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Die Monster AG

Pixar hat uns schon in etliche Welten entführt, von denen wir zuvor niemals geahnt hätten, dass sie auf filmischer Basis überhaupt funktionieren könnten. Lebendige Spielzeuge und ein Blick in die Welt der Ameisen zählen da sogar noch zu den "einfacheren" Storylines, aber zwei Roboter, die sich ineinander verlieben? Eine Ratte, die sich zum Chefkoch mausert? Und ein alter Rentner, der gemeinsam mit einem jungen Pfadfinder per fliegendem Haus ein Abenteuer erlebt? Pixar machte aus diesen zuerst einmal skurill klingenden Geschichten stets grandiose Filme mit Herz und Witz... und genau in diese Kerbe schlägt auch der wunderbar-temporeiche "Die Monster AG" aus dem Jahr 2001.

DIE MONSTER AG


Monster James P. Sullivan ist der beste Erschrecker der "Monster AG" - eine Firma, durch welche die Stadt Monstropolis und ihre tierischen Einwohner Strom und Energie mit Hilfe der Schreie verängstiger Kinder gewinnen. Dazu schleichen sich die Monster per Türen in die Kinderzimmer und besorgen somit die Energie - auch wenn die Stadt mittlerweile, durch die schneller abgehärteten Kids, in eine Krise zu rutschen droht. Als eines Tages das kleine Menschenmädchen Boo den Weg in die Monsterwelt findet und dabei "Sully" in die Hände fällt, sind er und sein bester Freund Mike plötzlich in Gefahr - droht ihr ärgster Konkurrent Randall doch Wind von der verbotenen Sache zu bekommen, da Kinder in der Monsterwelt als extrem gefährlich gelten...

Die Idee ist wunderbar: Kinder fürchten sich vor den großen Monstern in ihren Schränken - in Wahrheit haben diese Monster jedoch noch viel mehr Angst vor den Kindern selbst. Aus dieser ebenso simplen wie genialen Idee entstand ein rund neunzigminütiger Animationsfilm, der es zwar nicht ganz mit den Meisterwerken der Pixar-Liga aufnehmen kann, dafür aber mit rasantem Tempo, etlichen cleveren Gags und sympathischen Figuren überzeugt. Dabei schlägt man sich gerade im Bezug auf die Entwicklung der einzelnen Charaktere nicht immer originell, was aber im Grunde gar nicht schadet - denn die Welt, die hier erschaffen wurde, ist genau das und gleicht manch eine banale Story-Wendung locker wieder aus. 
Pixartypisch wartet dabei an jeder Ecke ein neues Detail und wenn Mike und Sully zu Beginn durch Monstropolis streifen und dabei jede Menge unterschiedliche Monster bei ihrer Arbeit antreffen, dann kann man Pixar nur zu diesen brillanten Ideen gratulieren. Sie alle haben Wiedererkennungswert und die ganze Welt erscheint in sich absolut schlüssig - auch wenn einige Fragezeichen bezüglich abwesender Eltern oder verbannten Bösewichten noch ein wenig in der Luft bleiben. Darüber hinaus ist all das in seinem Kontext aber absolut sinnig, erzählt eine Geschichte, die vor Slapstick und vor cleverem Wortwitz nur so sprüht und nebenbei auch das Herz am rechten Fleck hat - wer am Ende nicht doch eine Träne im Augenwinkel hat, der dürfte wohl aus Stein geformt sein, denn das ist hier schon ziemlich bewegend und einfach herrlich schön. 
Dies dürfte auch an Menschenkind Boo liegen, sicherlich das niedlichste, menschliche Wesen der ganzen Pixar-Geschichte, die Sully und Mike ab und an gar die Schau stiehlt. Und wenn Boo das nicht tut, sind andere Monster zur Stelle, wobei es schwer fällt, einen echten Favoriten herauszupicken: Randall ist als erster Bösewicht einfach herrlich intrigant und schleimig (und wird in der deutschen Version von "Vorstadtkrokodile"-Star Martin Semmelrogge gesprochen, was einfach herrlich passt); der Chef der ganzen Firma, Waternoose, ist besonders auf animationstechnischer Hinsicht ein echter Gewinn, dürfte kleinere Kinder aber auch das ein oder andere Mal verschrecken - ein Grund, wieso dieser Film erst ab sechs Jahren freigegeben ist; und als Highlight des trockenen Humors gestaltet sich Rosa, die Buchhalterin, die den kleinen Mike immer wieder wegen nicht abgegebener Berichte ärgert. 
Das ist schon alles ziemlich witzig, auf animationstechnischer Basis ein echter Hingucker, untermalt mit einem grandiosen Soundtrack und abgeschlossen mit einem rasanten Action-Finale, welches sich über mehrere Ebenen hangelt und dabei einfach vorbildhaft unterhält. Die Grundidee wurde also auch für einen ganzen, abendfüllenden Film hervorragend genutzt, wie man es (zu dieser Zeit) eben auch von Pixar gewohnt war. Der Funke springt dabei vielleicht nicht immer ganz so über wie bei den Meisterwerken rund um "Toy Story" und "Ratatouille", ein wirklich schöner Streifen für Jung und Alt bleibt aber dennoch.

Fazit: Herrlich rasanter Animationsstreifen voll cleverem und auch mal lauterem Witz, ausgestattet mit sympathischen Figuren, viel Action und ebenso viel Herz. Letzten Endes fehlt es ein wenig am letzten Funken und nicht immer wirkt die Handlung ganz schlüssig, das tut dieser turbulenten Achterbahnfahrt aber nur selten einen Abbruch.

Note: 2-



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