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Bullyparade - Der Film

In den letzten Jahren hatte sich Bully mehrheitlich dem ernstzunehmenden Genre-Kino zugewandt, was bei dem Zuschauer, der von ihm eben doch zumeist Zoten- und Sketch-Comedy gewohnt war, nicht gut ankam und dementsprechend hinter den Erwartungen zurückblieb. Es ist also irgendwie clever, aber auch bezeichnend, wenn sich der Mann, der einst mit "Der Schuh des Manitu" den erfolgreichsten deutschen Film aller Zeiten erschuf, sich genau diesem Genre wieder zuwendet, weil man es eben von ihm erwartet. Dementsprechend erwartet uns nun also ein großes Revival aus alten und neuen Figuren, als überlange und überteure Bullyparaden-Folge auf Leinwand gebannt. Konnte das denn wirklich gut gehen?

BULLYPARADE - DER FILM


Was? Keine Zusammenfassung der Handlung? Flo, hast du da nicht was vergessen? Nein, habe ich nicht, aber wenn man etwas über den letzten großen Streich eines Herrn Herbig schreiben möchte, kann man dies nicht mit einer Zusammenfassung der Geschichte des Films beginnen. Nicht, weil es zu gefährlich wäre, hier vielleicht doch etwas zu viel zu verraten, mitnichten. Nein, es geht nur einfach nicht, da "Bullyparade - Der Film" keine Geschichte hat. Das Werk besteht aus fünf einzelnen Sketchen (drei längere, zwei kürzere), die in keinerlei Zusammenhang stehen und schlichtweg, wie in der damals so beliebten und auf dem Höhepunkt ihres Schaffens abgesetzten TV-Show, hintereinander abgespult werden. Es hätte vielleicht sogar funktionieren können und als Bully sagte, dass er nun noch ein letztes Mal seinen überzogenen Comedy-Trash abfeuern würde, bevor er sich wirklich voll und ganz ernsteren und wichtigeren Projekten widmen möchte, dachte man schon, dass da vielleicht was kommen könnte. 
Aber nein, was Bully, Tramitz und Kavanian mit der wirklichen Kino-Verfilmung ihrer herrlichen Sketch-Show abliefern, spottet jeglichem Vergleich im negativen Sinne. Natürlich, das sieht hervorragend aus und Bully hat das ganze Chaos als weiterhin sehr solider Regisseur optisch immer noch gut im Griff. Die Effekte sind gut, die Kamera macht das stark, in jeglichen Sets herrschen Details, wie man es bereits aus "Der Schuh des Manitu" und "Traumschiff Surprise" kennt. Nach den ersten zehn Minuten im wilden Westen baut das alles aber so enorm ab, dass man sich bereits im falschen Film wägt. Wie, das soll es sein? Ja, das ist es und es ist traurig, dass Bully seine Charaktere hier so gegen die Wand fahren lässt. 
Die Gags kommen zwar nach wie vor im Dauerfeuer, neunzig Prozent dieser Witzchen sind aber entweder schrecklich unlustig oder einfach nur banal und langweilig. Ein Tanzwettbewerb zwischen Spucky und dem geklonten, hier auch wieder aufgewärmten Jens Maul? Herrschaftszeiten, ist euch denn nichts besseres eingefallen? Die beste Episode kommt hier gleich als Nummer Zwei, wenn wir uns endlich wieder in den vertrauten Zonen rund um Abahachi und Ranger bewegen und auch einige amüsante Wortduelle abgefeuert werden. Nur, dass die beiden mittlerweile Winnetou und Old Shatterhand heißen. Warum? Da die Originalnamen nun genutzt werden dürfen. Einen tieferen Sinn hat es also nicht, außer uns von den bekannten Charakteren fortzureißen. Warum Sky Du Mont diesmal nicht Santa Maria gibt, sondern einen anderen, blassen Bösewicht verkörpert, bleibt dabei auch ebenso klar wie etliche Gastauftritte von bekannten Schauspielern und Promis, die jedoch allesamt keine Funktionen erfüllen. Sie sind für ein paar wenige Sekunden da, es gibt einen kleinen "Aha"-Moment angesichts der bekannten Gesichter und dann wars das. Es wird klar, dass Bully mit all diesen Figuren nichts anzufangen weiß, weswegen er sie einfach wild herumklamauken lässt, was dreimal witzig ist (ja, ich habe nur dreimal gelacht) und ansonsten einfach hochgedrungen peinlich. 
 Rick Kavanian overactet sich in seinen etlichen Rollen einen Wolf, wobei jeder Lacher im Hals stecken bleibt, da er das Publikum um jeden Preis dazu zwingen will, loszuprusten. Wer schon einmal einen Comedian gesehen hat, der notgedrungen herumhopst, um das Publikum irgendwie zum Lachen zu bekommen, der weiß, wie unangenehm das ist. Da stimmt dann sogar Christian Tramitz mit ein, der sonst stets als ironischer Nebenmann für Lacher sorgte, hier aber auch kaum einen guten Gag beisteuert. Und Bully, der ist das Schlimmste aus beiden Welten, auch ihm fällt nicht mehr ein, als grimassierend seine altbekannten Gags abzuspulen, Gastauftritte von Pavel und Bronko und dem Kastagnetten-Trio einzuschleusen, obwohl sie keinen Sinn erfüllen und einfach zuzusehen, wie sich alles verselbstständigt. Der Kinosaal blieb dabei über weite Strecken still, was ein Zeichen für das Misslingen dieses Projekts sein sollte. Bully, lass es lieber und widme dich nun wirklich anderen Dingen, denn das hier ist kein guter Film, es ist einfach nur schrecklich traurig.
Fazit: "Bullyparade" ist in der Kinoversion ebenso unlustig wie blass. Klamaukige Darsteller spielen sich bemüht einen Wolf und erreichen keinerlei Lacher, selbst die altbekannten Charaktere werden verschenkt. Bully fährt sein Herzensprojekt ideenarm und peinlich vor die Wand.

Note: 5






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