Nach und nach gehen in letzter Zeit die großen Schauspieler vergangener Generationen von sich und hinterlassen tiefe Lücken in der Filmlandschaft. Anfang des Jahres traf es auch John Hurt, einer der großen Nebendarsteller Hollywoods, der unter anderem in "Alien", "Snowpiercer" und der "Harry Potter"-Reihe brillierte. Der letzte Film dieses großen Mimen war das Drama "Jackie", welches im Frühjahr 2017 in den deutschen Kinos anlief und auch als großer Oscar-Favorit galt.
JACKIE
Als John F. Kennedy (Caspar Phillipson) im November 1963 von einer Gewehrkugel in den Kopf getroffen und getötet wird, bricht seine Frau Jacqueline Kennedy (Natalie Portman), die First Lady, über den Schmerz des Verlustes zusammen. Während die Presse die Frau belagert und sie weitreichende Entscheidungen für das Vermächtnis ihres Mannes trifft, muss "Jackie" vor dem ganzen Land, gar der ganzen Welt Stärke beweisen... und tut dies, indem sie ihren Kopf über mancherlei Regeln durchsetzt, damit der verstorbene Präsident für immer in Erinnerung behalten werden kann.
"Jackie" war bei den diesjährigen Oscars für drei Trophäen nominiert, ging jedoch leer aus. Selbst Natalie Portman, heimliche Favoritin in ihrer Kategorie, durfte die Goldstatue als beste Hauptdarstellerin nicht mit nach Hause nehmen, stattdessen ging diese an die herausragende Emma Stone in dem wunderbaren Musical "La La Land". Das geht soweit auch in Ordnung, war Stone doch wohl noch nie so gut wie hier, während zwar auch Natalie Portman hier erneut eine grandiose Leistung an den Tag legt, sechs Jahre zuvor in "Black Swan", für den sie ihren bislang einzigen Oscar gewann, aber eben auch noch besser war.
Nun erstrahlt Portman in der tragischen Rolle der Witwe und First Lady erneut als eine der talentiertesten Schauspielerinnen ihrer Generation, verschmilzt förmlich mit der historischen Rolle und nimmt die Leinwand für sich ein. Das ist manchmal ganz knapp an der Grenze des Overacting, überschreitet diese aber nie und ist an und für sich eine mehr als beeindruckende Leistung... besonders da Portman der echten Jackie Kennedy hier mehrfach erstaunlich ähnlich sieht. Da sehen sogar namhafte Mimen wie "Orphan"-Star Peter Sarsgaard und John Hurt in seiner letzten Kinorolle alt aus und können Portman in dieser Einzelvorstellung niemals das Wasser reichen. Das sollen sie aber auch gar nicht, denn das ist allein die große Show des ehemaligen "Star Wars"-Stars und dementsprechend wurde "Jackie" ja auch vermarktet.
Es ist aber eben leider auch nicht mehr und bleibt über anderthalb Stunden auf einem recht deprimierenden und sehr leisen Ton, was auf Dauer tatsächlich ein wenig eintönig wirkt. Zwar langweilt man sich dank der detailreichen Ausstattung, der wunderbaren Kamera und der zeitgenössischen Kostüme niemals wirklich, so richtig viel holt man aus dem Thema aber auch nicht raus außer einige private Einblicke in eine der Öffentlichkeit oftmals verschlossene Person. Das ist streckenweise bewegend und mal auch sehr intensiv inszeniert, aber eben auch nicht mehr als das, weswegen "Jackie" letztendlich doch in die Kategorie der Filme gehört, welche die Academy gerne sieht. Diesmal reichte es jedoch auch (zurecht) nicht für eine Nominierung zum besten Film, denn dafür bleibt das Werk doch zu geradlinig und standardisiert.
Die Geschichte ist bekannt und verläuft somit auch in vorhersehbaren Bahnen und darüber hinaus ringt Regisseur Pablo Larrain dem Thema, trotz seiner starken Inszenierung, nur noch wenig ab. Er bleibt voll und ganz auf seine großartige Hauptdarstellerin fokussiert und liefert nebenbei ein nettes Drama ab, welches eben genau das bietet, was man sich zuvor davon vorstellen konnte. Viel hängen bleibt aber leider nicht.
Fazit: "Jackie" lebt einzig und allein von seiner grandiosen Hauptdarstellerin, während die bekannte, historische Geschichte über einzelne Fakten und Einblicke in die damalige First Lady nicht hinaus kommt und etwas eintönig wirkt.
Note: 3-
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