Das "Conjuring"-Universum wird sich in den nächsten Jahren noch weiter ausbauen. Der dritte Teil zu dem genial-gruseligen Überraschungs-Hit aus dem Jahr 2013 (sicherlich einer der besten Horrorfilme der letzten Jahre) steht zwar noch in der Schwebe, nach dem Sequel vom letzten Jahr bekommt nun aber auch Annabelle ihren zweiten Auftritt. Nächstes Jahr ist dann die böse Nonne aus "Conjuring 2" mit einem Einzelfilm an der Reihe und auch der "Crooked Man" aus selbigem Werk wartet auf seinen Solo-Einsatz. Da steht uns also noch einiges bevor, vorher war man uns aber noch einen zufriedenstellenden Film über die schaurige Puppe schuldig, die für das herrliche Intro in "Conjuring" verantwortlich zeigte und den wir 2014 mit "Annabelle" leider nicht zu sehen bekamen. Dafür aber bekommen wir diesen jetzt...
ANNABELLE 2
1955: Sechs Waisenkinder und die sie erziehende Schwester Charlotte (Stephanie Sigman) werden von dem Puppenbauer Samuel Mullins (Anthony LaPaglia) und seiner ans Bett gefesselten, kranken Frau Esther (Miranda Otto) aufgenommen. Die Kinder wollen sich jedoch nicht so rasch heimisch fühlen und besonders die gehbehinderte Janice (Talitha Bateman) vermutet, dass in dem Haus etwas nicht stimmt. Sie soll Recht behalten, denn bei einem Erkundungsgang durch das Haus stößt sie auf die Puppe Annabelle, die von einem bösen Dämon beherrscht wird... und der nach einer jungen Seele sucht, um diese einzunehmen.
"Annabelle" war 2014 dann doch schon eine ziemlich herbe Enttäuschung und zeigte, dass ein gutes Ausgangsmaterial nicht immer gleich für einen guten, abendfüllenden Film stehen muss. Die titelgebende Puppe sorgte in "Conjuring" für eine schaurige Einzelszene, als "Star" eines alleinigen Films wirkte sie jedoch relativ zahm, weswegen das Werk weder gruselte noch für Spannung sorgte, sondern eher langweilte. Zum Glück nahm der Film aber genügend Geld ein, um es einfach noch einmal zu versuchen und die Macher haben offensichtlich aus ihren Fehlern gelernt - nur so lässt sich erklären, wieso "Annabelle 2" nun zwar weiterhin kein guter Film ist oder auch nur annähernd mit der Hauptreihe rund um "Conjuring" konkurrieren kann... aber dennoch wesentlich besser als sein eigentlicher Vorgänger ist.
Clever, wenn auch nicht unbedingt originell war natürlich der Ansatz, ein weiteres Prequel zu erstellen. Somit konnte man diesmal nicht nur vollständig zu den Anfängen dieser mysteriösen Puppe und des fiesen Dämons, welcher sie beherrscht, zurückgehen und dabei einige interessante Fragen beantworten... nein, man konnte auch der lauen Geschichte, die man sich im ersten Teil aus den Fingern gesaugt hatte, aus dem Weg gehen. Den ersten Film noch im Gedächtnis haben lohnt sich dennoch, da dieser zweite Teil gegen Ende mit dem Original in Verbindung gebracht wird und während ich, obgleich diese letztendliche Wendung doch sehr konstruiert wirkte, zufrieden grinsen konnte, war das verwirrte Gemurre angesichts des Nichtverstehens dieser Szene beim restlichen Publikum kaum zu überhoren. Also, liebe Horrorfans, schön merken: Schaut euch auch die anderen Teile der Reihe an, wenn ihr die Geschichte wirklich voll und ganz genießen wollt... das gilt besonders für das vergleichweise doch recht tiefe und an Anspielungen sicherlich nicht arme "Conjuring"-Universum, in dem eben auch "Annabelle" ihren Platz hat.
Nun kann man aber etwaigen Verbindungen auf Story-Ebene locker aus dem Weg gehen, weswegen "Annabelle 2" weitestgehend auf eigenen Füßen steht, sich dabei nicht verstrickt und über 109 Minuten sehr atmosphärische Horror-Unterhaltung bietet. Das ist zwar, wie bereits die anderen drei Filme des Franchises, nicht sonderlich originell und erfindet das Rad zu keinem Zeitpunkt neu... das Altbekannte wird von Mastermind und Produzent James Wan sowie Regisseur David F. Sandberg aber sehr ansprechend inszeniert. Die Bildsprache ist angenehm düster, die Jumpscares sitzen, die Geschichte ergibt soweit Sinn und fügt interessante Puzzlestücke zum allgemeinen Plot hinzu, welcher das Franchise umgreift und auch in Sachen Charaktere sieht das alles gut aus. Diesmal hat man sich erneut dazu entschieden, die Figuren angenehm menscheln zu lassen und ihnen glaubhafte Beziehungen und Probleme zu geben, damit sie nicht nur noch bloßes Kanonenfutter für den irren Dämon darstellen.
So fiebern wir mit den überraschend gut gezeichneten Figuren auch bis zum etwas langgezogenen Finale mit und dürfen sogar kleine Überraschungen bezüglich eines plötzlichen Ablebens erleben... alles Dinge, die "Annabelle" so nicht vorweisen konnte. Natürlich siegt am Ende der doch etwas banale Terror über die simple Grusel-Atmosphäre und natürlich erschrecken uns knallende Türen und mysteriöse Klopfgeräusche nicht mehr so sehr, da wir sie nun zum vierten Mal innerhalb dieses Franchises sehen. Dennoch ist das alles sehr kompetent gespielt, getragen von glaubwürdigen Kinderdarstellern sowie bekannten Gesichtern (u.a. "Der Herr der Ringe"-Star Miranda Otto) und auch ziemlich gut inszeniert. Man kann einen gruseligen Filmabend somit also deutlich besser, aber auch sicherlich schlechter verbringen.
Fazit: Der zweite Teil wischt den bitteren Nachgeschmack des gefloppten Erstlings hinfort. Mit kompetenter Inszenierung und interessanten Figuren gelingt ein solides Sequel, welches das Rad zwar nicht neu erfindet, aber dennoch angenehm gruselt. Nur während des langgezogenen Finales geht dem Werk schließlich doch deutlich die Puste aus.
Note: 3
Kommentare
Kommentar veröffentlichen