Ich bin immer noch dabei, ältere Kino-Klassiker, die ich noch nie gesehen habe, endlich einmal nachzuholen, um mein Filmwissen zu steigern. So wartet beispielsweise "Lawrence von Arabien" auf BluRay in meinem Schrank auf seine erste Sichtung und ich konnte endlich einen der umunstößlichen Horror-Klassiker der Filmgeschichte zum ersten Mal sehen: "Rosemaries Baby", der sein Publikum 1968 in Angst und Schrecken versetzte. Doch funktioniert das Werk von Roman Polanski heute noch so gut wie damals?
ROSEMARIES BABY
Die junge Rosemarie Woodhouse (Mia Farrow) zieht mit ihrem Mann Guy (John Cassavetes) nach New York und in eine bequeme Wohnung. Schnell freunden sie sich mit ihren Nachbarn an, während Guy als Schauspieler weitere Erfolge feiert. Auch der Kinderwunsch tritt bei beiden wieder zu Tage und tatsächlich ist Rosemarie bald mit ihrem ersten Kind schwanger... für beide geht ein Traum in Erfüllung. Rosemarie fühlt sich bald jedoch schlecht, was auch von ihren Freunden beobachtet wird. Schon bald hegt sie ein großes Misstrauen gegen ihre Mitmenschen und denkt ihr Kind in großer Gefahr...
Nein, so richtig wollte mich "Rosemaries Baby" nicht überzeugen. Ich habe mich lange auf den Film gefreut, dementsprechend auch hohe Erwartungen an den auch noch heute sehr beliebten Klassiker gehegt, bin aber letztendlich nicht durchgängig gut unterhalten worden. Im Grunde ist die enorme Langsamkeit, mit welcher das Werk seine erste Hälfte bestreitet, sehr nützlich, denn wenn der brutale Schrecken dann schließlich (etwas zu spät) seine Hauptfigur heimsucht, wirkt er umso furchteinflößender.
Dass dabei dennoch eklatante Längen entstehen und einige Szenen locker etwas hätten gekürzt werden können, dass der Film mit weit über zwei Stunden einfach deutlich zu lang ist und zu gemächlich erzählt wird, lässt sich nicht von der Hand weisen... hat aber auch sicherlich mit meinen heutigen Sehgewohnheiten zu tun. Vielleicht ist der Film zumindest während dieser sehr langen und ausführlichen Einführungsphase, in welcher sich etliche Haupt- und Nebenfiguren die Klinke in die Hand geben, schlichtweg nicht gut gealtert und besticht eher (und ich mag es kaum so aussprechen) durch gepflegte Langeweile.
Regisseur Roman Polanski wartet mit seiner bedrohlichen Atmosphäre erst sehr viel später auf, gibt uns zuvor auch kaum Hinweise auf mögliche Seltsamheiten in dem neuen Haus, verliert sich in Subplots und kleineren Dramen. Zwar spielt man als Zuschauer immer wieder mit der Frage, dass irgendetwas hier ganz und gar nicht stimmen kann, leider gibt uns Polanski dementsprechend aber zu wenig an die Hand. Schließlich breitet sich der Schrecken dann aber langsam und sicher aus und weiß uns auch das ein ums andere Mal zu erschrecken. Dies geschieht nicht über billige Stilmittel und Schockeffekte, sondern durch eine immerhin solide clevere Geschichte, die einige Überraschungen bereithält und seine zuvor gestreuten Hinweise verdichtet. So kommt dann auch tatsächlich noch mal Spannung auf und das Rätselraten, wer hier denn genau welche Ziele verfolgt und in dem ganzen Hickhack bereits mit drinsteckt, lädt zum Schauern ein.
Dass man hier mitfiebert ist auch der exzellenten Mia Farrow zu verdanken, die mit dieser Rolle den Durchbruch in Hollywood schaffte und auch heute noch einige Erfolge feiert, wobei sie aber nach wie vor gerne mit ihrer ersten Rolle in Verbindung gebracht wird. Das sorgt dann gegen Ende für einige Schauermomente und auch für ein recht spannendes Finale... dass der Film zuvor aber so eklatant langsam erzählt wird, lässt ihn als eher behäbigen, nur selten wirklich schockierenden Klassiker in Erinnerung bleiben, der sich zu sehr in lavierenden Nebenplots verirrt und dabei vergisst, eine schaurige Atmosphäre aufzubauen. Da ist der wenige Jahre später erschienene "Der Exorzist" im direkten Vergleich auch heute noch schockierender und intensiver.
Fazit: Oftmals arg langatmiger und behäbiger Horror-Thriller, der viel zu spät an Fahrt aufnimmt und in seiner Atmosphäre überholt wirkt. Dagegen stehen ein spannendes Finale und eine gnadenlos gute Mia Farrow in der Hauptrolle.
Note: 4+
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