Als ich den Film "Der Mandant" im Angebot von Amazon Prime Video fand, dachte ich zuerst, dass es sich wohl um eine Verfilmung eines John-Grisham-Romanes handeln müsste... immerhin deuten der eingängliche Titel und auch die Thematik schnell darauf hin. Doch dem ist nicht so, denn der Film beruht zwar auf einem Roman, hat mit Grisham aber rein gar nichts zu tun. Das macht nichts, denn auch so ist dieses Werk ein sehr spannender und gut gespielter Justiz-Thriller, der zwei Stunden lang zu unterhalten weiß...
DER MANDANT
Anwalt Mick Haller (Matthew McConaughey) hat schon so manch kniffligen Fall vor Gericht für sich entschieden. Nun riecht er bei einem neuen Mandanten das große Geld: Der aus gutem Hause stammende Louis Roulet (Ryan Philippe) soll die eine Frau, die er zuvor in einer Bar kennenlernte, in ihrer Wohnung aufgesucht und übel zugerichtet haben. Roulet dementiert sämtliche Anschuldigungen, während Haller und sein Ermittler Frank Levin (William H. Macy) sich daran machen, eine Verteidigung aufzustellen. Dabei graben sie jedoch auch einiges an Dreck aus, der schließlich sogar Haller in eine böse Zwickmühle bringt...
Regisseur Brad Furman lieferte 2011 mit dem Thriller "Der Mandant" nach einem Roman von Michael Connolly erst seine zweite Regie-Arbeit ab, zeigt aber gleich, dass er weiß, was er tut. Die warmen Bilder stehen in Kontrast mit der brutalen, inneren Kälte seiner Protagonisten. Er ist stets ganz nah an seinen Charakteren dran und weiß sogar die kühl aufbereiteten Büro- und Gerichtsgebäude noch angenehm und spannend in Bilder zu fassen. Das ist schon eine gewisse Leistung in diesem Genre und dabei auch das einzige, in dem dieser Film originell ist.
Die Geschichte, so clever und undurchsichtig sie auch sein mag, bietet hingegen nichts Neues und fährt somit auf altbekannten Straßen, was hier überraschenderweise aber nichts Schlechtes ist, denn sie wird spannend und wendungsreich genug erzählt, um für zwei Stunden das Tempo angenehm hoch und den Zuschauer bei der Stange zu halten.
Interessante Justiz-Szenarien wechseln sich mit intensiven moralischen Abgründen, wobei kaum ein Schuss fällt, dafür aber spitzzüngige Dialoge und cleveres Zusammenfügen der richtigen Hinweise im Vordergrund steht... und das macht deutlich mehr Spaß als der xte Action-Blockbuster. Das ist dann zwar nicht immer ganz kurzweilig, sorgt aber durch seine Star-Besetzung und seine zumindest in Ansätzen nachvollziehbare und dringliche Handlung für einiges an Spannung. Nur im allerletzten Akt verliert "Der Mandant" ein wenig an Fahrt, endet mit etwas dick aufgetragenen Thriller-Mitteln und hätte eine letzte Wendung ganz kurz vor Schluss gar nicht mehr gebraucht.
Die Besetzung spielt gegen solche Kleinigkeiten und auch manch eine Länge im Mittelteil ordentlich an: Matthew McConaughey hatte zu dieser Zeit sein Surferboy-Image gerade so abgelegt und bewies, dass man von ihm noch viel erwarten muss. Nach dieser starken und intensiven Performance folgten immerhin noch Hauptrollen in "Interstellar" oder dem AIDS-Drama "Dallas Buyers Club", wofür McConaughey sogar einen Hauptdarsteller-Oscar gewann... heute zählt er zu den talentiertesten und vielschichtigsten Schauspielern Hollywoods. In Nebenrollen sind unter anderem Bryan "Walter White" Cranston, der geniale William H. Macy, Ryan Philippe und "Titanic"-Star Frances Fisher zu sehen, die allesamt in ihren Rollen aufgehen und zu überzeugen wissen. Einzig Marisa Tomei bleibt als recht eigenschaftslose, viel zu brave Frau Hallers ein wenig unter ihren Möglichkeiten und wird während der restlichen Handlung leider auch viel zu stiefmütterlich behandelt.
Fazit: "Der Mandant" erzählt in seinem Genre absolut nichts Neues, dies aber immerhin spannend und clever genug, um zwei Stunden lang zu unterhalten. Ein Genuss ist auch die exzellente Besetzung, die gekonnt über manch eine kleine Länge hinwegspielt.
Note: 3+
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