Luc Besson hat sich bislang kaum dadurch ausgezeichnet, sich in einem Genre festzufahren. Mit "Leon - Der Profi" lieferte er einen Kult-Thriller ab, der bis heute noch etliche Film-Fans in Verzückung versetzt und vor drei Jahren wagte er auch einen Ausflug ins futuristische Action-Genre. Dieses kleine Experiment namens "Lucy" gefiel nicht jedem, war aber immerhin sehr erfolgreich und ebnete dadurch auch den Weg zu "Valerian", Bessons neuestem Werk, welches im diesjährigen Kampf der Sommer-Blockbuster mitmischt. Zwischen all diesen Filmen kann der kleine Thriller "Malavita" trotz großer Starbesetzung und einigen hübschen Ideen dann beinahe Gefahr laufen, unterzugehen...
MALAVITA
Seit mehreren Jahren lebt die Familie Manzonis in einem Zeugenschutzprogramm, um sich vor diversen Mafiosi zu schützen, welche Familienoberhaupt Giovanni (Robert De Niro) in New York verriet. Der neueste Schutzort liegt nun in Nordwestfrankreich, wo die vierköpfige Familie unter neuem Namen und wachem Auge des FBI-Agenten Robert Stansfield (Tommy Lee Jones) versucht, ein neues Leben zu beginnen. Die Franzosen empfangen sie jedoch wesentlich unfreundlicher als zuvor erahnt, was manch ein Familienmitglied zu unüberlegten Handlungen treibt und ihren Unsichtbarkeit so gefährdet. Zudem sucht die Mafia noch immer nach den Manzonis und kommt ihnen nach und nach über kleine Spuren immer näher...
Zwar wagt sich Luc Besson auch hier wieder ins Thriller-Genre, welches er schon das ein ums andere Mal besucht hat, dennoch betritt er angesichts diverser komödiantischer Elemente und einer, trotz mehrerer brutaler Ausflüge ins Reich der Mafiosi, eher heiteren Geschichte doch ein gewisses Neuland... der "Leon"-Regisseur blieb sich also auch 2013 noch treu, indem er einfach immer wieder mal etwas Neues wagte. So richtig einschlagen wollte dieses kleine Experiment jedoch nicht und ließ Kritiker und Publikum eher enttäuscht zurück... was ich zumindest teilweise unterzeichnen kann, denn auch wenn wir von einem richtigen Flop weit entfernt sind, ist "Malavita" dennoch kein gelungener Film geworden.
Dies liegt zum einen an den enorm skurillen Charakteren, mit denen wir uns nie ganz verbinden wollen, sind sie doch so fernab jeglicher Realität angelegt, dass wir sie kaum ernstnehmen können. Das ist von Besson sicherlich so gewollt, nimmt sich der Film doch zu keinem Moment auch nur die Spur ernst, dennoch überschreitet man hier die Grenze zur Überzogenheit mehr als nur einmal deutlich, was nicht immer schmeckt. Gerade der Humor ist hier oftmals doch recht schwach auf der Brust und liefert uns mit der doch arg plakativen Vergleichswelle zwischen den zurückgebliebenen und klischeehaft gezeichneten Franzosen und den cleveren, wie aus dem Ei gepellten Amerikanern einige miese Kalauer. Dass die Franzosen hier gar wie tumbe Hinterwäldler anmuten, picklige, ungepflegte Gestalten sind, die sich in ihren engen Grenzen bewegen müssen, ist dabei dann auch mal zu viel des Guten und Besson sammelt in diesem Bereich fleißig Gags, die aber in den besten Momenten auch nicht zu mehr als einem kleinen Schmunzeln anregen.
In Sachen Übertreibung bleibt Besson auch dem Plot treu, der sich hier mehrfach an der Grenze zur Persiflage bewegt und die Charaktere somit streckenweise zu Handlungen zwingt, die sich nicht nachvollziehen lassen... dies ist besonders bei Teenie-Tochter Belle der Fall, die hier in eine doch recht schwache und maue Liebesgeschichte gepackt wird, die immer wieder für einige Längen sorgt. Darüber hinaus pflegt Besson den Umgang mit krachender Action, die aber erst zum Finale so richtig von der Leine gelassen wird. Zuvor widmet man sich tatsächlich fast durchgehend den Problemen einer Familie im Zeugenschutzprogramm, die einen neuen Ort aufmischt und dabei für einiges an Chaos sorgt.
Spannung kommt dabei nur selten auf und generell wirkt sogar eine unterforderte Michelle Pfeiffer hier ein wenig fehl am Platz... zu tun hat sie jedenfalls nicht viel. Wirklich amüsant agieren hingegen Robert De Niro, der offensichtlich viel Spaß an der kleinen Parodie seiner Mafia-Film-Pfade hatte (gegen Ende spielt der Film auch auf einen Kultklassiker an, was für einige Lacher sorgt), und Tommy Lee Jones. Besonders in gemeinsamen Szenen blühen die beiden alten Recken regelrecht auf und kabbeln sich wortgewandt und clever durch einige spaßige Comedy-Szenen. Dies sind einige Lichtblicke, die man "Malavita" angesichts doch sonst sehr tumbem und lauten Humors nicht absprechen kann, dementsprechend kurzweilig und nett kommt dieser Mix aus Thriller und Komödie dann auch daher. Für mehr reicht es dann aber definitiv doch nicht, dafür sind die Gags und auch die Figuren doch zu flach ausgearbeitet.
Fazit: Dank eines netten Casts und manch amüsantem Wortgefecht macht "Malavita" über weite Strecken Spaß. Ein überzogener Klischee-Humor sowie manch wirrer Charakterzug innerhalb der skurillen Handlung hätte aber definitiv nicht sein müssen.
Note: 3-
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