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Wonder Woman (2017)

Zur Vorbereitung für den neuesten Film des DC Cinematic Universe sah ich mir sowohl "Man of Steel" als auch "Batman v Superman" ein weiteres Mal an... letzteren zum ersten Mal in der dreißig Minuten längeren Ultimate Edition. Die Hoffnung, der wirre und überladene Film würde dadurch besser werden, zerschlug sich recht schnell, ist das Zusammentreffen der beiden großen und diesmal auch sehr düsteren Helden doch mit 181 Minuten einfach noch zäher und langatmiger geraten. Gal Gadot als Wonder Woman erwies sich aber weiterhin als einer der wenigen Lichtblicke innerhalb dieses seelenlosen Krachbumms, weswegen ich weiterhin Hoffnung für ihren ersten Einzelfilm gehegt habe...

WONDER WOMAN


Abgeschottet von der restlichen Welt leben die Amazonen auf der Paradiesinsel Themyscira. Dort wird die junge Diana (Gal Gadot) zu einer unaufhaltsamen Kriegerin ausgebildet, als eines Tages der Soldat Steve Trevor (Chris Pine) am Strand landet. Er stellt sich als britischer Spion heraus, der während des gerade tobenden Ersten Weltkrieges den Deutschen ein geheimes Notizbuch stehlen konnte. Diana beschließt, mit Steve nach London und an die Front zu reisen, um den Menschen zu helfen... glaubt sie doch, dass der Kriegsgott Ares in die Kampfhandlungen verwickelt ist. Um ihn aufzuhalten muss sich Diana jedoch erst einmal in der normalen Welt der Menschen zurechtfinden und ihre Bräuche und Alltagsgewohnheiten erlernen...

"Wonder Woman" liefert für das Superhelden-Genre, welches derzeit noch immer das große Universum rund um Marvel anführt, einige Neuheiten... zumindest auf dem Papier. Es ist die erste Comicverfilmung, die einen weiblichen Charakter in den Hauptfokus stellt und damit auch so viel Erfolg hatte, dass aus der Figur bereits ein Franchise gezogen werden kann, was der Film Megaflops wie "Catwoman" also bereits voraus hat. Zudem wagte sich, ebenfalls untypisch, eine Frau an das Regiesteuer einer solchen Comicverfilmung... waren es doch sonst fast immer Männer, welche Batman, Iron Man und Co. inszenierten. Dass hier neue Wege beschritten werden, merkt man dem Film an sich dann aber leider gar nicht mehr an, denn der ist tatsächlich auf Standards inszeniert und bietet kaum etwas wirklich Neues. Zwar gerät die nette Inszenierung von Regisseurin Patty Jenkins aufregend genug, um recht unterhaltsame 141 Minuten zu garantieren, aber so richtig aufregend gestaltet sich dies angesichts der blassen Nebencharaktere und der ebenso vorhersehbaren wie geradlinigen Geschichte nicht wirklich. 
Auf der Habenseite hat "Wonder Woman" aber definitiv ein perfekt gecastetes Hauptdarsteller-Pärchen: Gal Gadot bewies schon mit ihren kurzen Auftritten in "Batman v Superman", dass sie auf die Figur der Wonder Woman passt wie die Faust aufs Auge, dementsprechend stark agiert auch sie hier und kann sowohl die heiteren als auch die emotional tieferen Augenblicke ihrer Figur durchgehend glaubwürdig und mit guter Ausstrahlung transportieren. Ihr gegenüber agiert "Star Trek"-Star Chris Pine wunderbar charmant, was dazu führt, dass die Chemie zwischen den beiden durchgehend stimmig ist und zu einigen hübschen Dialogen und (natürlich) einer ebenso passenden wie rührenden Romanze führt. Neben den beiden haben namhafte Nebendarsteller wie der aus der "Harry Potter"-Reihe bekannte David Thewlis, "Lost"-Star Said Taghmaoui und auch "House of Cards"-Präsidentingattin Robin Wright aber viel zu wenig zu tun, werden sie doch von dem Drehbuch zu Klischees verdammt und bleiben in den sehr eng gestrickten Manirismen ihrer Figuren zurück. Außer Steve Trevor sowie Wonder Woman selbst bleibt hier keine Figur wirklich in Erinnerung, was auch mal wieder für den Bösewicht gilt: Danny Huston bleibt hier in sämtlichen Szenen blass und wirkt niemals wie eine ernstzunehmende Bedrohung. 
Dank der doch eher schwach gezeichneten Figuren treten im Mittelteil auch einige spürbare Längen auf, wenn man sich doch etwas zu lang auf der einzigen Idee ausruht, die Humor in das sonst sehr düstere Treiben soll: Diana muss sich in London zurechtfinden und fällt dabei gleich mehrfach auf, was sie in einige spaßige Situationen bringt. Mehr als ein paar müde Schmunzler sind angesichts der doch eher lauen Witzchen allerdings nicht drin und wenn sich die Handlung während der Halbzeit gleich mehrfach im Kreis dreht und doch nur noch mit banalen Moralen um sich geworfen wird, langweilt man sich schneller als es einem lieb ist. 
Immerhin wissen die Actionszenen aber durchaus zu überzeugen: Sie haben Wumms, bis auf das doch eher schwache Finale, welches sich kaum von den anderen Materialschlachten ähnlicher Superhelden-Filme abheben kann. Zuvor haben wir aber immerhin auch schon einige herausragend gut inszenierte Scharmützel gesehen, wobei sogar der 3D-Effekt ab und zu einige nette Bilder erzeugt. Auch darüber hinaus ist "Wonder Woman" handwerklich top inszeniert: Die Musik geht ins Ohr, die Effekte sind stark, Kostüm und Ausstattung bewegen sich auf enorm hohem Niveau. Der letzte Funke will aber dann irgendwie dennoch nicht überspringen, was angesichts der hohen Erwartungen schade ist. Letzten Endes ist "Wonder Woman" dann noch nicht einmal der bislang beste Film des doch eher mauen DC-Franchises. Diese Krone gehört weiterhin dem krachenden "Man of Steel".
Fazit: Dank eines charmenten Hauptdarsteller-Paares und einiger grandioser Actionszenen wird man 140 Minuten gut unterhalten. Über die eher dröge Geschichte, einige Längen sowie ein schwaches Finale kann aber auch die tatkräftige Gal Gadot nicht immer hinwegtäuschen.

Note: 3




Kommentare

  1. Endlich mal jemand, der den Film nicht in den Himmel lobt. Ich hab den Film mit 6.5/10 bewertet, was wohl deiner 3 recht nahe kommt. Ich glaube ja, dass sich keiner mehr traut, den Film zu kritisieren, weil dann die Social Justice Warrior kommen und "Sexismus" schreien. Haben wir ja bei Ghostbusters gesehen.

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