Die bislang wohl größte filmische Eigenproduktion von Netflix der letzten Zeit, "War Machine", hatte mich aufgrund seiner flachen Figuren ziemlich enttäuscht... womit ich sicherlich nicht alleine dastand. Dennoch wollte ich den kreativen Köpfen des großen Streaming-Dienstes auch abseits der eigenen, genialen Serien noch einmal eine Chance geben und sah mir "The Discovery" an, obwohl mich der wirre Trailer und die schwachen Kritiken doch eher abschreckten. Letzten Endes fehlt es dem Mix aus Drama und Thriller trotz einer interessanten Grundidee ziemlich an Schwung...
THE DISCOVERY
Dem Wissenschaftler Thomas Harbor (Robert Redford) ist ein Meilenstein gelungen. Durch seine Experimente konnte er nun unumstößlich beweisen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und dass das menschliche Bewusstsein nach dem Ableben tatsächlich an einen anderen Ort geht... Harbor weiß nur noch nicht, wohin. Auf der ganzen Welt löste Harbors Entdeckung eine Reihe Selbstmorde aus, da die Menschen unbedingt wissen wollen, was nun tatsächlich nach dem Tod passiert. Thomas' Sohn Will (Jason Segel) hat schwer mit dieser Bürde zu tragen, glaubt er doch, dass sein Vater Schuld am Suizid all dieser Menschen ist. Als der zaudernde Will eines Tages die junge Frau Isla (Rooney Mara) kennenlernt, verändert sich sein Leben...
Nein, auch mit dieser filmischen Eigenproduktion hat Netflix es nicht geschafft, mich zu überzeugen und das Endergebnis ist dabei sogar noch ein ganzes Stück schlechter als der unausgegorene und fade "War Machine". Die Grundidee als solche ist immerhin eine sehr interessante und widmet sich dabei einer der ältesten Frage der Menschheit, die sich sicherlich jeder schon einmal gestellt hat: Was wartet auf uns, wenn wir sterben? Ist einfach alles vorbei oder geht unsere Reise noch weiter, beginnt vielleicht gerade erst? Problematisch ist, dass man sich mit dieser großen und komplexen Thematik bei "The Discovery" komplett übernommen hat und nicht dazu fähig ist, diesen gigantischen Fragen filmisch auch wirklich etwas angemessen Großes entgegenzusetzen.
Regisseur Charlie McDowell verstrickt sich in schwülstigem und pseudo-wissenschaftlichen Dialogen und Monologen, schafft es dabei nicht, den Zuschauer wirklich in seine Welt und seine Gedanken hineinzuziehen, lässt uns emotional gesehen vollkommen außen vor. Bis zum ziemlich wirren und umständlichen Ende, welches ziemlich böse in Kitsch ersoffen wird, versucht man zwar immer wieder, einigermaßen sinnige Antworten zu finden, so wirklich verständlich und nachvollziehbar werden diese aber nicht dargebracht und enden schließlich in ziemlich beklopptem Esoterik-Schmarrn, der eher unfreiwillig komisch als erhellend wirkt.
Als hätten dies die Macher selbst gewusst, verbringen sie einen Großteil der 102 Minuten mit der Entstehung einer ebenso kühlen wie unglaubwürdigen Romanze, die sich zwischen Will und Isla entwickelt. Zwischen Jason Segel, der hier in der Hauptrolle eh seltsam fehlbesetzt ist, da er die enormen emotionalen Verstrickungen seiner Figur niemals glaubwürdig transportieren kann, und einer immerhin soliden Rooney Mara entsteht niemals ein echtes Feuer, weswegen man den beiden die gegenseitigen Gefühle füreinander nicht abkaufen möchte. "Captain America"-Star Robert Redford spielt die Rolle des ebenso genialen wie neben sich stehenden Wissenschaftlers Thomas Harbor dagegen recht gelangweilt herunter, ist aber selbst so noch gut genug, um sich nicht ansatzweise irgendeine Art der Blöße zu geben.
Wenn nun also sogar schon die namhafte Besetzung keinen wirklichen Charme lostreten kann und McDowell zudem niemals erinnerungswürdige Bilder erschafft, die mit seinen großen Intentionen Schritt halten, muss man "The Discovery" also als enorm gescheitertes Projekt ansehen, welches schon früh Tempo vermissen lässt und seine schwach gezeichneten Charaktere ebenso wenig unter Kontrolle bekommt wie die zwar ambitionierte, jedoch ungenügend ausgearbeitete, unglaubwürdige Geschichte. Einen richtigen Gefallen hat sich Netflix also auch mit dieser Großproduktion nicht getan und man muss wohl weiterhin hoffen, dass sich der Streaming-Dienst in Zukunft auch abseits seiner tollen Serien noch groß aufstellen kann.
Fazit: Ebenso kitschiges wie wirres Drama, in welchem die kühle Lovestory nicht zu überzeugen mag und auch die ambitionierten, großen Fragen zu keinem zufriedenstellenden Abschluss gebracht werden, da man sich doch nur auf wirre Esoterik-Fantastereien verlässt.
Note: 5+
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