Letztes Jahr wurde der Journalismus-Thriller "Spotlight" von der Großzahl der Kritiker gefeiert und auch mit dem Oscar für den besten Film ausgezeichnet. Mich ließ der Film jedoch weitestgehend kälter als ich zuvor vermutet hatte: Ich sah zwar einen starken Thriller mit einer fesselnden Star-Besetzung und einer aufrüttelnden Geschichte, doch gepackt wurde ich auf emotionaler Ebene nie. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch "Kill the Messenger", der uns eine wahre Handlung präsentiert, die einige erschreckende Wahrheiten aufdeckt, mit einer Star-Besetzung und spannenden Plotelementen glänzt... dabei emotional jedoch kaltlässt.
KILL THE MESSENGER
Im Jahr 1996 entdeckt der Journalist Gary Webb (Jeremy Renner) eherzufällig denn wirklich geplant eine schockierende Verbindung: Offensichtlich ist die CIA daran beteiligt, Drogen ins Land zu schmuggeln. Webb geht der Sache nach und spricht mit mehreren Zeugen, welche die Taten belegen wollen... an faktischen Beweisen fehlt es ihm jedoch. Dennoch weckt er mit seinem Journalismus schlafende Hunde und schon bald steht auch die CIA selbst vor seiner Tür, die wenig erfreut über die Kritik sind, die ihnen entgegenweht. Sie schlagen zurück und versuchen Webb zu diskreditieren... doch dieser gräbt nun nur noch weiter.
Im Kern erzählt "Kill the Messenger" eine enorm packende Geschichte, die es unbedingt verdient, gehört zu werden. Noch schockierender als die Wahrheiten, die Webb im Verlauf seiner Arbeit aufdeckt, entpuppen sich schließlich die Methoden, die von der Gegenseite gewählt werden, um den Reporter mundtot zu machen. Da werden nicht nur bösartige Lügen herausgekramt, Einbrüche begangen und sogar Drohungen ausgesprochen... nein, Webbs Leben ist sogar in Gefahr. Wenn man bedenkt, dass all dies tatsächlich auf wahren Begebenheiten beruht, dann kann einen dies tatsächlich frösteln lassen.
Leider gelingt es Regisseur Michael Cuesta jedoch zu selten, den Zuschauer mit diesen beunruhigenden Fakten tatsächlich zu packen, da er weit über de Halbzeit hinaus an etlichen Schauplätzen grast und oftmals nicht wirklich auf den Punkt kommt. Weit über ein Dutzend handlungstragender Figuren wollen zu ihrem Recht kommen, leider sind für viele von ihnen jedoch nur noch winzige Brotkrumen abgefallen, was den Film über weite Strecken doch recht gehetzt und kopflos von einer Szene zur anderen springen lässt. Was in der realen Situation sicherlich so passiert sein mag, wirkt in filmischer Hinsicht arg fransig und unentschlossen, weswegen emotionale Beteiligung erst sehr spät Einzug hält. Während eines bewegenden Abschlussmonologes bekam ich tatsächlich kurz einmal Gänsehaut... solche Szenen werden und während der 112 streckenweise durchaus zähen leider zu selten geboten.
Stattdessen widmet man sich recht ausführlich der privaten Misere Gary Webbs, die jedoch nur dank der starken Leistung von "The Hurt Locker"-Star Jeremy Renner ihre Daseinsberechtigung hat, auf Story-Ebene kommen diese Einschübe nämlich doch eher altbacken und gezwungen daher. Wesentlich interessanter ist da der Aspekt des Investigativjournalismus, der hier auch in einige überraschende Abgründe zeigt. Leider hetzt Cuesta in diesen Momenten doch recht deutlich durch seine komplexe Geschichte, um möglichst viele Details mitzunehmen, wodurch die Einzelszenen kaum Intensität freisetzen können. Er verliert das große Ganze allmählich aus den Augen und verlässt sich auf für sich spannende, aber im Gesamtbild doch eher wirre Episoden, die zu spät ein Puzzle zusammensetzen.
Star des Films bleibt aber immerhin Jeremy Renner, der mit einer nuancierten Leistung zu fesseln weiß und die Geschichte über die komplette Laufzeit zu tragen weiß. Für die restliche Besetzung gilt dies nicht durchgehend: Während Oliver Platt und "Stirb langsam"-Star Mary Elizabeth Winstead noch einige starke Szenen abbekommen, bleiben für große Namen wie Robert Patrick, "Deep Impact"-Star Richard Schiff und Andy Garcia nur wenige Momente übrig... die dabei auch nicht immer essentiell für den emotionalen Fortlauf der Geschichte sind. Der große Ray Liotta bekommt indes auch nur eine einzige Szene ab, obwohl er in der Besetzung an dritter Stelle steht. Hier entpuppt sich die mit vielen bekannten Namen vollgepackte Cast-Liste also auch als ein kleiner Blender.
Fazit: Eine packende, wahre Geschichte ist dies im Kern, die jedoch nie emotional zu packen weiß. Regisseur Cuesta grast etliche Nebenschauplätze ab und verliert dabei Kopf und Herz der Handlung, die dabei ebenso aufwiegelnd wie kühl bleibt.
Note: 3-
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