Damals wurde Walt Disney für seine kleinen Schwarz-Weiß-Cartoons rund um Micky, Donald und Goofy von der großen Hollywood-Prominenz noch belächelt und selbst als er aussagte, nun endlich einen abendfüllenden Zeichentrick-Spielfilm abliefern zu wollen, glaubte kaum jemand an das Gelingen des Projekts. Die Geschichte ist jedoch bekannt: "Schneewittchen" wurde tatsächlich der erste Zeichentrick-Langfilm der Filmgeschichte und ebnete so den Weg für ein Genre, welches heute aus den Kinos nicht mehr wegzudenken ist.
SCHNEEWITTCHEN UND DIE SIEBEN ZWERGE
Das junge Mädchen Schneewittchen lebt friedlich und einsam im Schloss der Königin und sehnt sich nach ihrer großen Liebe. Kurz darauf muss sie fliehen, als die Königin, neidisch auf die Schönheit des Kindes, ihren Tod befiehlt. Schneewittchen verirrt sich im Wald und landet schließlich in einem Haus, in welchem sieben Zwerge hausen. Bei ihnen kommt sie unter und kann sich so vor der Königin verstecken. Diese erfährt jedoch bald, dass Schneewittchen noch lebt und heckt einen finsteren Plan aus, um die Schönheit zu überlisten...
Zuvorderst hat Disneys Version des weltbekannten Märchens "Schneewittchen" natürlich eine wichtige, filmgeschichtliche Bedeutung. Mit dem ersten, abendfüllenden Zeichentrickfilm der Kinohistorie, der zum Glück sogleich die Kritiker verzückte und zu einem enormen finanziellen Erfolg wurde, wurde ein ganzes Genre erschaffen, welches sich über Jahre weiterentwickelte. Ohne diesen Film hätten wir heute womöglich kein Pixar, keine Minions und auch nicht die Eiskönigin und all ihre Vertreter. "Schneewittchen" rettete somit auch das eigentlich überteuerte Disney-Studio und machte den Weg frei für all die großen Werke, die in den folgenden Jahrzehnten noch entstanden... danke dafür!
Nun ist das zeitlose Märchen bereits achtzig Jahre alt und gerade mit dem Blick auf die Zeit ist es erstaunlich, wie gut das Werk heute noch aussieht. Die gemalten Bilder wissen auch heute noch zu gefallen, die Farben sind klar und bunt, die Animationen für einen Film diesen Alters absolut großartig. Disney, der die vollständige Produktion überwachte, gab sich nicht mit einfachen Mitteln zufrieden, sondern ließ seine Mitarbeiter (die sogar freiwillige Überstunden machten) drei Jahre lang ackern, um das beste Produkt abzuliefern. Es ist ihm gelungen, denn "Schneewittchen" ist ein Klassiker, der in Sachen Story natürlich mittlerweile arg überholt ist, aber Groß und Klein noch immer begeistert.
Die Gesangseinlagen, seitdem Markenzeichen einer jeden Disney-Produktion, haben auch hier bereits einige gelungene Ohrwürmer fabriziert und auch die Charakterzeichnung hat Disney gut im Griff, rückt dabei sogar die im Märchen ansonsten eher kleine Rollen einnehmenden Zwerge in den Vordergrund, um nette Sidekicks dabeizuhaben... ein Konzept, welches sich in späteren Werken Disneys immer wiederfindet und schon damals gut funktionierte. Den Machern gelingt es, jedem der sieben Zwerge eine eigene Persönlichkeit zu geben, sodass wir uns an sie erinnern, die Augen bleiben dabei nicht bloß auf dem lustigen Seppl, sondern stattet auch die anderen sechs Gesellen mit markanten Ticks aus.
Aus heutiger Sicht ist die Umsetzung des Stoffes natürlich ungemein kitschig geraten, da kann es einen vor lauter Rosen und gesungener Liebe auch schon mal schütteln, allerdings braucht die Thematik irgendwie genau das und es war der Zeitgeist, weswegen man "Schneewittchen" dies nicht vorwerfen braucht. Vorwerfen kann man ihm allerdings, dass sich Disney unbedingt noch einige Szenen ausdenken musste, um die Laufzeit anzuschrauben. Diese neuen Szenarien, die so im Märchen nicht vorkommen, heben sich deutlich von den anderen ab und sorgen auch dafür, dass das Tempo im Mittelteil leider recht stark verloren geht... auch wenn wir einige klassische Szenen erleben dürfen, die somit ihren Platz in der Filmgeschichte gefunden haben.
Fazit: "Schneewittchen" läutete die Zeichentrick-Ära im Kino ein und ist somit Vorreiter und Gründer eines ganzen Genres. Auch heute noch funktioniert die süßliche, bunte Variante des zeitlosen Märchens trotz Kitsch und Längen hervorragend.
Note: 2-
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