Passenderweise sah ich erst vor wenigen Tagen noch einmal die gesamte "Hangover"-Trilogie (die Kritiken erscheinen bald auf meinem Blog). Passend deswegen, da es "Girls Night Out", der seit letzter Woche in den deutschen Kinos läuft, ohne den gigantischen Erfolg von Phil, Alan und Co. wahrscheinlich nicht gegeben hätte... oder zumindest nicht in dieser Form. Ähnlich wie in "Hangover" muss sich auch hier eine Gruppe Freundinnen während einer wilden, von Alkohol und Drogen getränkten Nacht, mit einigen Fettnäpfchen herumschlagen, die eventuell sehr ernsthafte Konsequenzen für alle Beteiligten nach sich ziehen könnten...
GIRLS' NIGHT OUT
Zehn Jahre nach ihrem Abschluss trifft die mittlerweile erfolgreiche Politikerin Jess (Scarlett Johansson) endlich ihre besten College-Freundinnen wieder. Der Grund: Jess wird heiraten und die Clique möchte den Junggesellenabschied mit einem Wochenende voller Partys und Alkohol feiern. Während des Besuchs von einem von Jess' Freundin Alice (Jillian Bell) Stripper geschieht jedoch das Unglück. Alice stürzt sich auf diesen, der Mann stößt sich den Kopf und stirbt noch an Ort und Stelle. Die fünf Frauen sind in Panik und versuchen letztendlich, die Situation zu bereinigen... was sich jedoch als schwieriges und gefährliches Unterfangen herausstellt.
Im Grunde ist von Anfang an klar, um was für einen Film es sich bei "Girls Night Out" handelt. Einzig die hier doch etwas obskur anmutende Besetzung von Scarlett Johansson, die sich anscheinend eine Pause von den gigantischen Blockbustern der letzten Jahre genommen hat, bevor sie nächstes Jahr wieder im neuen "Avengers"-Abenteuer dabei ist, ließ zuvor vermuten, dass diese Komödie doch etwas Besonderes sein könnte. Ist sie natürlich nicht, denn Johansson hin oder her, es handelt sich hier noch immer um einen Film aus dem Schatten des originalen "Hangover", der diesmal, wie bereits im furchtbaren "Brautalarm" eine Mädels-Clique in den Fokus stellt, die versucht, mit einer außer Kontrolle geratenen Partynacht klarzukommen.
Diese Geschichte wird hier weder sonderlich originell oder geistreich angegangen, aber das hat wohl auch niemand ernsthaft erwartet, beziehungsweise, das möchte der Film auch gar nicht. Stattdessen möchte er seine Zuschauer einfach nur unterhalten und man muss sagen, dass er dies über die Laufzeit von hundert Minuten auch über weiteste Strecken schafft. Kritisieren kann man nur, dass sich unter den Gags auch so einige Rohrkrepierer befinden und dass es ein Fehler war, die ständig herumkeifende Alice in den Mittelpunkt des Chaos zu stellen, denn Jillian Bell nervt hier schon nach kurzer Zeit und besonders die Konflikte, die im letzten Drittel unter Tränen und von ihr angeführt ausdiskutiert werden wollen, geraten hier ziemlich peinlich. Generell verliert der Film immer dann an enorm an Tempo und Witz, wenn sich die Autoren anstrengen, ihre Charaktere zu formen. Da ihnen in dieser Hinsicht nämlich im Grunde gar nichts eingefallen ist, wirken diese "Tiefen" hier auch vollkommen fehl am Platze und lassen einen streckenweise peinlich berührt im Sitz zusammenzusinken angesichts von so viel Schmalz und zahnlosen Dialogen.
Ansonsten ist das hier aber tatsächlich eine recht spaßige Komödie geworden, die etwas lau startet, später aber mit einigen herrlichen Einzelszenen überzeugt. Gegen Ende gibt es dabei sogar noch die ein oder andere überraschende Wendung, die man so nicht unbedingt kommen sieht, und welche das Spiel umdrehen. So bleibt "Girls Night Out" weitestgehend flott und rettet sich mit einem gar nicht mal so unkreativen Finale noch locker über die Ziellinie. Auch die Darstellerinnen hatten offensichtlich jede Menge Spaß. Scarlett Johansson hat zwar leider zu wenig zu tun, da sie, trotz Hauptrolle, die unumkehrbare Spießerin geben muss und dementsprechend blass bleibt, die Chemie zwischen ihr und Kravitz, Bell und Co. stimmt aber dennoch und sorgt für einiges an Spaß. Da stört dann sogar "Ghostbusters"-Jägerin Kate McKinnon nicht so richtig, kann sie in Sachen Slapstick doch einige Kohlen aus dem Feuer holen.
Der größte Szenenapplaus gehört jedoch Paul W. Downs, der in einem losgelösten Subplot als Jess' Verlobter auf dem Weg zu seiner baldigen Frau ist und dabei ein kleines Chaos auslöst. Was er auf seinem Weg alles erlebt und wie er versucht, diesen zu überstehen, das muss man tatsächlich gesehen haben... im Kino bekamen seine Momente durchgehend und mit Abstand die meisten Lacher, was so nicht unbedingt zu erwarten war.
Fazit: "Girls Night Out" braucht ein wenig, um an Fahrt aufzunehmen, überzeugt aber schließlich mit einer soliden Gag-Quote und spielfreudigen Darstellern. Dass all dies weder originell noch irgendwie neu ist, stört nicht immer... dafür aber manch ein lauer Subplot.
Note: 3
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