Direkt zum Hauptbereich

Ich - Einfach unverbesserlich 3

Viele Filmfans hatten zu ihren Lebzeiten wohl nicht mehr damit gerechnet, aber es scheint tatsächlich soweit zu sein: Die Franchise-Müdigkeit hat Hollywood ereilt! Ehemals todsichere Reihen wie "Fluch der Karibik" und "Transformers" gingen mit ihren neuen Ausflügen (zumindest vergleichsweise) an den Kinokassen baden und konnten nicht einmal ansatzweise die Erfolge vorheriger Filme des Franchise wiederholen. Und sogar die Minions blieben mit Teil 3 der "Despicable Me"-Trilogie finanziell hinter den Erwartungen zurück. Hier von einem Flop zu sprechen, wäre sicherlich übertrieben (was auch für den fünften "Pirates"-Film gilt), aber es gibt einem doch zu denken...

ICH - EINFACH UNVERBESSERLICH 3


Nachdem sie den gefährlichen Superverbrecher Balthazar Bratt haben entkommen lassen, werden Gru und Lucy aus dem Agentendienst entlassen. Kurz darauf lernt Gru seinen bislang unbekannten Zwillingsbruder Dru kennen und beide beschließen, Balthazar zu fangen... als letzten Bösewichts-Ausflug so ungefähr. Währenddessen versucht sich Lucy daran, eine guter Mutter für die drei Mädchen Agnes, Margo und Edith darzustellen und die Schar an Minions wendet sich nach Gru's Sinnseswandel von ihrem Mentor ab... um auf sich alleingestellt schließlich von einem Schlamassel in den nächsten zu geraten.

Eigentlich war ja schon seit dem zweiten Film die Luft raus aus der "Despicable Me"-Reihe. Gru hatte sich bereits am Ende des ersten Films zum sehr wohl verbesserlichen Gutmenschen gemausert und großartige neue Ideen schienen die Macher im Sequel auch nicht mehr gehabt zu haben. Dafür wurde 2015 schließlich ein reiner "Minions"-Film nachgeschoben, schließlich waren die gelben Sidekicks auch zuvor bereits die absoluten Publikumslieblinge gewesen und dürften weiterhin der ausschlaggebende Grund sein, wieso Fans eine Karte für einen Teil der Reihe ziehen. 
Und so setzt sich das Spiel also auch mit dem dritten Teil des Franchises fort und begeht somit keinerlei Risiken. Die Minions sorgen in ihrem eigenen Subplot definitiv wieder für den größten Spaß und können durch tollen Slapstick und ihre eigene Unfähigkeit einige Lacher ernten. Sobald die kleinen, gelben Latzhosenträger aber die Leinwand verlassen, wird es ziemlich schnell öde und wer sich noch an den ebenso faden zweiten Film erinnert, der weiß, was das bedeutet. Die Geschichte, die sich rund um Gru und Lucy entfaltet, entbehrt nun also auch wieder jeglicher Originalität und dass man nun für die Hauptfigur einfach einen Bruder aus dem Ärmel schüttelt, ist auch ein ziemlich lahmer Schritt. Ansonsten sind ein kasperhafter und lächerlicher Bösewicht ebenso geblieben wie die drei knuddeligen Mädchen, wobei zumindest die jüngste Agnes mit ihrem Einhorn-Fimmel noch ein paar niedliche Pluspunkte sammelt. 
Die Geschichte ist jedoch insgesamt so lahm und hält sich nur durch ständiges Herumkrakeelen der mit Energie vollgeladenen Figur aufrecht, während ansonsten gepflegte Langeweile herrscht. Besonders während der ersten Hälfte rennt die Handlung schier kopflos durch mehrere Subplots und schafft es dabei nicht, diese sinnig zu verknüpfen. Lucy auf der einen Seite, Gru und sein stumpfer Bruder auf der anderen... und die Minions irgendwo außen vor, während sie ihre losgelösten, dabei weitaus spaßigeren Abenteuer erleben, die mit dem Rest der Geschichte wirklich gar nichts zu tun haben. Das ist animationstechnisch noch immer auf einem guten Niveau, gilt heutzutage aber einfach auch als Standard und muss eben so auch gegeben sein, weswegen es da diesmal keine großartigen Pluspunkte gibt. Was Animationen angeht, hat Pixar eben auch immer noch die Nase vorn... der zuvor gezeigte "Cars 3"-Trailer sah effektetechnisch zumindest durchaus beeindruckender aus als alles, was "Despicable Me 3" hier bietet. 
Immerhin gibt es zum Schluss aber noch ein ziemlich spektakuläres und unterhaltsames Finale obendrauf, welches die Erwachsenen ebenfalls mit viel Witz und Action aufwecken dürfte. Die Kids werden sich zuvor an dem lauten Slapstick und der unkomplizierten, geradlinigen Geschichte sattgesehen und nicht bemerkt haben, dass das Franchise noch immer ziemlich müde vor sich hineiert. Die Minions, die in den Werbungen stets omnipräsent sind, täuschen über mangelnde Ideen und ziemlich laue Gags nämlich auch hier wieder clever hinweg.
Fazit: Auch Teil 3 missfällt erneut durch eine öde Handlung und eher nervende denn wirklich sympathische Charaktere, wobei neue Ideen erwartungsgemäß Mangelware sind. Der alleinige Subplot um die Minions und eine stärkere zweite Hälfte sorgen schließlich allenfalls für soliden Spaß.

Note: 4+




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid