Man braucht in einem Film keine übermäßige Action, um richtige Spannung zu erzeugen... macht man es gut, braucht man im Grunde sogar gar keine. Natürlich setzen die meisten Filme, die die Kassen zum klingeln bringen wollen, weiterhin auf Action-Eskapaden und immer wieder zeigen starke Franchises wie das "Marvel Cinematic Universe" oder die "Fast & Furious"-Reihe, dass das verflixt viel Spaß machen kann. Andere Filme, gerne Thriller mit realistischem Hintergrund, setzen aber weniger auf Krachbumm und wenn dabei dann talentierte Menschen vor und hinter der Kamera agieren, kann auch das richtig gut werden. Bei "Verräter wie wir" ist dies aber leider kaum der Fall...
VERRÄTER WIE WIR
Während eines Urlaubes mit seiner Frau Gail (Naomie Harris) in Marrakesch lernt der Literaturdozent Dr. Perry MacKendrick (Ewan McGregor) Dima (Stellan Skarsgard) kennen, der zur russischen Mafia gehört, diese jedoch in Zusammenarbeit mit dem MI6 infiltriert. Dabei gerät schon bald Dimas Familie in die Schusslinie, weswegen der Mann diese nach London und in Sicherheit bringen will. Der leitende Agent des Falles, Hector (Damian Lewis), verlangt dafür jedoch wichtige Informationen. Gail und Perry werden in die Verstrickungen hineingezogen und befinden sich schon bald selbst in Gefahr...
Wie Netflix kürzlich mit "War Machine" bewies, haben sich auch die großen Streaming-Dienste mittlerweile darin etabliert, große Filmproduktionen mit Starbesetzung stemmen zu können. Nun hat Amazon Prime den ebenso ruhigen wie wendungsreichen Thriller "Verräter wie wir" nicht alleine produziert, war jedoch als Geldgeber und Mitentscheidungsträger an Bord, weswegen der Film natürlich im Prime-Angebot enthalten ist. Besser macht dies das Werk jedoch nicht, haben wir es hier doch nur an der Oberfläche mit einem vielversprechenden Thriller zu tun, der sich darüber hinaus auf Altbekanntem ausruht.
Ebenso altmodisch wie stilsicher inszeniert Regisseurin Susanna White diesen Film und verzichtet dabei fast komplett auf Actionszenen, was definitiv mal eine wohltuende Abwechslung ist. Dabei kann sie das Tempo jedoch nicht hoch genug halten und verstrickt sich angesichts der sehr geradlinigen und einfachen Handlung im Mittelteil in Wiederholungen. Die Geschichte dreht sich doch einige Male im Kreis, bevor sich tatsächlich etwas Sinniges ergibt, worüber weder die fantastische Kameraarbeit noch der absolut großartige Stellan Skarsgard hinwegtäuschen können. Dieser stiehlt seinem Co-Star Ewan McGregor hier doch klar die Schau, kann der ehemalige "Star Wars"-Star hier doch nicht mehr tun, als stets eher passiv in die nächste Gefahr hineingeschoben zu werden. Naomie Harris müht sich an den Seiten der beiden redlich, bekommt von dem Drehbuch jedoch viel zu wenig zu tun, während der aus der auch nur zu Beginn richtig guten Serie "Homeland" bekannte Damian Lewis als MI6-Agent immerhin in Ordnung geht.
Der Handlung fehlt es jedoch nicht nur an Tempo und Dringlichkeit, sondern auch an sinniger Ordnung. So wirkt die komplette Ausgangssituation, während welcher ein ebenso harmloser wie erschreckend naiver Literaturprofessor, der sich gleich mehrfach in Schlägereien verwickeln lässt, ohne die Gefahr zu hinterfragen, enorm konstruiert. Dass gerade Perry und seine Frau immer wieder aufs Neue vom MI6 angehalten werden, Dima bei seiner misslichen Lage zu helfen, wirkt auch nach mehreren Malen des Nachdenkens nicht wirklich logisch und nachvollziehbar und zeigt, dass "Verräter wie wir" nicht wirklich dazu fähig ist, seine Hauptfiguren allesamt sinnig auf einen Nenner in der Handlung zu bringen.
Angesichts der Geradlinigkeit der Geschichte bleibt dann auch genug Zeit, um sich über solcherlei Plotholes Gedanken zu machen, weswegen der Film schließlich eher zu seinem vorhersehbaren Ende hindümpelt, als noch einmal die Daumenschrauben anzuziehen. Vielleicht sollte man sich also doch besser John le Carrès gleichnamigen Roman anschauen, denn auch ohne diesen zu kennen glaube ich vermuten zu können, dass dieser doch eine bessere Unterhaltung als der Film bieten könnte... wenn man den Buchreviews Glauben schenken mag.
Fazit: Die geradlinige und vorhersehbare Handlung wirkt enorm konstruiert, wobei auch die stilsichere Inszenierung und ein grandioser Stellan Skarsgard nicht über Plotholes und schwach gezeichnete Charaktere hinwegtäuschen können.
Note: 4+
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