Direkt zum Hauptbereich

Baywatch

Verfilmungen von ehemals erfolgreichen Serien floppen im Kino gerne mal und vergessenswerte Kinowerke wie "Das A-Team" oder der diesjährige "Power Rangers" zeigen auch, dass qualitativ bereits einiges danebengegangen ist. Erwarteterweise floppte die Verfilmung der Kultserie "Baywatch", trotz Star-Power von Dwayne Johnson, in den USA haltlos. Die Macher gaben jedoch nicht dem zeitgleich als Mega-Konkurrenz gestarteten "Pirates of the Caribbean: Salazars Rache" die Schuld, sondern den zuvor veröffentlichten miesen Kritiken. Ein schlechtes Zeichen, richtig? Ist "Baywatch", der seit gestern nun auch in den deutschen Kinos läuft, also wirklich so mies geworden, dass ein solcher Flop gerechtfertigt ist?

BAYWATCH


Mitch Buchannon (Dwayne Johnson) ist einer der begnadetsten Rettungsschwimmer bei "Baywatch" und für viele Strandbesucher ein echter Held. Er und sein Team aus Lebensrettern müssen nun drei neue Rekruten auswählen, die nach bestandener Prüfung zur Crew gehören sollen. Dabei macht Mitch Bekanntschaft mit dem selbstverliebten Extremsportler Matt Brody (Zac Efron), der das Team durch seine Arroganz und Selbstgefälligkeit immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Als Mitch jedoch schließlich Wind von einem großen Drogenfall bekommt, der sich an seinem Strand abspielt, muss er seine Differenzen mit Matt beilegen und mit ihm zusammenarbeiten, um die Verantwortlichen dingfest zu machen...

Ich habe in meinem Leben keine einzige Folge der Kultserie "Baywatch" gesehen und weiß auch nur sporadisch, worum es dabei eigentlich geht. Dementsprechend hatte ich auch kein besonderes Verhältnis zu dieser unvermeidbaren Kino-Neuinterpretation der Rettungsschwimmer Malibus und senkte meine Erwartungen nach den miesen Trailern und den schwachen Kritiken natürlich auf ein Minimum. Was ich dann jedoch gesehen habe, war eigentlich gar nicht so übel und lange nicht so schlecht wie heimlich erwartet. 
Natürlich gibt es einiges über dass man sich hier als Filmfan ärgern kann. Klischees werden hier beispielsweise so groß geschrieben, dass man sie kaum übersehen kann, da sind ganze Konflikte und Charakterentwicklungen aus der Schublade der ABC-Komödie entnommen worden, dementsprechend altbacken wirkt dann auch die mühselig zusammengeschusterte Handlung. Der Kriminalplot, der hier nach dem ersten, noch sehr flotten Drittel, im Mittelpunkt steht, ist in Sachen Dämlichkeit kaum zu überbieten und sorgt im Mittelteil dann auch für manch eine Länge, wenn die Figuren immer wieder neu ansetzen müssen, um den Verantwortlichen dingfest zu machen... wer das ist, das ist den Zuschauern dabei natürlich schon viel früher klar als den Figuren an sich. 
Aber gut, kaum jemand wird sich wegen so etwas Schnödem wie einer ausgefeilten Handlung in einen Film namens "Baywatch" setzen und auch wenn man hier schon einige böse Fehler schlucken muss, muss man anerkennen, dass die Macher ihr Zielpublikum ziemlich solide unterhalten können. Man muss mit einigen öden Rohrkrepierern leben, die auf dem seit Jahren bereits nicht mehr lustigen Zug der Schwanz-, Popo- und Substanz-Witze aufspringen und hier in den meisten Fällen kaum lustig sind. Dann gibt es aber auch immer wieder Momente, die in Sachen Humor tatsächlich gut funktionieren und dies ist besonders Zac Efron und dem mal wieder starken Dwayne Johnson zu verdanken. Beide spielen zwar erneut genau den Rollentypus, den sie nun schon seit einiger Zeit immer wieder runterleiern, wie sich die beiden hier aber immer wieder die Sprüche um die Ohren hauen, das ist schon mehr als amüsant. 
Obendrauf gibt es dann auch noch eine Handvoll klischeebehaftete, aber irgendwie sympathische Nebenfiguren, ein paar knackige Actionszenen (bei denen nur die Effekte mies sind, der Rest geht in Ordnung) und einen flotten Soundtrack, der schnell ins Ohr geht. Oh, und natürlich knackige Bodys beiden Geschlechts, die hier klassisch und typisch in Superzeitlupen in Szene gesetzt werden. Das verliert dann später auch mit einem enttäuschenden Finale an Fahrt, ist davor aber im Grunde durchgehend unterhaltsam, wenn auch vollkommen kalkuliert und vorhersehbar. Dass ich insgesamt dank der spielfreudigen Darsteller, der netten Kulisse und einigen hübschen Ideen aber doch so viel gelacht habe, hätte ich nicht erwartet. Auch wenn das alles natürlich äußerst stupide ist.
Fazit: Ich hatte soliden Spaß, tatsächlich. Dwayne Johnson und Zac Efron kebbeln sich amüsant durch einen schwachsinnigen Plot, der immer mehr an Fahrt verliert und etliche Rohrkrepierer bietet, auf dem Weg aber immer wieder überraschend gute Gags und sympathische Charaktere abgrast.

Note: 3-




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid