehlt ihr an der besonderen Art. Dies gilt dann aber nicht für Martin "Bilbo Beutlin" Freeman, der in der Rolle des prollenden Fotografen augenscheinlich etwas fehlbesetzt ist, aber zumindest ein wenig Feuer in die ansonsten doch eher sprunghafte Geschichte einbringt. Das ist dann auch streckenweise ebenso unterhaltsam wie bewegend, aber der Funken will letztendlich einfach nicht überspringen, was dann doch etwas schade ist.
Fazit: Der Film hüpft zwischen zwei Genres und etlichen Subplots hin und her, verliert seinen Fokus, wird sprunghaft. Das funktioniert in Einzelszenen und dank der soliden Besetzung mal ganz gut, auf Dauer wirkt dies dann aber doch zu fahrig und unentschlossen.

Note: 3-




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