Ich bin ein großer Fan von Stephen King und genauso wie der grandiose Autor selbst sehe ich die mittlerweile achtteilige "Der dunkle Turm"-Reihe als sein absolutes Meister- und Lebenswerk an. Dementsprechend sah ich einer Verfilmung immer etwas skeptisch gegenüber, auch wenn die ersten Pläne von vier großen Kinofilmen und einer begleitenden TV-Serie gar nicht so übel klangen. Nun jedoch entschied man sich dazu, die Buchreihe nicht zu verfilmen, sondern Eckpunkte der gesamten Reihe in einem anderthalbstündigen Blockbuster zu packen und daraus eine neue Geschichte zu machen, die mit der Romanreihe nicht mehr viel zu tun haben soll. Das kann doch eigentlich gar nicht gut gehen, oder?
Der junge Jake Chambers (Tom Taylor) wird von schrecklichen Alpträumen und Visionen verfolgt. Darin sieht er den Mann in Schwarz (Matthew McConaughey), welcher in "Midwelt" die Zerstörung des im Zentrum aller Universen stehenden Dunklen Turmes anstrebt, was alle Welten in die Dunkelheit stürzen würde. Jakes Eltern zweifeln bereits an dessen Verstand, doch dann gerät er tatsächlich in die Fänge der Helfer des Mannes in Schwarz und gelangt nach Midwelt. Dort trifft er Roland Deschain (Idris Elba), den letzten Revolvermann einer langen Erblinie, welcher den Mann in Schwarz verfolgt, um ihn zu töten und so die Zerstörung aller Welten zu verhindern...
Och doch, kann es eigentlich schon, wenn man seine Erwartungen ein wenig umstellt. Lustigerweise habe ich hier mit einem Debakel sondergleichen gerechnet und wachte bereits mit Argusaugen über die erste Verfilmung einer meiner liebsten, wenn nicht gar der liebsten Romanreihe aller Zeiten. Und natürlich habe ich kein Werk bekommen, welches dieser fantastischen Reihe (vielleicht das beste, was King je geschrieben hat) gerecht werden würde. Man muss aber auch sagen, dass Regisseur Nikolaj Arcel und sein Team dies nicht im Sinn hatten. Arcel und Co. nehmen sich einige Aufhänger und Versatzstücke der Reihe, insbesondere des ersten und dritten Bandes, und fügen diese schlichtweg neu an. Man kann hier also eine klare Neuinterpretation der bekannten Geschichte sehen, sicherlich aber keine Verfilmung. Wenn der Leser sich dies von Anfang an klarmacht, dürfte er einen recht netten, kurzweiligen Kinoabend verbringen, der aus dieser Blockbuster-Saison qualitativ nicht herausragt, aber auch sicherlich nicht absäuft, denn dafür ist das alles doch viel zu solide und gekonnt inszeniert.
Da es sich hier auch um keine Verfilmung der Bücher handelt, sondern um eine Neuausrichtung, fallen eigentliche Probleme wie die Besetzung von "Thor"-Star Idris Elba als Roland weg. Dieser passt natürlich gar nicht auf den Revolvermann, den Stephen King über sieben Bücher hinweg als einsamen und knurrigen Helden entwarf, besonders da die Hautfarbe und Herkunft des Mannes in den Romanen auch eine sehr wichtige Rolle spielt. Elba gibt Roland hier jedoch seinen eigenen, bärbeißigen Charme und trägt den Film, neben dem eigentlichen Hauptdarsteller Tom Taylor, der seine Sache hier verdammt gut macht, auf seinen breiten Schultern. Die Chemie der beiden stimmt auch in einigen sehr hübschen, trockenhumorigen Elementen, Scene Stealer ist aber natürlich der für "Dallas Buyers Club" mit dem Oscar ausgezeichnete Matthew McConaughey als Gegenspieler, der deutlich Spaß daran hat, als Antagonist mit schier unaufhaltsamen Kräften so richtig auf der Klaviatur der Diabolik zu spielen.
Optisch erwarten uns einige sehr solide Actionszenen, die nett gemacht sind, mehr aber auch nicht. Auffällig ist, dass dem dunklen Turm gerade gegen Ende doch deutlich der Schwung verloren geht und der finale Showdown in seiner Einfachheit doch arg enttäuscht. Zuvor haben wir aber immerhin einen recht runden, flotten und simplen Fantasy-Actioner gesehen, der gerade in seinem ersten Drittel mit einer starken Atmosphäre aufwartet. Kinogängern, welche die Bücher nicht gelesen haben, dürften einige Details jedoch seltsam vorkommen. Während Leser mit den Dämonen und einigen monsterartigen Gegenspielern vertraut sind und sie alleine deshalb fürchten, da King sie in seinen Romanen so grandios beschreibt, steht die Gefahr im Raum, dass Nichtkenner mit solcherlei Anspielungen überfordert sind oder sie gar als lächerlich empfinden, wird das große Epos, auf welchem all dies beruht, hier doch nie greifbar.
Dennoch machen die Anspielungen auf bekannte Details wie den Scharlachroten König oder auf andere King-Werke (u.a. wird "Es", "Shining" und sogar "Die Verurteilten" eine kleine Huldigung zuteil) ziemlich viel Spaß und lassen uns wissen, dass die Macher sich der Bedeutung dieser Welt bewusst sind und dementsprechend auf Kleinigkeiten und Stimmigkeit der einzelnen Elemente achten. Als nettes Experiment geht das also durch, ich warte dennoch weiterhin auf eine richtige, epische Verfilmung der acht Bücher im "Der Herr der Ringe"-Stil. Kings Meisterwerk hätte es mehr verdient als all die "Twilights" dieser Welt... also setzt euch daran. Denn das hier ist zwar nett, dem Opus Magnum eines der begnadetsten Horror-Autoren dieser Zeit aber sicherlich nicht würdig.
Fazit: Netter Fantasy-Actioner mit exquisiter Besetzung und einigen hübschen Actionszenen. Dem großen Werk Kings wird das nicht gerecht, trotz einiger sinniger und interessanter Anspielungen kann diese Neuinterpretation niemals greifbar machen, was "Der dunkle Turm" in Romanform eigentlich für ein Meisterwerk ist.
Note: 3
DER DUNKLE TURM
Der junge Jake Chambers (Tom Taylor) wird von schrecklichen Alpträumen und Visionen verfolgt. Darin sieht er den Mann in Schwarz (Matthew McConaughey), welcher in "Midwelt" die Zerstörung des im Zentrum aller Universen stehenden Dunklen Turmes anstrebt, was alle Welten in die Dunkelheit stürzen würde. Jakes Eltern zweifeln bereits an dessen Verstand, doch dann gerät er tatsächlich in die Fänge der Helfer des Mannes in Schwarz und gelangt nach Midwelt. Dort trifft er Roland Deschain (Idris Elba), den letzten Revolvermann einer langen Erblinie, welcher den Mann in Schwarz verfolgt, um ihn zu töten und so die Zerstörung aller Welten zu verhindern...
Och doch, kann es eigentlich schon, wenn man seine Erwartungen ein wenig umstellt. Lustigerweise habe ich hier mit einem Debakel sondergleichen gerechnet und wachte bereits mit Argusaugen über die erste Verfilmung einer meiner liebsten, wenn nicht gar der liebsten Romanreihe aller Zeiten. Und natürlich habe ich kein Werk bekommen, welches dieser fantastischen Reihe (vielleicht das beste, was King je geschrieben hat) gerecht werden würde. Man muss aber auch sagen, dass Regisseur Nikolaj Arcel und sein Team dies nicht im Sinn hatten. Arcel und Co. nehmen sich einige Aufhänger und Versatzstücke der Reihe, insbesondere des ersten und dritten Bandes, und fügen diese schlichtweg neu an. Man kann hier also eine klare Neuinterpretation der bekannten Geschichte sehen, sicherlich aber keine Verfilmung. Wenn der Leser sich dies von Anfang an klarmacht, dürfte er einen recht netten, kurzweiligen Kinoabend verbringen, der aus dieser Blockbuster-Saison qualitativ nicht herausragt, aber auch sicherlich nicht absäuft, denn dafür ist das alles doch viel zu solide und gekonnt inszeniert.
Da es sich hier auch um keine Verfilmung der Bücher handelt, sondern um eine Neuausrichtung, fallen eigentliche Probleme wie die Besetzung von "Thor"-Star Idris Elba als Roland weg. Dieser passt natürlich gar nicht auf den Revolvermann, den Stephen King über sieben Bücher hinweg als einsamen und knurrigen Helden entwarf, besonders da die Hautfarbe und Herkunft des Mannes in den Romanen auch eine sehr wichtige Rolle spielt. Elba gibt Roland hier jedoch seinen eigenen, bärbeißigen Charme und trägt den Film, neben dem eigentlichen Hauptdarsteller Tom Taylor, der seine Sache hier verdammt gut macht, auf seinen breiten Schultern. Die Chemie der beiden stimmt auch in einigen sehr hübschen, trockenhumorigen Elementen, Scene Stealer ist aber natürlich der für "Dallas Buyers Club" mit dem Oscar ausgezeichnete Matthew McConaughey als Gegenspieler, der deutlich Spaß daran hat, als Antagonist mit schier unaufhaltsamen Kräften so richtig auf der Klaviatur der Diabolik zu spielen.
Optisch erwarten uns einige sehr solide Actionszenen, die nett gemacht sind, mehr aber auch nicht. Auffällig ist, dass dem dunklen Turm gerade gegen Ende doch deutlich der Schwung verloren geht und der finale Showdown in seiner Einfachheit doch arg enttäuscht. Zuvor haben wir aber immerhin einen recht runden, flotten und simplen Fantasy-Actioner gesehen, der gerade in seinem ersten Drittel mit einer starken Atmosphäre aufwartet. Kinogängern, welche die Bücher nicht gelesen haben, dürften einige Details jedoch seltsam vorkommen. Während Leser mit den Dämonen und einigen monsterartigen Gegenspielern vertraut sind und sie alleine deshalb fürchten, da King sie in seinen Romanen so grandios beschreibt, steht die Gefahr im Raum, dass Nichtkenner mit solcherlei Anspielungen überfordert sind oder sie gar als lächerlich empfinden, wird das große Epos, auf welchem all dies beruht, hier doch nie greifbar.
Dennoch machen die Anspielungen auf bekannte Details wie den Scharlachroten König oder auf andere King-Werke (u.a. wird "Es", "Shining" und sogar "Die Verurteilten" eine kleine Huldigung zuteil) ziemlich viel Spaß und lassen uns wissen, dass die Macher sich der Bedeutung dieser Welt bewusst sind und dementsprechend auf Kleinigkeiten und Stimmigkeit der einzelnen Elemente achten. Als nettes Experiment geht das also durch, ich warte dennoch weiterhin auf eine richtige, epische Verfilmung der acht Bücher im "Der Herr der Ringe"-Stil. Kings Meisterwerk hätte es mehr verdient als all die "Twilights" dieser Welt... also setzt euch daran. Denn das hier ist zwar nett, dem Opus Magnum eines der begnadetsten Horror-Autoren dieser Zeit aber sicherlich nicht würdig.
Fazit: Netter Fantasy-Actioner mit exquisiter Besetzung und einigen hübschen Actionszenen. Dem großen Werk Kings wird das nicht gerecht, trotz einiger sinniger und interessanter Anspielungen kann diese Neuinterpretation niemals greifbar machen, was "Der dunkle Turm" in Romanform eigentlich für ein Meisterwerk ist.
Note: 3
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