Der letzte große Erfolg der Disney-Studios lag 1948 bereits über zehn Jahre zurück. Während "Schneewittchen und die sieben Zwerge" 1937 noch für klingelnde Kassen sorgte, konnten folgende Meisterwerke wie "Dumbo" und "Pinocchio" finanziell nicht mehr an diesen Erfolg anknüpfen... streckenweise war sogar unklar, ob Disney nicht einfach sang- und klanglos untergehen würde. Kein Wunder also, dass man sich bei dem nächsten abendfüllenden Zeichentrickfilm erneut für eine Prinzessinnen-Geschichte entschied, in der Hoffnung, Schneewittchens Erfolg zu wiederholen. Dies gelang und "Cinderella" gilt auch heute noch als großer Klassiker...
CINDERELLA
Die junge Cinderella lebt bei ihrer bösen Stiefmutter und deren Töchtern Driselle und Anastasia. Alle drei sind neidisch auf Cinderellas Schönheit und Güte und lassen sie daher tagein, tagaus Hausarbeiten durchführen, um sie vor der restlichen Welt zu verstecken. Als eines Tages eine Einladung zum königlichen Hofball im Haus eingeht, wobei alle heiratsfähigen Damen geladen sind, ist die Aufregung groß. Auch Cinderella will sich zu dem Fest aufmachen, dabei wird ihr jedoch von der Stiefmutter ein Strich durch die Rechnung gemacht. Nun liegt es an den beiden mutigen Mäusen Jacques und Karli, Cinderellas Traum doch noch wahrzumachen...
"Cinderella" aus dem Jahr 1950 ist von vorne bis hinten ein charmanter Disney-Streifen, der einigen seiner Zeichentrick-Kollegen aus dieser Zeit zudem auch noch einiges voraus hat und auch unter den eigenen Maus-Werken noch zu den klar besseren gehört. Im Grunde hat der Film alles, um einen sehr kurzen (der Film dauert nur 75 Minuten) und flotten Märchenabend zu verbringen: Schöne Musical-Songs, die auch heute noch für Ohrwurmfaktor sorgen; sympathische Charaktere, mit denen wir mitfiebern und mit denen sich besonders jüngere Mädchen sehr gut identifizieren können; fiese Antagonisten, die wir schnell hassen lernen, auch wenn sie klischeemäßig natürlich vollkommen überzogen agieren; und wunderbare Bilder, die das Alter des Filmes kaum schätzen lassen. Tatsächlich sieht "Cinderella" auch heute noch unglaublich gut aus und der Zeichentrickstil sorgt, wenn auch diesmal weitaus seltener pompös und augenöffnend, für tolle Atmosphäre.
Die Geschichte an sich ist natürlich weitaus bekannter und kann daher keine wirklichen Überraschungen bieten... selbst Menschen, die aus gewissen Gründen noch nie in Berührung mit dem weltbekannten Märchen kamen, dürften schnell wissen wie der Hase läuft und tatsächlich muss sich der Film zu Beginn ein wenig strecken, um mit dieser recht knapp bemessenen Story noch auf 75 Minuten Spielzeit zu kommen. Daher werden die beiden Mäuse Jacques und Karli zu Beginn auch recht üppig und gleich mehrfach in lustige Szenen mit dem gefräßigen Kater Lucifer geworfen, der als kleiner Bösewicht für einige legendäre Szenen verantwortlich zeigt. Auch ein Teil des Showdowns gehört ihm und dieser ist, überraschenderweise, trotz des bekannten Ausgangs außerordentlich spannend geraten, da Disney immer neue Ideen auspackt, um die prikäre Situation noch ein wenig weiter zu verkomplizieren.
Manch einer wird da mäkeln, dass man die eigentlich einfache Geschichte hier nur unnötig in die Länge zieht, solange dies jedoch mit so viel Komik und nettem Witz sowie Charme entsteht, sollte dies nicht weiter ins Gewicht gefallen. Anbei wird dann natürlich noch eine gewaltige Portion Romantik-Kitsch aufgefahren, die jedoch (und auch das überrascht bei dieser Märchen-Vorlage doch sehr) nicht ganz so klebrig ausfällt wie noch bei "Schneewittchen" und sich oftmals eher auf Komik denn auf Liebe besinnt. Auch das mag nicht jedem gefallen, besonders wenn ein doch ziemlich schnell aus der Haut fahrender König glatt seinen Großherzog ermorden möchte, da dieser die große Liebe seines Sohnes aus den Augen verloren hat. Hier wäre weniger ab und zu tatsächlich mehr gewesen... auf eine gewisse Art und Weise behält "Cinderella" aber sogar in diesen etwas turbulenten Szenen noch durchaus seinen Charme.
Fazit: Ein wunderschönes Zeichentrick-Märchen mit viel turbulentem Witz, sympathischen Charakteren und toll gezeichneten Bildern, wobei nur einige Nebenfiguren etwas zu arg in die Karikatur-Schublade gedrängt werden.
Note: 2-
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