Solange ein zum Klassiker aufgestiegener Film, der bereits einige Jahre auf dem Buckel hat, nicht Teil eines Franchises geworden ist, welches noch immer ordentlich Geld in die Kassen spült (wie "Stirb langsam" oder "Indiana Jones"), ist es im Grunde sicher, dass dieser irgendwann ein Opfer von Hollywoods Remake-Wahn wird. Zuletzt erwischte es da sogar das mit elf Oscars ausgezeichnete Meisterwerk "Ben Hur", welches 2016 eine grausam-miese Neuauflage erhielt. Dass es dabei dann auch mal Filme erwischt, die irgendwie als Kult angesehen werden, aber auch schon damals nicht wirklich gut waren, ist da nur sinnig... irgendwie. Wenn ein Name in den Köpfen der fleißigen Kinogänger denn noch präsent genug ist, so sollte sich doch, ganz gleich ob qualitativ ansprechend oder nicht, doch noch der ein oder andere Dollar damit verdienen lassen, oder nicht?
TOTAL RECALL
Im Jahr 2084 sind die größten Teile der Erde nach einem verheerenden Krieg mit chemischen Waffen unbewohnbar geworden. Douglas Quaid (Colin Farrell) lebt mit seiner Frau Lori (Kate Beckinsale) in der "Kolonie", die von dem anderen noch übrigen Staat, Brittanien, kontrolliert wird. Als Quaid eines Tages den beworbenen Laden "Rekall" besucht, der verspricht, lebensechte Erinnerungen in das Gehirn des Testers einpflanzen zu können, entdeckt er, dass sein Leben tatsächlich nur eine implantierte Erinnerung ist und er in Wahrheit ein gejagter Agent ist. Dabei stellt sich sogar Lori gegen ihn und auf der Flucht trifft Quaid mit Melina (Jessica Biel) zusammen, die den verwirrten Mann für einen noch größeren Kampf benötigt...
Gut, man muss sich diesmal wirklich nicht darüber streiten, ob ein Remake des 1990 gelaufenen Action-Kults "Total Recall" wirklich nötig gewesen wäre. Denn ganz gleich, ob man den Film mit Arnold Schwarzenegger nun für gut befand oder nicht (aus der heutigen Sicht empfand ich ihn als unterhaltsam, aber auch ziemlich blöde), es ist klar, dass man dem Werk eigentlich wenig Neues antun konnte... außer eben mit der heutigen Technik zu protzen und besonders die Actionszenen aufzumöbeln.
Somit verzichtet Auftragsregisseur Len Wiseman dann auch darauf, der Geschichte in irgendeiner Form eine zusätzliche Tiefe zu verleihen und kaut die altbekannte Handlung eben einfach noch einmal durch, um nur einige Subplots und Zwischenstopps ein wenig zu variieren. Dabei wird das Original in manch einem Moment dann sympathisch zitiert, es knallt an allen Ecken und Enden und gut ist es dann auch: Ein Film, den niemand braucht... und erst recht nicht die Zuschauer, die das Original bereits kennen. Die Geschichte ist hier natürlich ähnlich schwachsinnig geraten und dürfte jeglichem Physiker das Brot vom Teller hauen. Da wird mit dem "Fall" (ein ganz neues Fortbewegungsmittel, welches sogar der Schwerkraft strotzt) munter von einem Ende der Welt zur anderen gerast, gewagte Fluchten über Häuserdächer in Angriff genommen und um sich geballert, ohne dass die wichtigsten Figuren dabei auch nur einen Kratzer abbekommen würden. Nein, über Logik sollte man sich hier tunlichst keine Gedanken machen, denn dies würde einem auch den letzten, winzigen Spaß verderben, den man womöglich haben könnte.
Angesichts dieser neuen Blockbuster-Generation, welche die FSK-Freigabe möglichst niedrig halten müssen, um mehr potenzielle Zuschauer in die Kinosäle zu locken, geht es hier dann natürlich auch wesentlich unblutiger zur Sache. Wo sich ein Mr. Schwarzenegger im Original noch fröhlich unschuldige Zivilisten zur Brust nahm, welche qualvoll ihr Leben lassend die Kugeln der bösen Buben für ihn abfingen (für einen Film dieses Alters ging es enorm brutal zur Sache), darf solcherlei Firlefanz in einer solch teuren Hollywood-Produktion natürlich nicht zu finden sein. Dementsprechend wird geballert und geballert und namenlose Recken fallen einfach um, wobei das gesamte Konstrukt ebenso austauschbar wie blutarm bleibt... so können sich auch Kinder an den Sci-Fi-Schlachten erfreuen, während Erwachsene angesichts dieser Reinwaschung mit den Augen rollen.
Darüber hinaus sind die Actionszenen zumindest solide ausgefallen und haben einiges an Rasanz zu bieten. Die Effekte wechseln dabei von sehr gut bis hin zu ausgesprochen schlecht (im Grunde immer dann, wenn Explosionen ins Spiel kommen... und von denen gibts eine ganze Menge), an sich sind diese Szenen aber nett gemacht, auch wenn sie uns nichts Neues bieten. Colin Farrell übernimmt indes das Erbe von Arnold Schwarzenegger und bleibt ebenso physisch wie psychisch austauschbar, was auch für Jessica Biel und einen erst viel zu spät wirklich in die Handlung eingreifenden Bryan Cranston gilt. Den Vogel abschießen tut jedoch Kate Beckinsale, die in keinerlei Szene irgendwie glaubwürdig wirkt und stattdessen overactet, um zumindest noch in irgendeiner Form aufzufallen. Gut tut ihr das definitiv nicht.
Fazit: Weitestgehend seelenlose Neuauflage eines schon damals eher mauen Actioners, welcher seine stupide Handlung mit Erklärbär-Szenen und krachenden Setpieces versorgt. Die Geschichte verläuft dabei so glatt und vorhersehbar, dass sich auch Nichtkenner des Originals schon bald langweilen werden.
Note: 4-
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