Langsam neigt sich auch "Orphan Black" dem Ende zu und angesichts dessen, dass diese Serie bereits über drei Staffeln hinweg nicht gerade zufriedenstellende Unterhaltung bot, kann man ihr dieses wirklich nur wünschen. Es war also durchaus die richtige Entscheidung der kreativen Köpfe, der Serie ähnlich wie "Lost" ein festes, geplantes Finale zu geben, worauf diese zulaufen kann und sie nicht einfach nur von Staffel zu Staffel totlaufen zu lassen, wie es ja zurzeit bei vielen erfolgreichen Shows der Fall ist. Nun aber erst einmal Season 4, welche die finalen Folgen endlich einleiten und davor noch ein paar Fäden zusammenfügen soll...
ORPHAN BLACK - STAFFEL 4
Die Sicherheit ist nur von kurzer Dauer: Sarah (Tatiana Maslany) wird in ihrem Exil in Island aufgespürt und muss gemeinsam mit Tochter Kira (Skyler Wexler), Ziehmutter Siobhan (Maria Doyle Kennedy) sowie deren Mutter Kendall Malone (Alison Steadman) fliehen. Hinter dem Angriff steckt die Organisation Neolution, welche die Kontrolle über die Klone zurückerlangen möchte und dabei auch über Leichen geht. Sarah macht dabei die Bekanntschaft mit einem neuen Klon, welcher in Beziehung zur verstorbenen Beth Childs (Tatiana Maslany) steht und somit weitere Puzzleteile bezüglich ihres schockierenden Selbstmordes zusammenfügt...
Na, was ist denn jetzt plötzlich los? Mit Staffel 3 war bereits eine leichte, wenn auch nicht sonderlich bemerkenswerte qualitative Steigerung zu erkennen und die darauffolgende Season macht es sogar noch einmal ein Stück besser. Diesmal hat man tatsächlich den Eindruck, dass die Macher meistens wirklich wissen, wohin sie eigentlich wollen und somit doch erkennbar auf ein Ziel zusteuern. Der Serie also ein geplantes Ende zu geben, tut der Handlung hier durchaus gut, die zwar noch immer mit einigen Wendungen zu viel zugepflastert wird, aber immerhin deutlich frontlastiger abläuft. Da wird sogar der zuvor so nervige Pseudo-Humor zurückgefahren und sogar die komplexen Situationen, in denen die sonst eher lächerlich agierenden Alison und Donnie hier hineingeraten, sind als düster und gefahrvoll zu bezeichnen. Da ist dann sogar ein Felix diesmal als glaubwürdig zu beschreiben, auch wenn der Plot um seine Familie eher unwirsch und vernachlässigbar anmutet, aber so ganz ohne eigene Sub-Handlung wollte man ihn in dieser Staffel wohl auch nicht mitlaufen lassen.
Das nimmt dann ab und an zwar Schwung raus, angesichts dessen dass man dieser Serie zuvor aber deutlich zu viel Tempo anlasten musste, sind einige winzige Längen gar wünschenswert... kommt "Orphan Black" doch ab und zu endlich mal zur Ruhe, schaut sich seine Charaktere und deren Gefühle und Beziehungen näher an und machen sie somit greifbarer und auch sympathischer. Der Plot rund um die mysteriösen Machenschaften mehrerer Firmen, die allesamt ihre eigenen Ziele bezüglich der frei herumlaufenden Klone haben, steht aber natürlich noch immer im Vordergrund und spitzt sich auch weit genug zu, dass man am Ende gar richtig Lust auf die letzten zehn Folgen der fünften Staffel bekommt... Finale, endlich, und wir sind dabei!
Vorher fügen die Macher zwar nicht alle Handlungen sinnig zusammen und sind besonders mit den mittlerweile sehr üppigen Figurenensemble überfordert, sodass für altgediente Charaktere wie Helena oder auch Donnie und Alison weniger Platz bleibt. Da werden die mittlerweile unzähligen bösen Hintermänner, die hier schön Bäumchen-wechsel-dich spielen (wer genau hier denn nun der ganz böse Oberboss ist, ist nie ganz zu durchschauen, aber auch eigentlich egal, da sie eh immer wieder ausgetrickst werden) schon einmal aussortiert, um den Überblick einigermaßen oben zu halten. Das gelingt nicht immer, zum Glück besinnt man sich aber auch wieder auf die emotionalen Wurzeln der Charaktere, was dem Ganzen deutlich mehr Ernsthaftigkeit gibt.
Natürlich gibt es da ab und an noch weitere Ärgernisse, zum Beispiel dass die Inszenierung noch immer recht stumpf wirkt, die Musik zu laut einspielt und Tochter Kira erneut für einige vorhersehbare Gefahr-Situationen herhalten muss. Da wird dann auch wieder munter geflohen, entführt und es werden eine Menge Messer und Waffen an Kehle bzw. Kopf gehalten. So ganz sicher kann man sich angesichts des baldigen Endes aber nie sein, ob diesmal nicht tatsächlich jemand den Abzug betätigt... hier spielen die Macher clever mit den Erwartungen und fügen auch noch ein recht spannendes, konsequentes Finale an. Lichtblick bleibt aber natürlich weiterhin Tatiana Maslany, die den verschiedenen Klonen ein unglaubliches Eigenleben gibt und auch über einige Fallen in den teils löchrigen Skripten hinwegspringt. In dieser Staffel fallen neben ihr zudem auch Jordan Galvaris (sein Felix agiert eben auch deutlich bodenständiger) und Maria Doyle Kennedy auf, deren zuvor so ungreifbare Figur hier wesentlich menschlicher dargeboten wird.
Fazit: Die bislang beste Staffel dieser zuvor doch arg schwachen Serie unterhält auf solidem Niveau mit guten Darstellern und einer spannenden Geschichte, die endlich auf ihr Finale zuläuft. Trotz bekannter Schwächen freute ich mich besonders über mehr Emotionen, die die Charaktere endlich greifbarer machen und sie auch mal zur Ruhe kommen lassen.
Note: 3+
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