Noch vor gut zwei Wochen schrieb ich in meiner Kritik zu dem deutschen Drama "Sommerfest", dass mich das deutsche Kino gerade dank seiner in Masse auftretenden, stumpfen Komödien vermehrt kaltlässt. Auch 2017 hat angesichts der wiederholten Auflegung bekannter und erfolgreicher Marken a la "Ostwind", "Hanni & Nanni" und "Fack Ju Göhte" augenscheinlich wenig zu bieten. Dass es aber gerade "Das Pubertier" sein würde, der die Medaille für die mieseste, unlustigste deutsche Komödie seit Jahren für sich beanspruchen darf, das hätte ich nun wirklich nicht erwartet.
DAS PUBERTIER
Hannes Wenger (Jan Josef Liefers) liebt seine Familie... dass seine dreizehnjährige Tochter Carla (Harriet Herbig-Matten) nun aber endgültig in der Pubertät angekommen ist, geht ihm gegen den Strich. Weiterhin sieht er das kleine Kind in ihr, was natürlich auch Carla nervt, die ihren Vater mit fortschreitender Zeit immer peinlicher wird. Als eine Geburtstags-Übernachtungsfeier zu ihrem vierzehnten Geburtstag ansteht, zu welcher natürlich auch Jungs eingeladen sind, wird es Hannes zu viel... und er droht, daran zu scheitern, seine Tochter vor dem Erwachsenwerden und den Problemen, die das mit sich bringt, schützen zu wollen.
Natürlich beruht auch diese deutsche Komödie, mit einigen großen und kleinen Stars besetzt, mal wieder auf einem gleichnamigen Roman, der auch irgendwie ziemlich erfolgreich ist. Dass man aber nicht zwanghaft jede Lektüre, die irgendwie mal Geld abgeworfen hat, nun auch noch zwingend ins Kino bringen muss, hat doch "Feuchtgebiete" bereits vor einigen Jahren bewiesen. "Das Pubertier" zumindest hätte man ebenfalls nicht anrühren sollen, dann wäre uns nämlich einer der grauenvollsten, unlustigsten und peinlichsten Beiträge der deutschen Kinolandschaft seit Jahren erspart geblieben. Aber anscheinend wusste es Regisseur Leander Hausmann nicht besser und hat es nun doch getan und in den Kinos läuft das Ding auch wie geschnitten Brot. Noch in der fünften Spielwoche war der Saal gut zur Hälfte gefüllt (trotz sommerlichem Wetter und nachmittäglicher Uhrzeit) und es wurde sich sehr laut amüsiert. Doch während das restliche Publikum vor Lachen beinahe unter dem Sessel lag (und ihrer Begeisterung auch mit dem ständigen, mündlichen Wiederholen der achso tollen Gags Ausdruck verlieh), wollte ich am liebsten mit hochrotem Kopf im Sessel versinken.
Zugegeben: Jan Josef Liefers und Harriet Herbig-Matten machen als grundverschiedenes Vater-Tochter-Gespann eine sehr solide Figur und einige Szenen haben mich ab und zu wirklich zum Schmunzeln verleitet - so läuft eine chaotische Szenerie auf einer Polizeistation dank der verschiedenen, anwesenden Personen auf komödiantisch treffsichere Art und Weise aus dem Ruder. Aber warum kann man es damit nicht einfach gutsein lassen? Der Regisseur zieht diese Szene, die wesentlich kürzer und knackiger weitaus unterhaltsamer gewesen wäre, noch weiter in die Länge, reizt den einen Gag bis zum äußersten aus und muss stets noch einen draufsetzen, bis es wirklich nicht mehr lustig ist. Da reicht es nicht, Hannes vom Dach stürzen zu lassen, während er seine Tochter heimlich durchs Fenster beobachtet und den Geburtstag kontrolliert. Nein, da muss auch noch der trottelige (natürlich, wie könnte es auch anders sein, von Justus von Dohnanyi gespielte) Möchtegern-Lehrer auftauchen und Hannes eine nette Mund-zu-Mund-Beatmung verpassen. Die Zuschauer sollen schließlich nicht nur einmal laut lachen, sondern gleich noch einmal... dass Hausmann dabei die wenigen guten Ideen soweit ausreizt, bis man gar nicht mehr lachen mag oder schlichtweg, durch das grauenvolle Timing und den zersäbelten Schnitt, gar nicht damit anfängt, hat er wohl übersehen.
So ganz schienen sie also alle nicht zu wissen, worauf das letztlich hinauslaufen soll. Durchgehend wirkt "Das Pubertier", als hätte man einfach einige auf dem Papier vermeintlich lustige Szenen in einen Topf geworfen, ohne einen sinnigen Zusammenhang zwischen ihnen festzustellen. So spricht Liefers' Hannes Wenger zwar ab und zu mit dem Zuschauer, einen wirklichen Grund gibt es für das Durchbrechen der vierten Wand aber nicht. Und auch andere Szenarien, wie der Plot um den Mädchenschwarm oder den des verschüchterten und verplanten Jungen, der sich plötzlich allein in Carlas Zimmer wiederfindet, bleiben ohne Konsequenz, werden fallengelassen, nachdem der Slapstick seine Arbeit getan hat. Man dachte sich wohl, dass das auch alles so schon irgendwie witzig genug wäre, um den platten Humor der deutschen Kinogänger zu treffen. Ist es aber leider nicht. Nicht einmal annähernd. Und somit durfte ich dann tatsächlich, nur wenige Tage nachdem sich "Baby Driver" zum bisher besten Film des Jahres mauserte, auch den bisher schwächsten Vertreter dieses Kinojahres sehen. Dieser Zufall ist dann auch irgendwie lustiger als die quälenden 91 Minuten, die ich mit "Das Pubertier" verbracht habe.
Fazit: Eine der unlustigsten, plattesten deutschen Komödien der letzten Jahre. Wirr, unzusammenhängend und erstaunlich witzlos springt dieser Film von Szene zu Szene, klatscht müden Slapstick mit altbekannten Familien-Dramödien aneinander. Das ist dann tatsächlich so flach, dass man sich schämt.
Note: 5
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