Manche Filme sind in Sachen Laufzeit einfach zu lang, alsdass man sie sich einfach spontan zuhause ansehen könnte... da muss man die Sichtung eines solch monumentalen Werkes manchmal einfach schon im Voraus planen. Was für "Ben Hur" oder die "Der Herr der Ringe"-Trilogie gilt, trifft auch auf den Klassiker "Lawrence von Arabien" zu, der schon mehrere Wochen in meinem heimatlichen Regal auf mich wartet... ich kam jedoch, aufgrund seiner Laufzeit von 227 Minuten (einer der längsten Filme in meiner Sammlung), erst jetzt dazu, mir das Werk zum ersten Mal vollständig anzusehen.
LAWRENCE VON ARABIEN
Während des Ersten Weltkrieges wird der britische Offizier T.E. Lawrence (Peter O'Toole) auf die arabische Halbinsel geschickt. Während der Krieg gegen Deutschland tobt, soll er dort die Entwicklungen des arabischen Prinzen Faisal (Alec Guinness) beobachten. Die Araber sind zerstreut und uneins und fürchten sich vor einem Kampf mit den Türken. Lawrence beschließt zu helfen und die verängstigten Araber unter neuer Flagge zu vereinen, um anschließend gegen die von den Türken besetzte Wüstenstadt Akaba zu stürmen. Für ein Gelingen dieses Angriffs muss jedoch eine grausame und tödliche Wüstengegend durchquert werden... was zuvor noch keinem Menschen gelungen ist.
Selbst als noch so großer Filmfan (und ich zähle mich als einen solchen) ist es so gut wie unmöglich, wirklich alles zu sehen. Um viele Werke ist es dabei auch nicht sonderlich schade, wenn man sie nicht zu Gesicht bekommt, manch einen Kultklassiker sollte man jedoch unbedingt gesehen haben. Sei es, um sein Wissen bezüglich Filmgeschichte aufzuwerten, um mitreden zu können oder um andere Sehgewohnheiten zu erleben. Oder, und das ist natürlich am wichtigsten, um ein Meisterwerk gesehen zu haben. "Lawrence von Arabien" stand somit praktisch schon immer auf meiner Must-See-Liste... nun habe ich das monumentale Werk tatsächlich endlich gesehen, muss jedoch sagen, dass ich nicht unbedingt begeistert gewesen bin.
Wie so oft mag dies an den veränderten Sehgewohnheiten liegen, die meine Generation entgegen älteren Werken so mit sich bringt, denn so richtig frisch fühlt sich der Film eben nicht wirklich an und steckt somit hinter ähnlichen epochalen Klassikern wie "Vom Winde verweht" und auch "Ben Hur" zurück. Während der ersten zwei Stunden fallen solcherlei Schwächen noch nicht häufig auf, schickt man uns während dieser Zeit doch auf eine abenteuerliche Reise, der es nicht an Spannung und Abenteuerlust fehlt. Die beeindruckenden Bilder der durch die Wüste marschierenden Männer brennen sich dabei noch dauerhaft ins Gedächtnis ein und generell ist der Film für sein Alter herausragend inszeniert und sieht auch heute noch absolut fantastisch aus. 2012 wurde das Werk auf Blu-Ray neu veröffentlicht und mit einem neuen Master gesehen und tatsächlich: Das Alter sieht man ihm mittlerweile kaum mehr an, der Film erstrahlt wahrlich in einem völlig neuen Glanz.
Für die Geschichte an sich gilt dies indes aber nicht, kommt diese doch über weite Strecken ziemlich zäh daher. Nach der Halbzeit sind die an sich interessantesten und spektakulärsten Szenen bereits abgefrühstückt und nach dem tödlichen und herausragend gefilmten Marsch durch die Wüste wird es immer wieder arg politisch. Dabei werden dann zwar interessante Fragen gestellt, der Film dreht sich aber immer wieder auch unangenehm im Kreis und lässt seine Hauptfiguren gleich mehrfach schwere Entscheidungen treffen. Dabei kann sich "Lawrence von Arabien", ganz im Gegensatz zur ersten Hälfte, nicht mehr höherschrauben und stagniert streckenweise innerhalb seines Entertainment-Faktors, was ihn irgendwann schwerer und langsamer macht als er hätte sein müssen. Es mag auch an der enormen Laufzeit liegen, dass sich das Werk dann eben doch oftmals etwas zieht und man schon viel Sitzfleisch und Geduld mitbringen muss, um den Film wirklich in einem Zug durchzugucken, so wie ich es nun getan habe.
Zudem gefiel mir auch die Glorifizierung der titelgebenden Hauptfigur nicht, die in ein enges Heldenkorsett geschnürt wird und dabei viel zu glatt wirkt. Zwar werden Lawrence später auch düstere Seiten angedichtet, richtig entfalten können sich diese indes aber nie. Das ist aber nicht die Schuld von Peter O'Toole, der hier neben namhaften Kollegen wie "Star Wars"-Mime Alec Guinness und dem großartigen Omar Sharif eine phänomenale Leistung aufs Parkett legt. Gelobt werden muss auch der tolle Soundtrack, der bis heute zu den bekanntesten Scores seiner Zeit zählt und der auch noch lange im Ohr bleibt.
Fazit: Nach einer abenteuerlichen ersten Hälfte verstrickt sich das gigantische Epos in einigen Wiederholungen und kann auch seine Figuren nicht genügend charakterisieren. Immerhin sorgen die grandiosen Bilder und die tollen Schauspieler für Entschädigung während manch einer langatmigen Episode.
Note: 3
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