Laut Aussagen der Macher war eine Fortsetzung zu "Hangover" bereits während der Produktion des ersten Teils geplant. Möglich, schließlich bot sich die Figurenkonstellation für weitere verrückte Buddy-Abenteuer ja durchaus an. Als sicher gilt aber natürlich auch, ganz frei nach den ungeschriebenen Gesetzen Hollywoods, dass das Sequel erst in Stein gemeißelt war, als sich "Hangover" 2009 als Mega-Überraschungshit erwies, der auch heute noch als Kultstreifen gilt. Also Feuer frei für die Fortsetzung, die nun keinerlei Risiken mehr eingeht und dabei die Grundidee des Vorgängers einfach wiederholt... was natürlich nach hinten losgegangen ist.
HANGOVER 2
Eine neue Hochzeit steht an: Diesmal möchte Zahnarzt Stu (Ed Helms) seine geliebte Lauren (Jamie Chung) in ihrer Heimat ehelichen, weswegen er sich mit seinen Freunden Phil (Bradley Cooper), Doug (Justin Bartha) und Alan (Zach Galifianakis) nach Bangkok aufmacht. Während des dortigen stattfindenden Junggesellenabschiedes passiert es jedoch erneut: Phil, Stu und Alan wachen an der Seite von Mr. Chao (Ken Jeong) in einem maroden Hotelzimmer mitten in Bangkok auf. Laurens kleinder Bruder Teddy (Mason Lee), der der Sauftour ebenfalls beiwohnte, ist spurlos verschwunden und Doug berichtet von der Heimat aus, dass sich alle Sorgen machen würden. Nun ist es also erneut am Wolfsrudel, die chaotische Nacht wieder in Erinnerung zu rufen und das Schlimmste noch zu verhindern...
Es ist schon erstaunlich, wie wenig Risiken die Macher hinter diesem Film (Regisseur Todd Phillips ist erneut an Bord) eingehen. In dem klaren Wissen, wie gut den Zuschauern "Hangover" gefallen hat, versuchen sie natürlich, dieses Konstrukt neu aufzubauen, ist es doch eine bestechende Logik, dass die Leute noch mal lachen werden, wenn man all dies genau so erneut aufzieht. Nein, natürlich ist es das nicht und so besticht "Hangover 2" einfach nur noch als reine Kopie eines originellen und lustigen Filmes, wobei komplette Abläufe, Stilmittel und Handlungsmuster aus dem Original genutzt und wiederverwendet werden.
Dabei schaffen es die Macher sogar, einige nette Neuerungen, die man hier dringend hätte verwenden sollen, vollständig zu übersehen. So wäre es ein Leichtes gewesen, dass dreiköpfige Wolfsrudel nun durch den im ersten Teil noch über weite Strecken verschollenen Doug zu vervollständigen... vielleicht, um eine "neue" Figur beizusteuern, die ein wenig Leben in die Charakter-Konstellationen bringt. Aber nein, das wäre natürlich ein zu großes Risiko und würde zu viel von dem ändern, was die Leute an Teil Eins liebten, weswegen Justin Barthas Doug mit fadenscheinigen Erklärungen für abwesend erklärt wird. Das ist nicht nur unkreativ, es lässt sich logisch auch nur sehr, sehr schwer erklären.
Aber gut, kreativ wollten sie sicher nicht sein, die Menschen, die dieses langerwartete Sequel zu einem der größten Komödien-Hits der letzten zehn Jahre gemacht haben. Und deswegen verlagert man den Schauplatz einfach von Las Vegas nach Bangkok, tauscht den im Bad eingesperrten Tiger gegen ein Äffchen mit schmucker Weste und den verschwundenen Bräutigam gegen den verschollenen Bruder der Braut. Viel mehr Innovation als diese winzigen Variationen sollte man hier nicht erwarten, darüber hinaus wird einfach noch einmal das gleiche Programm abgespult, dem es nun jedoch weitestgehend an Frische und guten Ideen mangelt. Der Skurillitäts-Faktor wurde dank einer größeren Rolle für den ziemlich nervigen Mr. Chao (ja, Ken Jeong ist auch wieder mit dabei) und einem Fokus auf den ständig ausrastenden Stu noch weiter in die Höhe geschraubt und liefert auch mehr Gags, die böse unter die Gürtellinie zielen... ohne dabei aber jemals wirklich schmutzig zu werden. Dies führt dazu, dass "Hangover 2" zwar sehr laut, wild und tempomäßig schnell daherkommt, dass die Lacher aber zugleich auch deutlich weniger geworden sind.
Natürlich amüsiert man sich erneut über das noch immer sehr charmante Zusammenspiel der drei Hauptdarsteller (auch wenn Bradley Cooper neben Zach Galifianakis und Ed Helms diesmal doch deutlich braver und blasser daherkommt) und in einigen Einzelszenen kommt man zumindest auf Touchfühlung mit dem Original... so in einer wilden Verfolgungsjagd per Auto durch Bangkok oder einen hübschen Gastauftritt eines alten Bekannten zum Schluss. Ansonsten ist das aber schon eine ziemlich lahme Kopie, in welcher die neuen Antworten auf den großen Kater höchst unkreativ und blöde ausfallen und die einzelnen Stationen innerhalb des Chaos (über einen Stripclub bis hin zu einem Kloster) auch nicht mehr wirklich aufregend sind. Da lieferte Teil 1 doch deutlich mehr Esprit und Wortwitz, wohingegen hier im Grunde nur noch der Holzhammer zuschlägt, was auf Dauer ziemlich anstrengend ist.
Fazit: In Einzelszenen macht "Hangover 2" besonders dank des Hauptdarsteller-Trios wieder Spaß, ansonsten handelt es sich jedoch um eine ebenso mutlose wie ideenarme Kopie des Originals, dem Charme, Witz und Kreativität weitestgehend abgehen.
Note: 4+
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