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American Horror Story - Die fünfte Staffel

Eigentlich hatten mich die Horrorstorys dieser Serie bereits verloren, konnte doch kaum eine der ersten drei Staffeln die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen. Man verlor sich in wirren Erzählungen und aufgebauschten Gruselelementen, bis es einfach nicht mehr zünden wollte. Nun war Staffel 4, als "Freak Show" betitelt, aber tatsächlich endlich richtig gut, weswegen ich auch der folgenden Season, die seit einiger Zeit auf Netflix zur Verfügung steht, eine Chance geben. Ich hätte es aber wohl besser einfach sein lassen sollen...

AMERICAN HORROR STORY HOTEL


Der Detective John Lowe (Wes Bentley) jagt den "10-Gebote"-Mörder, der sein Leben und auch das seiner Familie bereits mehrfach bedroht hat. Seine Spuren führen ihn in das Hotel Cortez, wo er glaubt, den Killer ausfindig machen zu können. Das Hotel selbst beherbergt aber seine eigenen, düsteren Geheimnisse: Die Countess (Lady Gaga) herrscht in den Räumen, die von Geistern und bluttrinkenden Serienkillern bewohnt werden und über die Gäste herfallen. Zusammengehalten wird dieses mordlustige Konstrukt von James March (Evan Peters), dem Erbauer des Hotels... und selbst ein geisteskranker Killer.

Bereits während der ersten beiden Folgen war ich soweit, "Hotel" nicht zu mögen. Mit sehr wirren Erzählmustern versuchen die Macher, uns irgendwie einen Überblick über das üppige Ensemble, ihre eigenen Antriebe und die Geheimnisse des titelgebenden Hotels zu geben, verirren sich dabei in unzulänglichen Kleinigkeiten. Sie lassen immer mehr Charaktere einführen, sie alle irgendwie mitspielen, obwohl der Zuschauer schlichtweg nicht mehr weiß, was die denn alle noch tun sollen und lässt uns somit sträflich hängen. Um die doch eher flache Geschichte auszugleichen fahren sie dann lieber eine Gore- und/oder Sexszene nach der anderen ab, ersaufen den Bildschirm in Blut und nackter Haut, ohne dass dabei storymäßig groß etwas bei rumkommen würde. Für Horror-Fetischisten ist das sicherlich ein Fest, ohne eine wirklich antriebsame Geschichte bricht dieses Konstrukt aber rasch in sich zusammen. 
Tatsächlich fangen sich die Macher nach ungefähr drei Folgen, geben den Figuren durch spannende Flashbacks Seele und entstricken auch die vorherigen Knoten auf überraschende und verständliche Weise, weswegen ich zeitweise sogar recht viel Spaß bei der Sichtung dieser blutigen Grusel-Mär hatte. Dieses Potenzial wird aber während der langatmigen und vollkommen verworrenen Mittel-Folgen wieder vergeudet. Kaum hatte man den Zuschauern die Geschichte verständlich gemacht und sie dazu vorbereitet, den nun eingeführten, wenn auch kaum sympathischen, weil viel zu blödsinnig handelnden Figuren zu folgen, saugt man sich noch unzählige weitere Subplots aus den Fingern, versucht diese irgendwie zu verknoten und verrennt sich dann völlig. Ähnlich wie die schwache zweite Staffel der Serie machen die Autoren in jeder neuen Folge gefühlt fünf neue Fässer auf und kommen schließlich (wer hätte es geahnt) einfach nicht mehr hinterher, um all diese verschiedenen Stränge noch zufriedenstellend zu verbinden oder gar aufzulösen. 
So bleiben etliche Fragen offen, viele Figuren auf der Strecke oder werden mit vollkommen blödsinnigen Wendungen verabschiedet... dabei spricht besonders die finale Folge Bände, die eine solche Geschichte wohl kaum kitschiger und unpassender hätte auflösen können. Die Macher leisten sich indes etliche Plotholes, brechen und biegen ihre eigenen Regeln, wie es ihnen passt, sodass letztendlich nichts wirklich logisch zusammenpasst. Der Zuschauer hat zu diesem Zeitpunkt aber eh schon auf Durchzug geschaltet und die leidigen Fragen, wer nun untot, wer wirklich tot oder wer einfach eine unsterbliche Kreatur oder doch ein normaler Mensch ist, will man sich irgendwann gar nicht mehr stellen, biegen sich die Autoren solcherlei essentielle Dinge doch eh so zurecht, wie sie es für eine spezielle Folge gerade brauchen. Und klappt dies nicht, machen sie eben neue Themen auf, die schon bald wieder für unwichtig erklärt werden. 
Einzig in den Momenten, wenn man sich den Figuren widmet, ihre Hintergründe erklärt, weiß "Hotel" also so richtig zu überzeugen... widmet man sich dann allerdings den emotionaleren Momenten, läuft die Geschichte schnell auf Eis. Warum sich nun ausgerechnet wer zu wem hingezogen fühlt, eine Person auf einmal eine andere heiraten oder verlassen möchte und dieser nach dem Tod dann keine Träne nachweint, das will man sich nicht mehr fragen. Bei all den stark gemachten Blut- und Folterszenen sollte man eben nicht nach einer sinnigen Geschichte fragen... auch wenn sich das Szenario und die gute Besetzung (Jessica Lange habe ich zu meiner Überraschung kaum vermisst und sogar Lady Gaga macht einen guten Job) dafür mehr als angeboten hätten.
Fazit: Wechselhafte Staffel, die etliche Fässer aufmacht und sich in zu vielen Einzelheiten verrennt. Auf Horror-Basis funktioniert die extrem brutale Geschichte, allerdings verlieren die Autoren schon bald so heftig die Kontrolle über Figuren und Plots, dass nichts mehr einen Sinn ergeben möchte. Mit Abstand die bisher schwächste Staffel der Horror-Storys!

Note: 4




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