Simon Pegg hatte sich zur Mitte der 00er-Jahre endlich recht deutlich seinen Weg nach Hollywood geebnet. Seine britischen Komödien "Shaun of the Dead" und "Hot Fuzz" wurden zu kleinen Kultperlen und durch seine prägnante Nebenrolle im "Mission: Impossible"-Franchise schaffte er auch den Sprung nach Amerika. Großbrittanien bleibt er dennoch bis heute treu und dreht wie gehabt britische Filme im Komödien-Genre. Mit "New York für Anfänger" aus dem Jahr 2008 verknüpfte er schließlich beide Seiten: Britisches Kino, welches jedoch in Amerika spielt und somit gar einen kleinen Kulturschock auslösen kann.
NEW YORK FÜR ANFÄNGER
Sidney Young (Simon Pegg) ist Feuer und Flamme, als er erfährt, dass Clayton Harding (Jeff Bridges), Chef und Herausgeber des angesehenen "Sharps Magazine", ihm einen Job als Autor in seiner Zeitschrift anbieten möchte. Young zieht auf der Stelle nach Amerika und rechnet bereits damit, als großer Journalist auf die luxuriösesten Partys eingeladen werden, um dort mit den Stars und Sternchen zu verkehren. Doch vorerst landet er auf der untersten Sprosse der Gehaltsliste und hat schwer damit zu schuften, sich nach oben zu kämpfen, um überhaupt von den Promis wahrgenommen zu werden. Die Angestellte Alison Olsen (Kirsten Dunst) soll Young in den Prozess des Magazins einführen, hat jedoch schwer mit dem Quatschkopf zu kämpfen, der sich in eine peinliche Situation nach der anderen manövriert...
"New York für Anfänger" ist tatsächlich eine ebenso spritzige wie charmante Komödie, was ich nach den schwachen Trailern kaum erwartet habe. Zwar leistet man sich hier gerade auf Humor-Ebene den ein oder anderen Ausrutscher (und liefert mit einem außer Kontrolle geratenen Schweinchen auf einer Promi-Party gleich einen ganz schwachen Auftakt des Films), dennoch ist die Gag-Quote hier erfreulich hoch. Auch wenn nicht jeder Witz sitzt, so kann man sich während den überraschend flotten 111 Minuten sicher sein, dass der nächste Lacher bereits eine Ecke weiter wartet, wobei diese aus den unterschiedlichsten Gründen hervorgelockt werden können. Sei es durch Sidney Youngs extreme Unbeholfenheit, in Anwesenheit von Stars und Sternchen angemessen zu reagieren, sondern stets so zu reden, wie ihm der Mund gewachsen ist. Oder durch die Anwesenheit eines unwahrscheinlich coolen Jeff Bridges, der dem Ganzen durch sein nie eine Mimik verziehendes Gesicht eine ganz eigene Komik verleiht. Oder durch etliche, liebevolle Anspielungen auf das Kino und die Industrie um es herum, wobei mit diesem Trend auch streckenweise recht deutlich abgerechnet wird.
Das ist alles nicht unbedingt neu und ab und zu hätte man auch nicht so extrem aufs Gas treten müssen, weswegen einige Slapstick-Momente arg albern wirken... dennoch hat es seinen Charme und wird immerhin zu keiner Sekunde langweilig. Man darf sich jedoch darüber wundern, wie schräg Sidney Young hier tatsächlich agiert. Sein Traumjob kann ihm kaum so wichtig sein, wenn er diesen doch über die gesamte Laufzeit immer wieder mutwillig mit extrem eigensinnigen Aktionen gefährdet. Klar, dies soll einen Charakter formen, der gerne sein eigener Herr ist, ab und zu übertreibt man es hier jedoch auch damit und Young leistet sich einige absichtliche Fauxpas', die in diesem Rahmen kaum glaubwürdig wirken. Ben Stiller hat in "Meine Braut, ihr Vater und ich" den gemeinsamen Traualtar immerhin auch nur versehentlich in Flammen aufgehen lassen.
Sieht man über solcherlei Schönheitsfehler hinweg und verzeiht auch die später doch zu viel Raum einnehmende und enorm kitschig aufgelöste Romanze, wodurch der Film an Schwung verliert, sieht man einen schönen Mix aus Liebesstreifen, Komödie und Satire, die mit witzigen Figuren und schönen Anspielungen jongliert. Das ist sicherlich nicht wirklich hintergründig und tritt in Sachen Humor und Sozialkritik mit dem Holzhammer auf, immerhin hat man aber genügend zu lachen und zu schmunzeln, dass solcherlei Schwachpunkte nicht allzu stark ins Gewicht fallen.
Zwischen einem herrlich ironischen Simon Pegg und einer wunderbar aufspielenden Kirsten Dunst sprühen auch genügend Funken, um die gemeinsamen Gefühle glaubhaft wirken zu lassen und in Nebenrollen ist dann gleich ein ganzer Haufen bekannter Namen zu finden. Jeff Bridges hatte ich bereits lobend erwähnt, positiv auffallen tun jedoch auch Gillian Anderson als herrische Promi-Expertin, "Harry Potter"-Star Miriam Margolyes als dauerhaft schlecht gelaunte Vermieterin und Danny Huston als widerlich-schmieriger Vorgesetzter, der nicht unbedingt respektvoll mit Frauen umgeht und dennoch seine Vorteile daraus zieht. Nur an "Transformers"-Babe Megan Fox werden sich hier die Geister scheiden: Ich war beeindruckt, wie herrlich überzogen sie in die Rolle eines ebenso beschränkten wie begierigen Hollywood-Sternchens schlüpfen kann... ob man dies jedoch als gutes Comedy-Schauspiel oder eine glatte Kopie ihrer eigenen Persönlichkeit werten möchte, bleibt dabei jedem selbst überlassen.
Fazit: Charmante Komödie mit einer gut aufgelegten Besetzung, bei der nicht jeder Witz sitzt und auch die Romanze in arg kitschige und vorhersehbare Bahnen abdriftet, die aber immerhin mit genügend Schwung und tollen Ideen aufwartet.
Note: 3+
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