Daniel Radcliffe hat mit der Hauptrolle in der wohl größten Fantasy-Reihe der Kinogeschichte den wohl beachtenswertesten Karrieresprung erreicht, den sich ein junger Schauspieler überhaupt wünschen kann. Natürlich ist es dennoch verständlich, dass er sich, nach dem Ende der "Harry Potter"-Saga 2011, ein wenig lossagen möchte von dieser Figur, um als Schauspieler auch in anderen Rollen ernstgenommen zu werden. Dass sich Radcliffe nach dem bemerkenswert atmosphärischen Grusel-Schocker "Die Frau in Schwarz" dann aber plötzlich eine romantische Komödie aussucht, um sich von dem kleinen Zauberlehrling zu lösen, kommt ein wenig überraschend... besonders wenn man bedenkt, dass "The F-Word" in dem Genre im Grunde rein gar nichts Neues zu erzählen hat.
THE F-WORD
Der in Toronto lebende Mittzwanziger Wallace (Daniel Radcliffe) ist der Liebe gegenüber nicht mehr wirklich offen eingestellt, wurde ihm vor Kurzem doch das Herz gebrochen. Als er auf einer Party seines besten Freundes Allan (Adam Driver) die hübsche und ebenso schlagfertige Chantry (Zoe Kazan) kennenlernt, verliebt er sich Hals über Kopf in sie und versucht, so viel Zeit wie möglich mit ihr zu verbringen. Problem: Chantry hat bereits einen gutaussehenden, erfolgreichen Freund namens Ben (Rafe Spall) und dieser zeigt sich erst einmal gar nicht so begeistert davon, dass seine Freundin so viel Zeit mit diesem neuen Typen verbringt...
Erst einmal muss man Daniel Radcliffe hier ein Lob aussprechen, denn der bewies 2013 mit dieser netten RomCom zum wiederholten Male nach "Die Frau in Schwarz" und "Kill your Darlings", dass er auch außerhalb der "Harry Potter"-Reihe, wo er neben seinen Kollegen ja doch das ein oder andere Mal zurückblieb, fähig ist, einen Film in der Hauptrolle zu tragen. Nun sind für dieses doch eher vorhersehbare Skript sicherlich keine oscarreifen Leistungen vonnöten, aber Radcliffe macht uns diesen in der Schwebe stehenden Wallace durchaus sympathisch und macht seine Probleme und sein Gefühlschaos durchaus greifbar. Ihm gegenüber steht eine durchaus charismatische Zoe Kazan, die Radcliffe das ein oder andere Mal Paroli bietet. Zwischen beiden sprühen dann durchaus die Funken und auch wenn diese Liebesgeschichte nicht unbedingt vor Kreativität sprüht, so gibt es einige Szenen, die gerade dank des funktionierenden Zusammenspiels von Radcliffe und Kazan durchaus funktionieren und zum Schmunzeln anregen.
Schmunzeln darf man auch über die sehr hübsch geschriebenen Dialoge - wenn sich Wallace und Chantry schlagfertig darüber austauschen, was denn nun Liebe ist und wie sie zueinanderstehen, hört man ihnen gerne zu und auch in der deutschen Version sind diese sehr unterhaltsamen Dialoge definitiv für den ein oder anderen Lacher gut. Zwar verhaspelt man sich hier auch besonders gegen Ende in altbekannten Schmachtern, aber das ist halb so wild, vermeidet man über weite Strecken doch anstrengende Kitsch-Szenarien. Die restlichen Darsteller müssen dabei dann aber tatsächlich für Klischees herhalten. Schauspielern wie "Star Wars"-Bösewicht Adam Driver oder dem ewigen Nebendarsteller Rafe Spall sind dabei im Grunde keine Vorwürfe zu machen, denn diese bewegen sich so gut es geht in den engen Kreisen, die ihnen hier vorgegeben werden. Dass das Drehbuch allerdings nicht mehr als tumbe Gag-Lieferanten aus ihnen macht, ist schon etwas schade - so wird gerade Drivers Allan für einige wenige Szenen verheizt, in denen er sich mit seinem besten Freund Wallace über Sex und Gefühle streitet.
Auch die restlichen Figuren, wie Chantrys durchaus lebensfreiere Schwester oder Allans Freundin bekommen viel zu wenig Raum um wirklich zu glänzen, weswegen der Fokus weitestgehend auf Wallace und Chantry bleibt. Das ist dann schon okay und sorgt 98 Minuten lang für sehr solide Unterhaltung und einige amüsante und romantische Szenen... es ist nur eben nichts, was wir in dem Genre nicht irgendwo auch schon mal durchaus besser gesehen hätten. Anschließend rutscht man in den letzten zehn Minuten dann doch noch auf der Kitsch-Spur aus und lässt den Film sehr herzschmachtend zu Ende gleiten, was so gar nicht zu dem ansonsten doch sehr sparsamen und realistischeren Touch passen möchte. Vielleicht soll es am Ende ja doch ein Märchen sein, wie Radcliffes Wallace es einmal vorträgt und das wäre dann okay? Diese Entscheidung muss der Zuschauer für sich treffen... richtig falsch macht er mit diesem arg geradlinigen, aber auch recht amüsanten RomCom-Beitrag sicherlich nichts.
Fazit: Daniel Radcliffe und Zoe Kazan überzeugen als nettes, noch nicht zueinander gefundenes Pärchen in einer 08/15-Lovestory, die man so schon oft gesehen hat. Dank amüsanter Dialoge und ein wenig Charme aber sicherlich kein schlechter Vertreter des Genres.
Note: 3
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