Na gut, dann kämpfe ich mich eben durch. Diese Entscheidung traf ich, nachdem auch die zweite Staffel der zumeist einhellig gelobten, von mir jedoch arg enttäuscht aufgenommenen Serie "Orphan Black" keine Besserung brachte. Drei recht kurze, knackige Staffeln würde ich aber schon noch schaffen, um zumindest sagen zu können, dass ich alles gesehen habe und um meine Meinung dementsprechend vertreten zu können. Nach dem Beenden der dritten Season liegen nun also nur noch zwanzig Folgen vor mir und ich kann sagen, dass ich die auch noch packen werde, auch wenn die Qualität weiterhin kaum gestiegen ist...
ORPHAN BLACK - STAFFEL 3
Sie näherten sich der Auflösung hinter dem mysteriösen und kaltblütigen Dyad-Institut, doch nun stehen sie vor weiteren Fragezeichen. Das Militär-Institut Castor entwirft männliche Klone und Sarah Manning (Tatiana Maslany) entschließt sich dazu, auch diesem Geheimnis auf die Spur zu gehen, weiterhin unterstützt von ihrem Ziehbruder Felix (Jordan Gavaris) und ihren Klonschwestern. Während Cosima (Tatiana Maslany) einen Rückfall zu befürchten hat, müssen sich Alison (Tatiana Maslany) und ihr Ehemann Donnie (Kristian Bruun) mit finanziellen Nöten herumschlagen und sehen nur einen Ausweg: Sie wollen das Drogengeschäft von Alisons geheimem Kontakt Ramone (Alex Ozerov) übernehmen...
Es geht so weiter, wie man es sich denken konnte. Fans der ersten beiden Staffeln kommen also auch mit der dritten Season, die sich weiter zuspitzt, manch ein Geheimnis lüftet und weitere Fragezeichen stellt, voll auf ihre Kosten. Wer jedoch, wie ich, mit der wirren Geschichte rund um Klone, geheimnisvolle Institute, Gentechniken und bösen Hintermännern bislang wenig anfangen konnte, der wird auch hier nicht bekehrt... aber das war auch nicht wirklich zu erwarten. Immerhin muss man aber sagen, dass sich die Serie zumindest streckenweise bessert und somit qualitativ die Nase vorne hat, wenn auch nicht weit. Im Mittelteil wird es sogar regelrecht spannend und dank einiger mutiger Szenen und endlichen, klaren Antworten, die das Bild aufhellen und dem Zuschauer endlich zumindest einigermaßen verständlich machen können, was hier eigentlich los ist, steigt auch der Unterhaltungswert. Es wird dramatisch, es geht ab und zu sogar etwas in die Tiefe und es hält manch eine Überraschung bereit - positive Punkte, die man auf die ersten beiden Staffeln so nur sehr begrenzt münzen konnte.
Daneben bleiben aber weiterhin die altbekannten Schwächen in der Inszenierung, wobei das Tempo erneut so hochgehalten wird, das ständige Ortswechsel und ganze Charakteränderungen auf dem Plan stehen. Bezeichnend ist dafür ist erneut Sarahs homosexueller Ziehbruder Felix, der im Grunde immer genau in der Stimmung ist, die das Skript ihm vorschreibt, wobei jegliche glaubwürdige Charakterzeichnung mit Füßen getreten wird. In einer Folge kämpft er dabei dramatisch und unter Tränen für die Sicherheit seiner geliebten Schwester, riskiert sein Leben und geht in die Vollen... um nur eine Folge später als Make-Up-Helferlein bei einer Elternratswahl (!) beizustehen und dabei kleine Problemchen zu lösen. Von der vorherigen Dramatik fehlt nun jede Spur, wieso all diese Schwierigkeiten bei Felix (und auch bei den meisten anderen Charakteren, die weiterhin wie überzogene Abziehbilder behandelt werden) einfach keinen Eindruck hinterlassen, bleibt weiterhin schleierhaft.
Dazu kommt dann ein unsinniger Subplot rund um Alison und ihren Einstand im Drogengeschäft, der mit dem Rest der weitaus düstereren Handlung nichts zu tun hat und nebenher läuft, um die Hauptfigur eben weiterhin in der Serie zu halten. Würde es diesen Plot nicht geben, hätte man diesen Klon samt ihrem tatterigen Ehemann wohl ersatzlos aus der Serie streichen können, was sicherlich machbar und okay gewesen wäre... dann wären aber wohl auch manch hartgesottene Fans auf die Barrikaden gegangen. Die Macher bieten also weiterhin über den ebenso schwachsinnigen wie unpassenden Humor innerhalb der sonst düsteren Geschichte, manch einem Verrat, den ewigen Entführungen und Fluchtversuchen und natürlich Felix' One-Man-Shows alles, was die Fans sehen wollen. Ob das dann alles zusammenpasst, ist zweitrangig, dementsprechend springt die Handlung auch als nicht nachvollziehbarer Wust von Plot zu Plot, hetzt durch ihre Geschichte und lässt den Figuren wenig Freiraum zum Atmen.
Immerhin bekommen Cosima, Sarah und besonders Helena nun etwas mehr Zeit, um sich zu profilieren und ihre kleinen, persönlichen Sidestorys funktionieren dann auch über kürzere Strecken, bevor sie erneut in den sinnfreien Action-Wust aus Verrat, Technik, Wissenschaft und Religion gezogen werden, in welchem jede Figur irgendwie die Seiten wechselt, wo jeder tödlich verwundet werden kann, um dann doch noch irgendwie zu überleben (gut, das gilt nicht für jedermann) und wo exzessiv gefeiert werden kann, obwohl zuvor noch Mord- und Totschlag herrschte. Das ist immer noch ziemlich seltsam, aber zumindest vergleichsweise runder. Wenn dieser kleine, qualitative Anstieg weitergeht, wirds in Staffel 4 aber vielleicht noch besser. Aber viele Hoffnungen möchte ich da nicht haben.
Fazit: Staffel 3 bewegt sich in manchen Episoden mutiger, runder und spannender. Die sprunghafte Handlung bleibt jedoch und lässt Charakterentwicklung, Logik und Tiefe hinten an stehen. Wirklich gute Serienunterhaltung ist das also noch immer nicht.
Note: 3-
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