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Wie durch ein Wunder

Niemand dürfte bestreiten, dass Zac Efron sicherlich kein zweiter Leonardo DiCaprio oder Brad Pitt ist... jedenfalls nicht auf schauspielerischer Ebene. Man muss dem einstigen Teenie-Star, der durch die Disney-Reihe "High School Musical" quasi über Nacht zu Weltrum gelangte, allerdings zu Gute halten, dass er sich gemacht hat. Mit etwas deftigeren Komödien wie "Bad Neighbors" und "Dirty Grandpa" unternahm er den Versuch, sich von seinem einstigen, braven Image abzuwenden und man muss sagen, dass ihm dies dank eines netten, komödiantischen Timings und dem Talent, sich selbst passend zu persiflieren, durchaus gelungen ist. Da fallen dann die früheren Schmonzetten, die er nach dem Ende der Musical-Reihe drehte, in seiner Filmografie im Gegensatz dazu doch negativ auf...

WIE DURCH EIN WUNDER


Vor fünf Jahren verlor Charlie St. Cloud (Zac Efron) seinen kleinen Bruder Sam (Charlie Tahan) bei einem furchtbaren Autounfall. Dies warf den einstigen Sportler aus der Bahn und er ließ sein Leben, welches ihm noch im letzten Moment gerettet wurde, schlichtweg liegen. Eines Tages trifft er jedoch Tess Carroll (Amanda Crews) wieder. Beide kennen sich noch von der High School liegen, nun kommen sie sich tatsächlich langsam näher. Tess jedoch hat vor, bald eine sechsmonatige Segeltour zu unternehmen, die auch mit Gefahren verbunden ist, was die gerade aufkeimende Beziehung der beiden bereits wieder zu beenden scheint...

Natürlich ist das hier auch wieder eine Buchverfilmung, denn beim weiblichen Publikum kommen Adaptionen von romantischen Romanen im Kino nach wie vor gut an. Diesmal stammt die Vorlage aber nicht von Nicholas Sparks, sondern von Ben Sherwood, der mit "The Death and Life of Charlie St. Cloud" einen Bestseller landete. Mag ja alles schön und gut sein, der Film funktioniert aber dennoch nicht, da er sich eben wie üblich im Romantik-Kitsch suhlt und abseits dessen wenig bietet, was den Film für ein breiteres Publikum interessant machen würde. 
Dies beginnt gleich damit, dass nie ganz klar wird, wieso Hauptcharakter Charlie eigentlich so vollkommen raus ist aus seinem bisherigen Leben. Natürlich gab es einen schweren Schicksalsschlag und ein solcher lässt sich niemals mehr ganz überwinden, wie krass Charlie aber unfähig ist, überhaupt noch irgendeine soziale Aktion zu tätigen, wieso er überhaupt mit Toten kommuniziert und sich Dinge einbildet, das bleibt eine reine Behauptung. Er trägt hier einen psychischen Knacks davon, der nur dazu da scheint, um die Figur mit einem Drama auszustatten, das wirkt hier aber ebenso überzogen wie unrealistisch... mal ganz davon abgesehen, dass es Charlie ansonsten unter Freunden dennoch ganz okay geht. Zac Efron trägt diese Figur immerhin soweit solide, hat aber auch nicht viel mehr zu tun als seine altbekannte Romantik-Nummer abzuliefern, was in den Szenen mit seiner recht blassen Spielpartnerin Amanda Crews (Horror-Fans bestens bekannt aus "Final Destination 3" - damals war sie als jüngere Schwester von Mary Elizabeth Winstead zu sehen) aber auch schon mal unfreiwillig komisch wirkt, wenn sich beide bezirzen und die überaus pompöse Dudelmusik zu Höchstleistungen aufgeschwungen wird, was alle leisen Töne der Geschichte zerschießt. 
Und dann wäre da natürlich noch die Geschichte von Charlie und seinem verstorbenen Bruder, mit welchem er sich täglich in seiner Einbildung zum Baseballtraining trifft und ein Pläuschchen hält. Spätestens hier übertreibt es das Skript dann maßlos und dichtet Charlie eine Psychose an, die sicherlich erklärbar, aber vollkommen aus dem Kontext getrieben ist. Dies wird dann in ein Potpurri aus Familiendrama und Romanze zusammengemixt, was an allen Ecken und Enden dank extremem Kitsch, zahnlosen Dialogen und schmachtvoller Musik niemals passt. 
Zu Beginn des letzten Drittels kommt die Geschichte dann plötzlich mit einer mehr als überraschenden und erstaunlich mutigen Wendung daher, welche das Interesse weckt - hier fragte ich mich tatsächlich, wie genau dies nun noch enden würde. Leider zerschießt sich man diese gute Idee mit einem vollkommen überzuckerten, vorhersehbaren Finale, weswegen man die Courage gleich wieder von den Pluspunkten streichen kann. Hier endet dann schließlich doch noch alles im Zuckerguss. Das ist dann nicht ganz so furchtbar, besonders weil "Identität"-Star Ray Liotta seine zwei Szenen ordentlich aufwertet (obwohl er eigentlich für die Handlung gar nicht gebraucht wird) und der Film auch sehr hübsch inszeniert wurde. Aber es ist eben doch nur altbekannter Kitsch ohne neue Ideen und mit viel pompösem Schmalz, was nicht weiter der Rede wert ist.
Fazit: Kitschiger Schmachtfetzen, der seine wenigen guten Ansätze durch zuckrigen Kitsch und schwach gezeichnete Charaktere verbaut. Zac Efron müht sich, kann aber auch nicht mehr tun, als sich mit Rehaugen in dem Drama zu verlieren, welches man auch wesentlich leiser hätte erzählen können.

Note: 4




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