Die Neuverfilmung von Stephen Kings Roman-Meisterwerk "ES" ist wohl nicht nur der am meisten erwartetste Horrorfilm des restlichen Kinojahres 2017, sondern auch einer der sehnlichst erwartetsten Filme überhaupt in der nächsten Zeit. Das liegt zum einen an den grandiosen Trailern und natürlich an der hervorragenden Vorlage, die bislang ja nur eine grausam schlechte Fernsehverfilmung zu Beginn der Neunziger erfuhr. Es liegt auch an Andres Muschietti, welcher den Film als Zweiteiler inszenieren soll. Dieser machte vor vier Jahren mit dem kleinen, aber feinen Horrorwerk "Mama" auf sich aufmerksam und zeigte so, dass er auch einer größeren Produktion mehr als gewachsen sein sollte...
MAMA
Seit fünf Jahren suchte Lucas (Nikolaj Coster-Waldau) nach seinen von ihrem Vater entführten und anschließend im Wald verschollenen Nichten Victoria (Megan Charpentier) und Lilly (Isabelle Nèlisse), nun wurden sie gefunden. Beide sind ausgehungert und vollkommen verwirrt und sprechen von einer Frau namens "Mama", welche noch immer auf sie achten würde. Lucas und seine Freundin Annabel (Jessica Chastain) beschließen, die beiden Mädchen bei sich aufzunehmen und sie zu pflegen. Annabel vermutet jedoch schon bald, nachdem sich seltsame Dinge im Haus zutragen, dass hinter dem Mysterium der "Mama", welches sich die Kinder erbaut haben, mehr versteckt...
Nach diesem Film ist es nicht verwunderlich, warum Regisseur Muschietti die Aufgabe überlassen wurde, mit "Es" einen der meisterwartetsten Horrorfilme der letzten Jahre zu inszenieren. Bereits in "Mama" zeigt er nämlich, dass er ein außerordentliches Gespür dafür hat, eine ebenso leise wie konstant bedrohliche Atmosphäre aufzubauen, selbst wenn das Skript dann eben doch kein reiner Goldschatz ist. Er weiß ganz genau, wie er die Kameras zu positionieren und wann er den passenden Soundtrack einfädeln muss und erreicht so eine durchgehende Grusel-Stimmung. Dabei sitzen auch die hübsch eingefädelten Schockmomente, was die Horror-Atmosphäre, auch dank einiger sehr cleverer und trickreicher Einzelszenen, zu einer besonderen macht. Durch die düster-blaue Farbpalette, die nur in wenigen Momenten an Tageslicht und Frische gewinnt, fühlen wir uns im Grunde durchgehend unwohl, was in diesem Genre selbstverständlich als Lob verstanden werden soll.
Wenn der Schrecken schließlich nach und nach an Intensität gewinnt, die titelgebende Mama hier tatsächlich aus ihrem Schneckenhaus kriecht, dann erschrecken wir uns besonders deswegen, da die Einführung des Grusels zuvor so langsam und atmosphärisch vonstatten gegangen ist... ein wirkungsvoller Kniff, den viele Horror-Regisseure der heutigen Zeit jedoch verlernt zu haben scheinen, wenn man sich einige aktuelle Werke mal so ansieht. Ebenfalls wertvoll ist, dass das Skript seine Figuren nicht verschludert und aus ihnen echte Lebewesen macht. Zwar gibt es auch hier manch einen hastig zusammengeschusterten Nebencharakter, der entweder nur dazu da ist, um ein baldiges Opfer darzubieten oder eben einfach einige Informationen auszuplaudern, aber immerhin sind die im Zentrum stehenden Hauptfiguren für einen Film dieses Genres überraschend tief charakterisiert.
Ganz besonders gilt das für die im Fokus stehende Annabel, die in ein moralisches Dilemma gerät und dieses schon bald gar ganz alleine stemmen muss. Wie sich die eigentlich gegen Kinder sträubende Frau ihrem Mann zuliebe in diese Situation stürzt und schließlich, trotz der komplizierten Grundlage, eine Nähe zu den Kindern aufbaut, das hat schon eine emotionale Grundspannung und lässt den Film somit auch nahbar und tief wirken. Natürlich ist dies auch ein Lob für die ohnehin immer fantastische Jessica Chastain und die beiden herausragend agierenden Kinderdarsteller, die hier einige beachtliche und gerade für dieses Genre emotional tiefschürfende Performances aufs Parkett legen... "Game of Thrones"-Star Nikolaj Coster-Waldau hat indes weniger zu tun, was aber an dem Skript liegt, welches ihn schon bald auf die Ersatzbank verdammt, um den Damen das Feld zu überlassen.
Leider können diese atmosphärischen, inszenatorischen und schauspielerischen Vorteile aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es der Geschichte insgesamt an Substanz mangelt. Das Geheimnis, was "Mama" umgibt, ist ein ziemlich lasches und kommt während des mauen CGI-Finales zu einer ebenso umständlichen wie kitschigen Auflösung, die man schon Ewigkeiten vorher kommen sieht. Zudem verstrickt man sich während der ersten Hälfte in einigen stumpfen Nebensächlichkeiten und lässt den Schrecken erst recht spät von der Leine. Das zeigt, dass der Film eben doch nicht so viel zu erzählen hat und diese Leere mit einigen nett gemachten, aber eben doch nicht wirklich erinnerungswürdigen Hui-Buh-Szenen füllen möchte. Das funktioniert selten und kostet "Mama", trotz eigentlich knapper 100 Minuten, viel Tempo. Eine etwas komplexere Geschichte hätte hier sicherlich noch ein paar Wunder gewirkt, hier ruht man sich jedoch etwas zu oft auf Altbekanntem aus.
Fazit: Atmosphärisch dichter Horror, von Andres Muschietti stark inszeniert. Die Geschichte kommt, trotz tief gezeichneter Charaktere, jedoch wesentlich simpler und flacher daher und verliert besonders in Richtung Finale ordentlich an Schwung.
Note: 3
Wenn der Schrecken schließlich nach und nach an Intensität gewinnt, die titelgebende Mama hier tatsächlich aus ihrem Schneckenhaus kriecht, dann erschrecken wir uns besonders deswegen, da die Einführung des Grusels zuvor so langsam und atmosphärisch vonstatten gegangen ist... ein wirkungsvoller Kniff, den viele Horror-Regisseure der heutigen Zeit jedoch verlernt zu haben scheinen, wenn man sich einige aktuelle Werke mal so ansieht. Ebenfalls wertvoll ist, dass das Skript seine Figuren nicht verschludert und aus ihnen echte Lebewesen macht. Zwar gibt es auch hier manch einen hastig zusammengeschusterten Nebencharakter, der entweder nur dazu da ist, um ein baldiges Opfer darzubieten oder eben einfach einige Informationen auszuplaudern, aber immerhin sind die im Zentrum stehenden Hauptfiguren für einen Film dieses Genres überraschend tief charakterisiert.
Ganz besonders gilt das für die im Fokus stehende Annabel, die in ein moralisches Dilemma gerät und dieses schon bald gar ganz alleine stemmen muss. Wie sich die eigentlich gegen Kinder sträubende Frau ihrem Mann zuliebe in diese Situation stürzt und schließlich, trotz der komplizierten Grundlage, eine Nähe zu den Kindern aufbaut, das hat schon eine emotionale Grundspannung und lässt den Film somit auch nahbar und tief wirken. Natürlich ist dies auch ein Lob für die ohnehin immer fantastische Jessica Chastain und die beiden herausragend agierenden Kinderdarsteller, die hier einige beachtliche und gerade für dieses Genre emotional tiefschürfende Performances aufs Parkett legen... "Game of Thrones"-Star Nikolaj Coster-Waldau hat indes weniger zu tun, was aber an dem Skript liegt, welches ihn schon bald auf die Ersatzbank verdammt, um den Damen das Feld zu überlassen.
Leider können diese atmosphärischen, inszenatorischen und schauspielerischen Vorteile aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es der Geschichte insgesamt an Substanz mangelt. Das Geheimnis, was "Mama" umgibt, ist ein ziemlich lasches und kommt während des mauen CGI-Finales zu einer ebenso umständlichen wie kitschigen Auflösung, die man schon Ewigkeiten vorher kommen sieht. Zudem verstrickt man sich während der ersten Hälfte in einigen stumpfen Nebensächlichkeiten und lässt den Schrecken erst recht spät von der Leine. Das zeigt, dass der Film eben doch nicht so viel zu erzählen hat und diese Leere mit einigen nett gemachten, aber eben doch nicht wirklich erinnerungswürdigen Hui-Buh-Szenen füllen möchte. Das funktioniert selten und kostet "Mama", trotz eigentlich knapper 100 Minuten, viel Tempo. Eine etwas komplexere Geschichte hätte hier sicherlich noch ein paar Wunder gewirkt, hier ruht man sich jedoch etwas zu oft auf Altbekanntem aus.
Fazit: Atmosphärisch dichter Horror, von Andres Muschietti stark inszeniert. Die Geschichte kommt, trotz tief gezeichneter Charaktere, jedoch wesentlich simpler und flacher daher und verliert besonders in Richtung Finale ordentlich an Schwung.
Note: 3
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