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Tron

Mit der Geschichte von "Tron" machte ich meine erste Erfahrungen bereits 2006 im Alter von vierzehn Jahren... nicht jedoch durch den mittlerweile halb zum Kult aufgestiegenen Film aus dem Jahr 1982, sondern durch das Videospiel "Kingdom Hearts 2" (nebenbei der beste Teil des besten Gaming-Franchises aller Zeiten), in welchem der Raster als Welt auftritt. Erst gute sieben Jahre später sah ich tatsächlich auch den zugrunde liegenden Film und habe ihn mir nun ein weiteres Mal angesehen... um doch eher ernüchtert in den Abspann übergeleitet zu werden.

TRON


Programmierer Kevin Flynn (Jeff Bridges) ist sauer: Der Vorsitzende der Megafirma Encom, Ed Dillinger (David Warner) hat die bereits programmierten Ideen von gewissen Videospielen seinerseits gestohlen und als sein Eigentum verkauft... was ihm Ruhm und jede Menge Geld einbrachte. Eines Nachts bricht Flynn mit zwei Freunden in die Bürogebäude Dillingers ein, um die Sache endlich klarzustellen, macht dabei jedoch die Bekanntschaft mit dem MCP, ein gefährliches, nach Macht geiferndes Computerprogramm, welches Dillinger entwickelte, worüber er nun jedoch die Kontrolle zu verlieren droht. Der MCP verfrachtet Flynn in einen Computer und lädt ihn dort aufs Spielraster... von wo es kaum ein Entkommen zu geben scheint.

"Tron" war 1982 der erste Spielfilm, der ganze Sequenzen ablieferte, die ausschließlich am Computer entstanden... dreizehn Jahre später setzte der Pixar-Film "Toy Story" als erster vollständig am Computer entstandener Animationsfilm dort bekanntlich noch einen drauf. Mit einer enorm aufwendigen, bis heute so auch nicht mehr genutzten Aufnahmetechnik wurden die Computerwelten von "Tron" lebendig und sorgten damals für herunterklappende Kinnläden in den Kinosälen... so etwas hatte man Anfang der 80er tatsächlich noch nicht gesehen. Dennoch wirkte es, angesichts der anderen Sehgewohnheiten, damals auch ziemlich skurill und aufgrunddessen, dass man sich von diesen sehr teuren Prozessen auch zukünftig verabschiedete und andere Wege fand, visuelle Effekte in heutige Blockbuster zu integrieren, steht "Tron" mit seinem gewöhnungsbedürftigen Look bis heute sehr alleine da. 
Das ist auch irgendwie gut so, denn fünfunddreißig Jahre später sieht das Ganze, und das sollten auch die Fans zugeben können, doch schon ziemlich bescheuert aus. Das hat dann streckenweise den ebenso charmanten, aber auch optisch miesen Eindruck einer weitaus älteren Präsentation, die so auch als 3D-Versuch in einem Vergnügungspark laufen könnte und vollkommen altbacken und überholt wirkt. Gut, gerade optisch setzen ältere Filme nun einmal irgendwann Staub an, das ist kaum zu vermeiden, doch "Tron" fällt durch seinen irren und sehr seltsamen Look ziemlich aus dem Rahmen und kann dabei nur Bilder erschaffen, die verrückt, aber niemals beeindruckend oder sehtauglich wirken... es wirkt alles glatt ein wenig unfertig, vielleicht auch, weil die technischen Möglichkeiten zu Beginn der 80er noch nicht dafür ausgelegt waren, solche Welten zu kreieren. Dementsprechend dauerte es auch fast dreißig Jahre, bis Disney schließlich mit "Tron: Legacy" eine Fortsetzung in die Kinos brachte, die den visuellen Sehmöglichkeiten des heutigen Kinopublikums entsprach, aber dennoch keinen großartigen finanziellen Erfolg brachte. 
Und auch das ist okay, denn "Tron" hätte angesichts seiner wirren und unzusammenhängenden Geschichte, die sich selbst viel zu ernst nimmt, auch nicht noch einen weiteren Film dieses Kalibers gebraucht. Nach diesem ersten Werk hat man nämlich eigentlich bereits genug von all den blauen Lichtern, den Prorgammen, Daten und dem mal wieder klischeehaft behandelten Kampf zwischen Gut und Böse. Das ist hier, auch angesichts der flach gezeichneten Figuren, schon ziemlich öde und sorgt auch durch das dilletantische Spiel der Akteure (Jeff Bridges kaspert sich durch die Welt, als wüsste er selbst nicht genau, was er hier tut und sogar "Titanic"-Star David Warner bleibt als Bösewicht sträflich ungenutzt) auch dafür, dass man das Ganze nicht einmal die Spur ernstnehmen kann. 
Aber, und das ist das Gute daran, das wussten die Macher rund um die Disney-Studios auch und entwickelten "Tron" somit als sinnfreien, aber streckenweise charmanten Ritt, der niemals vorhat, der intelligenteste Film seiner Zeit zu sein. Das kann dann, wenn man mancherlei Fehler akzeptiert und auch die Sehgewohnheiten umstellt, schon anderthalb Stunden lang Spaß machen und da der Film ebenso flott wie schnörkellos seine Handlung bis zum netten Showdown herunterspult, tut das auch nicht wirklich weh.
Fazit: "Tron" wirkt heute arg überholt und schlecht gealtert, was an den diffusen Bildern und der damals noch in den Kinderschuhen steckenden Technik liegen mag. Eine Entschuldigung für die magere, wenn auch spaßige Handlung und die schwachen Stars ist das aber nicht.

Note: 4+




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