Ich hatte mal wieder Lust auf eine abgeschlossene Serie. Während ich auf die nächsten Staffeln von "House of Cards", "Orange is the new Black" und Co. warten muss, die allesamt nicht vor 2018 erscheinen werden, vertreibe ich mir die Zeit gerne mit anderen Serien und diesmal wollte ich ein festes Ende erleben, ohne schon bald wieder auf eine Fortsetzung warten zu müssen. "Orphan Black" wird noch in diesem August mit Erscheinen der fünften Staffel abgeschlossen, weswegen ich mir nun vornahm, mir die ersten vier Seasons anzusehen, um anschließend direkt das Finale hinterherzuschieben... falls es dann soweit kommt, denn die ersten zehn Folgen haben mir bereits ein Stück weit den Enthusiasmus geraubt.
ORPHAN BLACK - STAFFEL 1
Waise Sarah Melling (Tatiana Maslany) stammt aus ärmlichen Verhältnissen und ist, arbeits- und geldlos, nicht mehr fähig, ihrer kleinen Tochter Kira (Skyler Wexler), die bei Sarahs Ziehmutter "Mrs. S" (Maria Doyle Kennedy) aufwächst, ein zufriedenstellendes Leben zu bieten. Als sie eines Tages Zeuge wird, wie eine junge Frau, die genauso aussieht wie Sarah, am Bahnsteig vor einen Zug springt, schaltet sie schnell. Sie schnappt sich die Handtasche der Dame und beschließt, sich als die Verstorbene auszugeben. Was als Trick beginnt, um an ein wenig Geld zu gelangen und anschließend mit Kira und ihrem Adoptivbruder Felix (Jordan Gavaris) abzuhauen, entwickelt sich in eine diffuse Situation, als Sarah hinter das Geheimnis der Frau kommt, die glatt ihr Zwilling sein könnte...
Die Kritiken zu dieser Thriller-Serie, die seit 2014 läuft und dieses Jahr mit der fünften Staffel zu ihrem Abschluss kommt, waren herausragend, weswegen ich mich bereits auf wunderbare, spannende und clevere Unterhaltung freute. Wirklich bekommen habe ich diese aber nicht und bin recht ernüchtert, nach zehn Folgen, aus dieser Staffel herausgegangen. Die Serie hat einiges auf seiner Habenseite, aber auch eine Menge Probleme zu bieten, die streckenweise eng mit den positiven Punkten verbunden sind.
So dürfte die Darstellung der Hauptrolle in "Orphan Black" für Tatiana Maslany eine wahre Goldgrube gewesen sein, übernimmt sie hier doch gleich mehrere wichtige Parts... wieso genau, soll aus Spoiler-Gründen hier jedoch nicht verraten werden. Maslany hat offensichtlich viel Spaß, hier in unterschiedlichen Rollen richtig die Sau rauszulassen und weiß auch mit starker Präsenz und viel natürlicher Sympathie zu überzeugen. Problematisch wird es nur, wenn die halbgaren Skripte den von ihr dargebotenen Figuren gleich eine ganze Reihe von skurillen Eigenschaften auf den Leib schneidern. Über religiösen, vollkommen überzogenen Fanatismus bis zum Hausfrauenleben im "Sex and the City"-Stil mit allerlei sinnfreiem Teenie-Humor ist alles dabei, was man irgendwie noch reinquetschen konnte... es wirkt jedoch auch durchaus befremdlich. Die Serie schwingt in ihrem Tonfall bedenklich von einem Extrem ins andere und gerade wegen des doch arg infantilen Humors, den die Macher immer wieder an unpassenden Stellen einsetzen mussten, gelang es mir nie, mich von der Spannung wirklich fesseln zu lassen. So richtig bedrängt scheinen die ansonsten recht lebendig gespielten Charaktere von der sich um ihren Hals zudrückenden Schlinge nämlich nicht zu sein, für "coole" Sprüche, Hauspartys und das Diskutieren einer seltsamen Ehe ist da noch immer genug Zeit.
Für solcherlei Subplots wird sich dann auch nur so viel Zeit wie möglich genommen und auch die Entwicklung der an sich eigentlich recht originellen Figuren muss hier hintenanstehen. Ich habe nie eine Verbindung zu diesen Menschen aufbauen können, da das Skript sie schlichtweg nicht atmen lässt. Die Charaktere werden von der ersten Folge an von Wendung zu Wendung gehetzt, immer wieder öffnet sich ein neues Ziel, stets wechselt eine Figur aus sinnfreien Gründen seine Loyalität und der druckvolle, alle echten Emotionen wegfegende, lästige Soundtrack zeigt dem Zuschauer auch ganz klar, dass er bei diesem Tempo mitfiebern soll. Tut er aber nicht, da ihn die Figuren angesichts einer Serie, die niemals stillsteht und einfach nur Cliffhanger um Cliffhanger auf überzogenste Art und Weise aneinanderreiht, schlichtweg nicht interessieren wollen. Sie entwickeln keine Seele, handeln streckenweise nicht nachvollziehbar oder gar so dumm, um sich erneut für eine Folge in Gefahr zu bringen und bleiben dem Zuschauer somit äußerst fern.
Zwar hat man den Eindruck, dass die kreativen Köpfe hinter dieser äußerst wirren und kühlen Handlung wissen, worauf sie hinauswollen, dennoch könnten sie all dies auch ein wenig leiser, ein wenig sentimentaler erzählen anstatt stets auf Hauruck zum nächsten Kracher zu kommen. Das ist dann auch alles recht gut inszeniert und nimmt streckenweise sehr interessante Wandlungen - ganz stark in Erinnerung bleibt dabei die dritte Episode, wenn sich endlich einige Verwirrungen enträtseln... leider wird dieser Aufhänger später aber auch nur noch für viel Kracherei und Lauferei genutzt. Entwirren können die Macher dieses Netzwerk aus Subplots, seltsam handelnden Figuren und finsteren Machenschaften im Hintergrund bis zum Ende der Staffel nicht, sorgen mit einigen starken Cliffhangern aber immerhin für Neugier für die zweite Season. Diese muss dann aber gerade in Sachen Tiefe und Charakterentwicklung deutliche Besserung zeigen, um die Zuschauer nicht einfach nur taubzuschießen. Noch bin ich jedoch optimistisch genug, dass man nach diesem flotten Beginn ein paar gänge zurückschaltet, um die Figuren passend aufzustellen. Sollte dies nicht geschehen, sieht es nach einem üblen Serien-Flop aus.
Fazit: "Orphan Black" hetzt von Wendung zu Wendung, steht niemals still und verdammt seine Handlung zu einem gewaltigen Tempo. Glaubwürdige Charaktere und emotionale Tiefe müssen dafür einem unpassenden Humor und einer ebenso rasanten wie wirren Geschichte weichen, die selten zu packen weiß, da sie einfach viel zu viel will.
Note: 4+
Note: 4+
Die Bewertung 4+, ist das jetzt gut oder scxhlecht? Schulnoten oder 5-Sterne-System?
AntwortenLöschenEs ist ein Schulnotensystem. Also nicht sonderlich gut :)
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